Dämon
nicht finden können. Nun suchte er erneut, während er auf dem Rücken lag und durch die Zeltklappe blickte. Der Himmel sah anders aus als zu Hause, die Sternbilder waren nicht die gleichen.
Alles war fremdartig hier im Südpazifik, sogar die Sterne. Irgendwo, unsichtbar von seiner Position aus, leuchtete der Vollmond und erhellte den Himmel, eine dunkle, wenngleich nicht vollkommen schwarze Palette für die Sterne.
Über ihm wogten die Zweige hoher Palmen in der sanften Brise; ihre Umrisse hoben sich schwarz vor dem Nachthimmel ab. Irgendwo tief im Dschungel kreischte ein Affe. Eine kurze Pause, dann ertönte ein Antwortschrei, als die beiden Tiere sich in der Dunkelheit verständigten. Eric starrte weiter zum Nachthimmel empor und lauschte dem Wind, der in den Zweigen rauschte. Ringsum tanzten Insekten in der Luft, dass es klang, als würden tausend Bögen über die Saiten von Violinen gezogen.
Er schloss die Augen. Sekunden später war er eingeschlafen.
Irgendwo in der Dunkelheit des Dschungels ertönte ein lautes Knacken, und Holz splitterte. Eric war schlagartig wach und starrte auf einen großen dunklen Schemen, der dicht vor seinem Gesicht vorbeihuschte. Eine riesige Fledermaus auf der Jagd zwischen den Bäumen.
Es dauerte einen Augenblick, bis Eric seine Schlaftrunkenheit abgeschüttelt und festgestellt hatte, dass es keine Fledermaus, sondern die Zeltklappe war, die sich im Wind bewegte. Müde schloss er die Augen und lauschte dem schweren Atmen von Keaveney, Jersey und Alabama, die neben ihm im Zelt schliefen, während er sich fragte, was ihn geweckt hatte. Er erinnerte sich vage an das Geräusch von irgendetwas, das sich lautstark jenseits des Perimeters durch das Unterholz des Dschungels bewegt hatte.
Er vernahm ein Geräusch und riss erneut die Augen auf. Es war ein schweres, rasselndes Atmen, das von irgendwo draußen vor dem Zelt kam. Ein gehetztes Flüstern folgte, dann ein leises Lachen aus dem Dschungel.
»He!« Er schüttelte Keaveney.
»Was ist?« Keaveney rollte herum.
»Wach auf!«, drängte Eric und schüttelte ihn fester. »Ich hab was gehört!«
»Was denn?«
Beide lagen schweigend im Zelt und lauschten. Draußen ging ein leichter Wind und raschelte in den Zweigen. Die nächtlichen Insekten summten und zirpten immer noch ohne Pause.
»Ich hör nur die Blätter im Wind. Du hast es dir wahrscheinlich bloß …«
»Nein, ich habe es mir nicht eingebildet!«, zischte Eric.
Das Flüstern hatte erneut eingesetzt, gefolgt von einem Kichern. Es klang, als stünden zwei, drei Männer vor dem Zelt, ungefähr zwanzig Meter entfernt im Dschungel. Eric beugte sich vor und spähte durch die Zeltklappe nach draußen. Mitten im Lager erhob sich eine Gestalt. Sie gab ein dumpfes Knurren von sich und streckte sich. Es war Pete, der Dobermann-Mischling, der mit gespitzten Ohren und gebleckten Zähnen dastand und in den Dschungel lauschte.
Das seltsame, leise Kichern hielt an. Eric versuchte sich auf die Worte zu konzentrieren, doch das Flüstern war so undeutlich, dass er nichts verstand.
»Meinst du, es sind Japse?«, flüsterte Keaveney, der schlagartig hellwach geworden war.
Eric schüttelte den Kopf. »Hört sich nicht nach Japsen an.«
»Wer soll sich sonst um diese Zeit da draußen rumtreiben?«
»Vielleicht ein paar von unseren Jungs.«
»Sollen wir nachsehen?«
»Bist du verrückt? Ich gehe nicht aus dem Zelt!«, sagte Eric.
»Wer hat denn jetzt Wache?«
»Sadlon und Hartmere.«
Das Flüstern wurde lauter, bis es sich anhörte, als würde jeden Augenblick ein Streit losbrechen. Die Stimmen erhoben sich zu einem hektischen, zischenden Geräusch, und die Worte wurden noch unverständlicher. Dann weiteres Kichern, gefolgt von einem Kreischen.
»Meine Güte, das ist vielleicht unheimlich!«, flüsterte Keaveney und bemühte sich, unbekümmert zu klingen, doch er hatte Recht. Die Geräusche waren entnervend.
Eric setzte sich auf, schlug die Zeltklappe zurück und starrte angestrengt in die Dunkelheit, doch er sah nichts weiter als die dunklen Umrisse von Zweigen, die sich leicht im Wind wiegten. Auf der Lichtung standen die Zelte der anderen Männer. Alles lag still. Niemand außer ihnen schien wach zu sein.
Er starrte zum Rand der Lichtung, wo er die Wachtposten vermutete, doch in der Dunkelheit waren die Maschinengewehrstellungen nicht zu erkennen. Erneut vernahm er die unterdrückten Stimmen.
»Hallo?«, rief er laut in den Dschungel.
Augenblicklich verstummte das Flüstern.
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