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Daemonen des Lichts

Daemonen des Lichts

Titel: Daemonen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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rannte. Ich verließ meinen Körper. Ich flog. Ich rannte. Im Sturzflug schoss ich in die Tiefe, strich mit meiner Energie über die Energie der Angelica und spürte, wie sie in meinen Händen zum Leben erwachte.
    Ungefähr auf der Hälfte des Feldes wurde Alex gezwungen, sein Tempo zu drosseln, denn hier hatten die Autos auch den Zufahrtsweg zugeparkt. Frustriert und verzweifelt manövrierte er sich zwischen ihnen hindurch, während ihm das Herz bis zum Hals schlug. Schließlich hatte er es geschafft, und genau wie er gehofft hatte, grenzte das Feld, nur von einem breiten Graben getrennt, an die Straße. Es war eine Sache von Sekunden, das Motorrad darüberzuhieven, dann saß er wieder im Sattel und bretterte die Straße hinunter. Einmal brach das Hinterrad aus, als er sich in die Kurve legte. Vor ihm lag die Kathedrale. Aus dieser Perspektive sah das wuchtige Gebäude aus wie das Sportstadium, das es ursprünglich gewesen war – massive weiße Wände bildeten eine schlichte, geschwungene Fassade. Als er näher kam, konnte er erkennen, dass die Straße zu einem kleinen, neben dem Lieferanteneingang gelegenen Parkplatz führte.
    Schlitternd bremste Alex auf dem Parkplatz, klappte den Seitenständer aus, riss sich den Helm herunter, schleuderte ihn auf den Sitz und rannte auf die Tür zu. Ein Wachmann in brauner Uniform stand davor. Alex nahm ihn kaum zur Kenntnis. An der Tür war ein Riegel. Alex drehte ihn und drückte mit aller Kraft dagegen.
    »Hey!«, rief der Mann und packte ihn am Arm, als die Tür sich öffnete. »Sie können da nicht rein!«
    Alex riss sich los und stürzte nach drinnen. Er befand sich in einem langen, blendend weißen Korridor. Er war erst ein paar Schritte weit gekommen, als der Wachmann ihn einholte und abermals am Arm packte. »Sir, verlassen Sie umgehend das Gebäude«, japste er. »Das ist Hausfriedensbruch.«
    Alex hatte nur noch Augen für die Flügeltür weit hinten am Ende des Flurs. Willow war dort drin, er wusste es. Er sah Rot. Er stieß den Typen weg und registrierte sein erschrecktes Aufkeuchen, als er gegen die Wand prallte. Dann rannte er auch schon weiter. Laut knallten seine Schuhsohlen auf den glänzenden Boden.
    Als er sich der Tür näherte, hörte er panische Schreie, die von den Lautsprechern der Kathedrale verstärkt wurden: »Tut doch was! Das ist Willow Fields! Sie ist hier, sie ist hier, haltet sie auf!«
    Ich hatte die Pforte schon fast erreicht, wo die Luft jetzt herumwirbelte wie in einem Whirlpool – da spürte ich, wie mein Engel über mir zurückzuckte, als ein anderer Engel unter ihr vorbeischoss und die Verbindung zwischen ihr und der Angelica unterbrach. Wie bei einem sterbenden Herzen verebbte der Herzschlag des Steins in meiner Hand. Nein! Verzweifelt blieb ich stehen und starrte in die Höhe.
    Es war Raziel. Mein Vater.
    Undeutlich hörte ich jemanden brüllen: »Lasst mich los!«, und Jonahs Stimme, die rief: »Alles in Ordnung! Bleiben Sie zurück, treten Sie von der Absperrung zurück, die Engel haben alles im Griff!« In meiner Engelsgestalt sauste ich kreuz und quer durch die Luft, mit wild schlagenden Flügeln versuchte ich, Raziel auszutricksen und an ihm vorbeizukommen, um wieder eine Verbindung zu dem Stein herstellen zu können. Doch er vereitelte jedes meiner Manöver. Seine kräftigen, strahlend weißen Flügel glitzerten. Ich konnte sehen, dass sich die Turbulenzen in der Luft rund um die Pforte verstärkten. Sie würde jeden Moment aufbrechen.
    »Vergiss es«, zischte Raziel. Ganz kurz trafen sich unsere Blicke. Und als seine Augen plötzlich groß wurden, wusste ich, dass er in meinem Gesicht die Züge meiner Mutter erkannt hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde zauderte er – und dann tauchte ein weiterer Engel auf, der ihn im Sturzflug von der Seite her angriff. Nate. Mit einem wütenden Schrei fuhr Raziel herum.
    Die beiden Engel kämpften miteinander; wie rasend schlugen sie mit ihren Flügeln um sich. Im selben Augenblick explodierte über uns ein greller weißer Lichtblitz. Es war keine Zeit mehr, sich zu fragen, was das war. Meine Engelsgestalt stürzte sich in die Tiefe und berührte den Stein in meinen menschlichen Händen. Er wurde wieder lebendig und ich warf mich nach vorne.
    Hinter mir konnte ich noch immer Jonahs verzweifelte Rufe hören, das Geräusch schwerer Schläge und Leute, die schrien:
    »Haltet sie auf! Haltet sie beide auf, er ist auf ihrer Seite!« Die Pforte vor mir öffnete sich wie der Lamellenverschluss im

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