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Daemonen des Lichts

Daemonen des Lichts

Titel: Daemonen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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Dame hatte im Gang mit den Frühstücksflocken meine Hand genommen und gesäuselt: »Ach, was bist du für ein hübsches kleines Mädchen!« Darüber war ich so glücklich gewesen, dass ich auch etwas Nettes für sie hatte tun wollen. Also hatte ich ihr von den Bildern erzählt, die ich sah. Das neue Haus, das sie und ihr Mann gerade bauten. Ihr Sohn im Teenageralter, der von zu Hause weggehen, aber schon vor Ablauf eines Jahres zurückkehren würde. Ihre neue Arbeit, die ihr anfangs zwar nicht gefiele, aber -
    Sie hatte meine Hand losgelassen, als wäre sie eine Schlange. Sie muss noch etwas gesagt haben, bevor sie davongestürzt war, aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich erinnere mich nur noch an ihren Gesichtsausdruck, der sich mir förmlich eingebrannt hatte: nackte Angst, Ekel, fast als …
    Als wäre ich kein Mensch.
    Bei der Erinnerung daran zog sich mir die Brust zusammen. Und siehe da, wer hätte das gedacht? Die Frau hatte ganz recht gehabt.
    Alex sah wieder auf den Fernseher. »Ja … muss hart gewesen sein zu merken, dass die anderen es nicht konnten. Hat sich vermutlich angefühlt, als wärst du die Einzige auf der ganzen Welt.«
    »Stimmt genau«, gab ich zu. »Aber dann wurde ich älter und es hat mir nicht mehr so viel ausgemacht. Ich hatte mich wahrscheinlich daran gewöhnt, anders zu sein. Außerdem mag ich es, Menschen zu helfen, wenn ich kann …« Verwirrt brach ich ab, denn mir wurde bewusst, dass wir uns tatsächlich unterhielten – und zwar nicht nur darüber, welches Sandwich ich wollte.
    Alex nickte. »Das habe ich im Diner gemerkt. Was du für diese Kellnerin getan hast, das war echt …« Alex verstummte, anscheinend suchte er nach dem richtigen Wort. »Echt toll«, beendete er den Satz zu guter Letzt.
    Er meinte es ernst. Ich sah ihn von der Seite an und überlegte, warum er jetzt auf einmal mit mir sprach … und ob er immer noch der Meinung war, dass ein Teil von mir so war wie die Engel. Aber was kümmerte mich das überhaupt? Ich dachte daran, wie sich die Energie aus dem roten T-Shirt angefühlt hatte, und wurde rot.
    »Ahm … danke«, sagte ich. Im Fernsehen begann eine neue Verhandlung: Begleitet von dramatischer Musikuntermalung schritt eine üppig mit Goldschmuck behängte Frau in einem Hosenanzug auf das Podium des Angeklagten zu.
    »Bekommt sie ihr Restaurant in Atlanta?«, fragte Alex und schaute zu mir herüber.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Es war die schönste Variante ihrer Zukunftsaussichten. Ich hoffe, dass sie eintritt, jetzt, wo ich ihr davon erzählt habe.«
    Er stützte sich auf den Ellenbogen, während er mich ansah. »Kannst du deine eigene Zukunft vorhersehen?«
    »Nein. Ich habe es versucht, aber es kommt nichts dabei heraus. Alles ist immer nur grau.«
    »Vielleicht ganz gut so. Das wäre doch ziemlich gruselig, seine eigene Zukunft zu sehen.«
    »Hellsehen an sich ist schon ziemlich gruselig«, sagte ich. »Das finden zumindest die meisten Leute.«
    Er schnaubte. »Na ja, du redest hier mit jemandem, der seinen Lebensunterhalt mit der Liquidierung von Engeln verdient. Das ist auch nicht gerade normal.«
    Ich sah ihn an und fragte mich auf einmal, wie sein Leben aussah. Obwohl er noch so jung war, war er ganz auf sich allein gestellt, und das scheinbar schon jahrelang. Ich schüttelte den Gedanken ab und sah wieder auf den Bildschirm. Ich würde ihm ganz bestimmt keine Fragen stellen, nicht nach dem, was letztes Mal passiert war.
    Alex saß da und spielte mit der Fernbedienung. Eine ganze Weile später räusperte er sich. »Hör mal … es tut mir leid«, sagte er.
    Mein Kopf schnellte herum. Überrascht starrte ich ihn an.
    »Was ich da gesagt habe, in der ersten Nacht …« Er brach ab, seufzte und warf die Fernbedienung auf das Bett. Dann fuhr er sich durch die Haare und sagte: »Am Anfang hat es mich einfach total umgehauen, okay? Das hat viele Gründe. Ich, ahm, glaube nicht … dass du wie die Engel bist. Und ich habe mich total scheiße benommen. Das tut mir leid.«
    Ich merkte, wie sich langsam ein Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete. »Ja, hast du«, stimmte ich zu. »Entschuldigung angenommen.«
    »Gut.« Er lächelte zurück. In seinen Augen lag ein besorgter Ausdruck, aber das Lächeln war echt. Es verwandelte sein ganzes Gesicht.
    Wärme stieg in mir auf und ich blickte verlegen zur Seite. Nach einer Weile sagte ich: »Dann kann ich dich jetzt also auch was fragen?«
    Alex’ dunkle Augenbrauen schossen in die

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