Daemon von Karanda
sie. »Ich glaube, es ist deine Aufgabe. Ich muß mich auf Zandramas konzentrieren.«
Er bückte sich und tauchte eine Hand in das glitzernde Wasser. Dann schüttelte er sich und brummte: »Das ist ja eisig!«
Silk grinste.
»Sag lieber nichts, Kheldar!« drohte Belgarath und begann, sich auszu-ziehen. »Halt bloß den Mund!«
Sie waren alle ein wenig überrascht, wie drahtig und muskulös der alte Mann war. Obwohl er gern gut und reichlich aß und eine Vorliebe für starkes dunkles Bier hatte, war sein Bauch flach wie ein Brett. Schultern und Brust waren zwar nicht breit, doch man sah bei jeder Bewegung, wie geschmeidig ihr Muskelspiel war.
»Oh, oh!« murmelte Sammet bewundernd, während sie den alten Mann im Lendentuch betrachtete.
Plötzlich grinste er sie koboldhaft an. »Möchtest du vielleicht wieder einmal im Wasser herumtollen, Liselle?« fragte er, und seine leuchtend blauen Augen wirkten verschmitzt.
Sie errötete tief und warf einen schuldbewußten Blick auf Silk.
Belgarath lachte, beugte sich vor und durchschnitt das Wasser so glatt wie eine Klinge. Nach mehreren Metern tauchte er auf und sprang hoch in die Luft. Die Sonne schimmerte auf seinen silbrigen Schuppen, und er schwenkte seinen breiten, gegabelten Schwanz, daß die Tropfen wie schillernde Edelsteine auf die glitzernde Wasseroberfläche sprühten. Dann tauchte sein dunkler, schwerer Fischkörper tief hinab in den kristallklaren See.
»Oh!« hauchte Durnik, und unwillkürlich zuckten seine Finger.
»Vergiß es, Liebes.« Polgara lachte. »Es würde ihm gar nicht gefallen, wenn er deinen Angelhaken in den Rachen bekäme.«
Der große Lachs mit den silbernen Seiten verschwand in einer ausge-zackten Öffnung nahe dem Seegrund.
Sie warteten, und Garion wurde plötzlich bewußt, daß er den Atem angehalten hatte.
Sie hatten das Gefühl, eine Ewigkeit wäre vergangen, ehe der große Fisch aus der Öffnung der Unterwasserhöhle herausschoß, weit hinaus in den See schwamm, und schließlich den Kopf schüttelnd und mit dem Schwanz auf der Wasseroberfläche springend zurückkehrte, daß es aussah, als tanze er auf seinen Flossen. Schließlich tauchte er kopfüber wieder ins Wasser nahe dem Ufer, und Belgarath stieg triefend und fröstelnd heraus. »Sehr erfrischend«, bemerkte er, während er das Ufer hochkletterte.
»Hast du eine Decke, Pol?« Er streifte sich das Wasser mit den Händen von Armen und Beinen.
»Angeber!« brummelte Beldin.
»Was ist da unten?« erkundigte sich Garion.
»Sieht aus wie ein alter Tempel«, antwortete der alte Mann und rieb sich mit der Decke ab, die Polgara ihm gebracht hatte. »Jemand hat die Seiten einer natürlichen Höhle ausgemauert. Es gab einen Altar mit einer seltsamen Nische – leer, natürlich – , aber etwas füllte die Grotte mit seiner überwältigenden Gegenwart, und die Steine glühten rot.«
»Der Sardion?« fragte Beldin angespannt.
»Nicht mehr«, antwortete Belgarath und trocknete sich das Haar. »Er war dort, eine sehr, sehr lange Zeit – und er hatte eine Barriere errichtet, die verhinderte, daß man ihn finden konnte. Er ist jetzt fort, aber von nun an werde ich seine Ausstrahlung erkennen, wenn ich in seine Nähe komme.«
»Garion!« rief Ce'Nedra. »Sieh doch!« Mit zitternder Hand deutete sie auf einen nahen Felsen. Hoch oben stand eine Gestalt in glänzendem, schwarzem Satin. Selbst ehe sie die Kapuze mit einer Geste ungeheuren Hochmuts zurückwarf, wußte Garion, wer sie war. Ohne zu überlegen, griff er voll brennenden Zornes nach Eisenfausts Schwert.
Doch da sprach Cyradis mit klarer, fester Stimme: »Ich bin erzürnt über Euch, Zandramas! Versucht nicht zu verändern, was geschehen muß, wenn Ihr nicht wollt, daß ich meine Entscheidung sofort fälle!«
»Wenn du das tust, du blinde, kriechende Kreatur, wird alles dem Chaos anheimfallen! Deine Aufgabe wird sich nicht erfüllen lassen, und blinder Zufall ersetzt die Prophezeiung. Sieh, ich bin das Kind der Finsternis, und ich fürchte die Hand des Zufalls nicht, denn der Zufall ist mehr mein Diener als der des Kindes des Lichtes!«
Da hörte Garion ein leises Knurren. Es war ein schrecklicher Laut – um so schrecklicher, da er aus der Kehle seiner Gemahlin kam. Schneller, als man für möglich gehalten hätte, schoß Ce'Nedra zum Pferd des Schmiedes und riß Durniks Axt aus ihrer Halteschlaufe. Mit einem Wutschrei rannte sie, die Axt schwingend, um das Ufer des kleinen Bergsees herum.
»Ce'Nedra!« brüllte er und
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