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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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eigene Achse drehte und zum Schlafen zusammenrollte.
    Das Grün des Dschungels wurde schwärzer, je mehr das Licht schwand, und die riesigen Blätter wurden zu dunklen Schatten vor dem grauen Himmel. Am Tag hatte es fast ununterbrochen genieselt. Die Feuchtigkeit hatte das dichte Blätterdach überwunden und nach und nach die Monturen der Männer durchnässt, bis nahezu jedes Körperteil nass zu sein schien und Eric sich kaum mehr daran erinnern konnte, jemals trocken gewesen zu sein.
    Mit Einbruch der Nacht wurde es allmählich kühler, und der Regen hörte auf. Nur noch vereinzelte Schauer fielen. In der Ferne vernahmen die Männer das rumpelnde Geräusch von schwerem Mörserfeuer. Eric hatte gehört, dass die Streitkräfte auf einem der Bergrücken zehn Kilometer entfernt auf massiven Widerstand gestoßen waren. Er schloss die Augen und lauschte. Das Rumpeln wirkte beruhigend, beinahe so, als würde man einem fernen Gewitter lauschen.
    Irgendjemand räusperte sich, ein feuchtes, abgehacktes Geräusch, gefolgt von Ausspucken. Ein anderer Marine spannte ein Seil zwischen zwei Bäumen, um Wäsche daran aufzuhängen.
    Die Unterhaltungen waren gedämpft, so erschöpft waren die Männer.
    Alabama lag bereits schlafend im Zelt, die nackten Füße draußen im Eingang. Keaveney wischte sich die Hände ab, legte sein Gewehr auf den Boden und kroch neben Alabama ins Innere.
    »Kommst du auch?«, rief er Eric zu.
    »Ja.« Eric streifte seine Ausrüstung ab und ging vor den Klappen in die Hocke. Die Männer im Innern lagen dicht gedrängt, fast aufeinander. Das Stoffgewebe des Zelts war feucht und roch nach Schimmel, was die Luft noch stickiger machte.
    »Meine Güte, stinkt das hier drin!«, sagte Eric, als er sich ins Zelt quetschte und neben Keaveney auf den Rücken legte.
    »Nasse Socken und Fürze«, erwiderte Keaveney und lachte auf.
    »Das liegt an den Fruchtriegeln aus den Rationen«, sagte Jersey. »Sie bilden Gase in meinem Darm.«
    Eric stützte den Kopf auf die Hand und starrte durch den dreieckigen Zelteingang hinaus in den nächtlichen Himmel. Ringsum im Dschungel leuchteten rote Punkte: Die glühenden Spitzen von Zigaretten, die einige Männer draußen rauchten. Die Punkte schienen in der Luft zu schweben und sich von einer Stelle zur anderen zu bewegen, wenn ihre unsichtbaren Besitzer durchs Lager gingen. Eric legte sich wieder zurück und fühlte sich überraschend behaglich.
    »Sarge?«, flüsterte eine Stimme irgendwo draußen vor dem Zelt.
    »Was ist?«
    »Ich muss auf den Lokus.«
    »Wer spricht?«
    »Anderson, Sir.«
    »In Ordnung, Anderson, aber nehmen Sie jemanden mit.«
    »Jawohl, Sir.« Andersons Stimme wurde ein wenig lauter, als er in die Runde fragte: »Wer will mitkommen?«
    »Ich komme.« Ein weiteres gedämpftes Flüstern zur Linken von Eric. Dann flüsterten ringsum Stimmen, ohne dass Eric sie in der Dunkelheit ihren Besitzern hätte zuordnen können.
    Er hörte ein Rascheln, als jemand in seinem Rucksack kramte. »Scheiße, kann mir jemand Toilettenpapier borgen? Meins ist klatschnass vom Regen«, flüsterte Anderson, an die Gruppe gewandt.
    Eric lachte leise auf. Ringsum kicherten Männer, und die roten Punkte von Zigarettenspitzen tanzten auf und ab.
    »Nimm einfach Blätter«, empfahl jemand. »Irgendwo da drüben hab ich ziemlich große gesehen. Die sind wie ’ne riesige Windel.«
    »Sehr witzig. Was hältst du davon, wenn ich dir auf den Kopf scheiße?«
    Erneutes Kichern.
    »Also schön, ich hab eine trockene Rolle hier. Wenn du sie auf den Boden fallen lässt und sie nass wird, Anderson, benutze ich beim nächsten Mal dein Hemd, um mir den Arsch abzuwischen.«
    Eric hörte, wie jemand über feuchtes Laub ging, als Anderson das Toilettenpapier abholte.
    »He?«
    »Ja?«
    »Fertig? Gehen wir?«
    »Jepp.«
    Die beiden Marines entfernten sich von der Lichtung und drangen ein Stück weit in den Dschungel vor. Eric legte sich zurück und blickte einmal mehr zu den Sternen hinauf. Er erinnerte sich an die Nacht zu Hause, bevor er ins Ausbildungslager gefahren war … seine Freundin Jessica, das hastige Fummeln unter den Tribünen des leeren, dunklen Football-Stadions. Der Geschmack der Cola, die sie getrunken hatten, das Gefühl des harten Grases auf der nackten Haut, und wie er hinterher auf dem Rücken gelegen und zu den Sternen des nächtlichen Sommerhimmels hinaufgesehen hatte. Er hatte nach den gleichen Sternen gesucht, als sie auf den Philippinen angekommen waren, doch er hatte sie

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