Daemon von Karanda
aufstehst.«
»Das ist wirklich nicht höflich, Durnik«, tadelte Polgara.
»Ich wollte auch nicht höflich sein, Pol. Ich sehe überhaupt nicht ein, weshalb er bei uns sein muß. Er ist ein Verräter! Warum geht er nicht zu seinen Freunden?«
Der stumme Hüne stand mit traurigem Gesicht auf. Er hob eine Hand, offenbar in einer dieser den anderen unverständlichen Gesten, mit denen er sich mit dem Schmied verständigte, aber Durnik wandte ihm betont den Rücken zu. Toth seufzte und setzte sich in eine Ecke, wo er aus dem Weg war.
»Garion«, sagte Ce'Nedra plötzlich und schaute sich mit besorgter Miene um. »Wo ist mein Baby?«
Er starrte sie an.
»Wo ist Geran?« rief sie schrill.
»Ce'Nedra…«
»Ich höre ihn weinen. Was hast du ihm getan?« Abrupt sprang sie auf, schoß im Zelt herum, riß die Vorhänge zur Seite, die zur Schlafabteilung führten, und zog die Decken von jedem Bett. »Helft mir!« schrie sie. »Helft mir doch mein Baby suchen!«
Garion durchquerte rasch das Zelt und faßte sie am Arm. »Ce'Nedra…«
»Nein!« brüllte sie ihn an. »Du hast ihn irgendwo versteckt! Laß mich!«
Sie riß sich los, stieß in ihrer verzweifelten Suche Möbelstücke um, und weinte und schluchzte dabei.
Wieder versuchte Garion, sie festzuhalten, doch plötzlich fauchte sie ihn an und streckte die Finger wie Krallen aus, um nach seinen Augen zu hacken.
»Ce'Nedra! Hör auf!«
Doch sie schoß um ihn herum und stürzte aus dem Zelt in die Schnee-nacht. Als Garion ihr nachlaufen wollte, versperrte ihm ein rotgewandeter Malloreaner den Weg. »Marsch! Zurück ins Zelt!« bellte er und hielt Garion mit dem Speerschaft auf. Über die Schulter des Mannes sah Garion, wie sie sich gegen einen anderen Soldaten wehrte. Ohne zu überlegen schmetterte er die Faust in das Gesicht vor ihm. Der Wächter taumelte rückwärts und fiel. Garion sprang über ihn, doch plötzlich wurde er von hinten von einem halben Dutzend weiterer Soldaten festgehalten. »Laß sie los!« brüllte er den Wächter an, der einen Arm der kleinen Königin grausam nach hinten bog.
»Zurück ins Zelt!« donnerte eine rauhe Stimme. Garion wurde Schritt um Schritt rückwärts zum Zelt gezerrt. Der Soldat, der Ce'Nedra aufgehalten hatte, brachte sie halb tragend, halb schiebend ebenfalls zurück.
Mit ungeheurer Willenskraft gelang es Garion seine Beherrschung zurück-zugewinnen.
»Das genügt!« Polgaras Stimme klang wie ein Peitschenhieb.
Die Soldaten blieben unsicher stehen und blickten mit merklicher Furcht auf die gebieterische Gestalt an der Zelttür.
»Durnik«, sagte sie. »Hilf Garion Ce'Nedra ins Zelt zurückbringen.«
Garion riß sich los. Mit Durnik nahm er dem Soldaten die sich wild wehrende kleine Königin ab und zog sie zum Zelt.
»Sadi«, wandte sich Polgara an den Eunuchen, als Garion und Durnik mit Ce'Nedra ins Zelt zurückkehrten. »Habt Ihr etwas Oret in Eurem Kästchen?«
»Selbstverständlich, Lady Polgara. Aber seid Ihr sicher, daß Oret hier angebracht ist? Ich würde eher zu Naladium raten.«
»Ich fürchte, es handelt sich hier um mehr als einen einfachen Fall von Hysterie, Sadi. Ich möchte etwas, das stark genug ist, daß sie nicht gleich aufwacht, sobald ich ihr den Rücken zugewandt habe.«
»Was immer Ihr für angebracht haltet, Lady Polgara.« Er ging über den Teppichboden, öffnete sein rotes Lederkästchen und holte eine winzige Flasche mit dunkelblauer Flüssigkeit heraus. Dann nahm er einen Becher Wasser vom Tisch und blickte sie fragend an.
Polgara kräuselte überlegend die Stirn. »Nehmt drei Tropfen«, wies sie ihn schließlich an.
Er blickte sie leicht erschrocken an, dann träufelte er vorsichtig die drei Tropfen in das Wasser.
Selbst mit vereinten Kräften dauerte es eine Weile, bis sie Ce'Nedra soweit hatten, daß sie aus dem Becher trank. Nach ein paar Sekunden wurden ihr Schluchzen und ihre Gegenwehr allmählich schwächer. Schließ-
lich seufzte sie tief, ihre Lider fielen zu und ihr Atem wurde regelmäßig.
»Bringen wir sie zu Bett«, sagte Polgara. Sie ging voraus in eines der Schlafabteile, die durch Vorhänge abgetrennt waren.
Garion hob seine zierliche, entschlummerte Frau auf die Arme und folgte Polgara. »Was hat sie denn, Tante Pol?« fragte er, während er Ce'Nedra behutsam auf das Bett legte.
»Ich bin mir nicht sicher«, gestand Polgara. Sie deckte Ce'Nedra mit einer kratzigen Soldatendecke zu. »Ich brauche mehr Zeit, um es festzustellen.«
»Was können wir tun?«
»Nicht
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