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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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sich selbst hinab. Er blutete heftig aus einer Bauchwunde. Er tastete nach dem Blut, berührte es zaudernd und starrte entsetzt auf seine roten Finger.
    Jefferson legte einen weiteren Pfeil auf und spannte die Sehne bis zum Ohr. Zielte.
    Brogan stieß ein Ächzen aus. Ein grauenvolles Geräusch voll Wut und Schmerz. Er hob die Arme und richtete sie auf Jefferson, die Handflächen nach außen gedreht. Er starrte Jefferson an. »Nein …«, sagte er. »Das ist nicht das Ende.«
    »Doch«, sagte Jefferson. »Diesmal ist es das Ende.«
    Jefferson ließ den Pfeil los. Er traf Brogan mitten in der Brust. Die Spitze drang tief ein, und Brogan stolperte rückwärts. Er verlor das Gleichgewicht und fiel flach auf den Rücken. Dann lag er im Dreck und im Gras, die Arme zu den Seiten ausgestreckt. Seine Beine zuckten. Der Schaft des Pfeils steckte tief in ihm.
    Jefferson näherte sich langsam und blickte seinem ehemaligen Partner ins Gesicht. Regen sammelte sich in den Vertiefungen der Augen, den Linien auf den Wangen, der Grube des Kehlkopfs und durchnässte seine Haare. Brogan hatte die Augen immer noch offen. Er drehte den Kopf und sah Jefferson an.
    Jefferson zog den letzten Pfeil aus dem Köcher, legte ihn auf den Bogen und spannte die Sehne. Er zielte mit der Spitze genau auf Brogans Herz … oder auf die Stelle, wo bei einem Menschen das Herz gesessen hätte. Die Pfeilspitze verharrte wenige Zentimeter über Brogans Brust.
    »Diesmal endet es. Endgültig.«
    Der letzte Pfeil durchbohrte Brogan und drang tief in die Erde unter ihm. Brogan rang ächzend nach Luft, und über ihnen zuckten Blitze über den Himmel. Dann verdrehte er die Augen nach hinten.
    Tot. Endlich tot.
    Hinter sich hörte Jefferson ein leises, schmerzerfülltes Stöhnen. McKenna lag auf der Seite. Die Pfeilspitze ragte aus ihrem Rücken. Jefferson rannte zu ihr, warf sich auf die Knie und hob sie in die Arme. Sie drehte den Kopf zu ihm und blickte ihn an. Auf ihren Lippen schimmerte Blut, und sie hustete vom Blut in der Lunge.
    »Was habe ich getan?«, stieß Jefferson hervor. »Du hast gesagt, du würdest heute nicht sterben. Du hast gesagt, ich könne dich nicht töten … dass es nicht geschehen würde, nicht auf diese Weise …«
    McKenna streckte die Hand nach Jeffersons Gesicht aus und strich ihm das nasse Haar aus der Stirn. Wie viele Male hatte sie das getan? Wie viele Male hatte sie so die Hand nach ihm ausgestreckt? Wie viele Male war sie vor ihm gestorben?
    »So ein schöner Mann.« Sie lächelte. »Nein, du hast mich nicht getötet. Diesmal hast du mich befreit, nicht getötet.«
    Der Regen sammelte sich auf ihrem Gesicht wie zuvor auf dem Brogans. Ihre Haare waren nass und glänzten. Ihre Kleidung war durchnässt. Sie sah so vertraut aus, so vertraut. Die Galla. Das Schiff sank. Angegriffen von japanischen Zero-Kampfflugzeugen. Es sank auf den Grund des Pazifiks. Davis war noch am Leben gewesen, gefangen in der Krankenabteilung des Schiffes.
    Er war zum Bullauge in der Tür gegangen und hatte nach draußen geblickt. Der Korridor war bereits voll gelaufen. Überall trieben Tote. Jemand schwamm aus der Dunkelheit auf ihn zu.
    Eine Frau.
    McKenna.
    Ihre weiße Schwesternuniform schwebte im Wasser wie Nebel um sie herum, und ihr Haar war aufgelöst. Sie starb dort im Wasser, im Korridor, kam aber trotzdem zu ihm ans Fenster. Davis beobachtete sie durch das dicke Glas hindurch. Ihre Blicke begegneten den seinen, und sie presste die Finger an das Glas, die Spitzen ganz dunkel. Jefferson erinnerte sich nun. Und er küsste sie durch das Glas hindurch, das kalte dunkle Glas. Er küsste ihre Finger, bevor sie starb. Bevor sie ertrank, wie jeder andere an Bord.
    McKenna lag in seinen Armen und sah in sein Gesicht. Sie wusste, dass er sich erinnerte. Sie sah in seinem Gesicht, dass er ihr Schicksal kannte. Was geschehen würde.
    »Ich habe gelogen, um dich zu retten«, sagte sie leise. »Ich bin an Bord der Galla gestorben. Und ich sterbe jetzt. Es muss so sein. Ich liebe dich viel zu sehr, um nicht für dich zu sterben. Mein Leben für deins.«
    »Nein, nein, nein! So ist es nicht! Wir haben gesiegt! Diesmal haben wir gesiegt! Der Dämon ist tot. Wir müssen die Vergangenheit nicht wiederholen. Du musst nicht mehr sterben!«
    McKenna nickte. »Ich kann es spüren. Ich sterbe. Dieses Leben schwindet aus mir.«
    »Stirb nicht …«
    »Und ich bin glücklich, weil ich dich im nächsten Leben wiedersehen werde, Will. Weil wir uns wieder lieben und dann

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