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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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leer.
    Neben einem der Löcher lag etwas Dunkles. Eric stieß es mit dem Fuß an. Es war weich und gab unter der Berührung nach, doch Eric konnte in der Dunkelheit lediglich einen unförmigen Umriss erkennen. Er beugte sich vor, nahm sein Feuerzeug heraus, schlug es an und hielt die Flamme über den Boden.
    Übelkeit stieg in ihm auf, und er hatte Mühe, sich nicht zu übergeben. Es war der Hund Pete. Der Dobermann-Mischling lag mit gebrochenem Genick und schlaff heraushängender Zunge neben dem Schützenloch.
    »O Gott«, flüsterte Eric, über den toten Hund gebeugt. Die Schatten der kleinen Flamme tanzten über das matte schwarze Fell.
    Plötzlich wurde ihm die Dunkelheit ringsum bewusst, und hastig schlug er das Feuerzeug zu. Bleiche Farben tanzten in seinem Sichtfeld, während seine Augen sich mühsam wieder an die Dunkelheit gewöhnten. Das leichte Maschinengewehr stand auf einer Lafette direkt vor dem Schützenloch. In der Dunkelheit besaß es ein merkwürdiges Aussehen, wie die Silhouette eines sitzenden Mannes.
    Jenseits des Maschinengewehrs herrschte die ungewisse Schwärze des Dschungels, wo Zweige sich in heranstürmende feindliche Soldaten zu verwandeln schienen und umgestürzte Stämme in kauernde Japse. Insekten veranstalteten einen infernalischen Lärm. Wasser fiel in dicken Tropfen vom Blätterdach und platschte auf Erics Helm. Und ständig gab es raschelnde Geräusche, wie von einem Lebewesen, das sich einen Weg durch dichtes Gehölz bahnte.
    Eric hatte gehört, dass sich die Japaner, wenn sie in der Nacht angriffen, mit Hörnern verständigten und laute Kriegsrufe ausstießen, um die Amerikaner abzulenken. Ein knackender Ast in einiger Entfernung ließ Eric erschrocken zusammenzucken. Irgendetwas war dort draußen im Dschungel. Langsam hob er seinen Karabiner und duckte sich tiefer an den Boden. Sein Knie berührte etwas Warmes, und er wich entsetzt zurück, als ihm bewusst wurde, dass er fast auf dem toten Hund kauerte.
    Er hörte ein neuerliches Geräusch, merkwürdig unpassend, und spitzte die Ohren, bis er es erkannte.
    Ein Lachen.
    Langsam schob er sich vorwärts, bis er sich unmittelbar hinter dem Maschinengewehr befand. Im Dreck neben ihm lag eine silberne Metallkiste. Er klappte den Deckel auf und nahm eine schwere Leuchtpistole hervor, öffnete den Knicklauf und schob eine Leuchtpatrone in die Kammer.
    Das Lachen vor ihm war verklungen und einem verstohlenen Flüstern gewichen, wie zwei Menschen, die miteinander stritten. Eric lauschte angestrengt, versuchte, einzelne Worte zu verstehen, doch es war eine fremde Sprache, und die Laute flossen ineinander wie bei einem Sprechgesang. Er hob die Leuchtpistole und legte den Finger an den Abzug. Aus dem Dschungel vor ihm drangen weitere Geräusche. Das Knacken von morschen Ästen am Boden, die unter schweren Schritten brachen, zischendes Flüstern, gefolgt von einem Ruf, der ähnlich klang wie der Schrei einer Eule.
    Eric hielt die Leuchtpistole nach oben und betätigte den Abzug.
    Ein Geräusch erklang, als hätte man den Korken aus einer Flasche gezogen, und die leuchtende Kugel jagte in die Höhe. Augenblicke später war der Dschungel ringsum in rotes Licht getaucht; Schatten tanzten über den Boden, als die brennende Kugel langsam wieder zu Boden sank. Die dunklen Schemen vor den Bäumen lösten sich auf, und die Zwischenräume füllten sich mit Licht. Endlich sah Eric, was sich vor ihm befand.
    Ein Mann stand dort im Dschungel, zwanzig Meter jenseits der Lichtung, hinter dichtem Blätterwerk. Er war an einen Baum gefesselt, die Arme ausgebreitet, die Beine zusammengebunden. Sein Kopf lag abgetrennt vom Rumpf zu seinen Füßen. Der Mund war weit aufgerissen und voll gestopft mit Erde, Blättern und nassen Zweigen zwischen blauen Lippen. Auf den Schultern des Mannes, wo sein Kopf gewesen war, befand sich nun der Kopf eines Affen, der irgendwie am Rumpf des Toten befestigt war. Es war ein Schimpansenkopf. Die Augen des Tieres waren glasig und leer.
    Eric erkannte den Toten. Es war James Sadlon, einer der beiden Marines, die vor ihm Wache gehabt hatten.
    »O Gott!«, rief Eric laut.
    Die Leuchtkugel sank zwischen die Bäume, und die Helligkeit verblasste. Rasch kehrten die Schatten unter die Bäume zurück. Dann war die Kugel ausgebrannt, und der Dschungel war erneut in Dunkelheit getaucht.
    Hinter sich hörte Eric das wilde, panische Rascheln von Zeltstoff, als Männer hervorstürzten und nach ihren Waffen griffen. Ein Schuss fiel, ein

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