Daemonen des Lichts
Raum wurde ein bisschen heller, als sich ein Sonnenstrahl durch das Fenster stahl.
Ich schlug meine Decke zurück, hechtete zu Alex’ Bett hinüber und rüttelte ihn an der Schulter. »Alex! Alex, wach auf!«
»Mm?« Er bewegte sich und hob den Kopf vom Kissen. »Was ist los?«
»Da war ein Mann, der durch unser Fenster geguckt hat.«
Blitzschnell wurde er wach und setzte sich auf. »Wann? Jetzt gerade?«
Ich rieb mir die Arme, plötzlich war mir kalt. »Ja, ich habe gesehen, wie er durch einen Spalt zwischen den Vorhängen geschaut hat. Dann kam ein Auto und er ist abgehauen.«
Alex warf einen Blick zum Fenster und fluchte.
»Ich ziehe besser mal die Gardinen zu …« Ich machte Anstalten, mich zu erheben, doch er hielt mich am Arm fest.
»Nein, nicht – dann weiß er, dass wir ihn gesehen haben.« Er saß stumm da, schaute auf das Fenster und trommelte mit den Fingern auf seinem Knie herum. »Okay, wer auch immer das ist, er kann sich nicht sicher sein, dass du es bist, sonst hätte er nicht versucht zu spionieren. Aber er wird das Zimmer jetzt beobachten – wir müssen irgendwie hier raus, ohne dass er dich sieht.«
Dass Alex anscheinend bereits Pläne schmiedete, half mir dabei, einen etwas klareren Kopf zu bekommen, und ließ meine Panik ein wenig abklingen. »Das Badezimmerfenster?«, schlug ich vor.
Alex dachte angestrengt nach, dann nickte er. »Ja, vielleicht -ich könnte das Fliegengitter raustreten –«
Das Telefon klingelte und wir fuhren beide zusammen.
Unsere erschrockenen Blicke trafen sich, als es erneut durch den Raum schrillte. Schließlich streckte Alex sich quer über das Bett und nahm den Hörer ab. »Hallo?« Ich konnte nicht fassen, wie entspannt er klang, geradeso so, als wäre er eben erst aufgewacht und immer noch halb weggetreten. Am anderen Ende konnte ich eine Männerstimme hören. »Okay«, sagte Alex schließlich. »Danke. Ich bin gerade erst aufgestanden, in ungefähr einer Stunde bin ich da.«
Er sah mich an, als er auflegte. »Angeblich die Werkstatt. Sie haben gesagt, der Wagen ist fertig.«
Meine Augen huschten wieder zu dem Spalt zwischen den Vorhängen. »Jemand … jemand könnte aber auch versuchen, uns aus dem Zimmer zu locken.«
»Tja, das wäre möglich«, räumte er ein.
Wir starrten beide zu der Digitaluhr am Fernseher hinauf. Es war zwanzig nach zehn.
»Er hat gesagt, so gegen Mittag, aber …« Alex verstummte, sein Gesicht war angespannt und nachdenklich. »Er hat sich allerdings wie der Mechaniker angehört. Und du meintest doch, er ist in Ordnung, oder?«
Ich zuckte mit den Schultern. Unser Leben hätte ich nicht gerne darauf verwettet. »Soweit ich feststellen konnte schon, aber …«
»Okay, ich glaube, wir müssen es riskieren«, sagte Alex. Plötzlich kam Bewegung in ihn. Mit einem Ruck warf er seine Decke zurück und stieg auf der anderen Seite aus dem Bett. »Versteck dich, während ich mich anziehe, okay?«
Er schnappte sich seine Sachen und verschwand im Bad. Mit wackeligen Beinen ging ich zum Tisch hinüber und setzte mich. Er stand so dicht an der Außenwand, dass ich von draußen nicht zu sehen war. Ich hörte, wie Alex einen neuen Weltrekord im Schnellduschen aufstellte. Schon ein paar Minuten später war er wieder da, mit feuchten Haaren, in Jeans und einem grauen T-Shirt. Ich sah zu, wie er zügig durch das Zimmer ging und Klamotten in seine Tasche warf. Zu guter Letzt nahm er seine Waffe von der Frisierkommode und steckte sie in sein Holster. Kurz erhaschte ich einen Blick auf einen durchtrainierten, flachen Bauch.
»Ich hol uns was zum Frühstück«, sagte er.
Entgeistert guckte ich ihn an. »Was? Alex, ich habe gerade absolut keinen Hunger.«
Er lächelte ein wenig. »Nein, ich auch nicht. Aber wenn er sieht, dass ich für uns beide Frühstück hole, wird er denken, dass wir noch ein Weilchen hier im Zimmer bleiben.« Wieder sah er zum Fenster. »Zieh dich an, während ich weg bin, ja? Aber pass auf, dass dich niemand sieht.«
Ich stand auf, mit einem Mal ganz zittrig. »Alex, sei bloß vorsichtig.«
»Ich komm schon klar. Solange sie nicht sicher sind, dass du es bist, werden sie nichts unternehmen. Lass dich auf keinen Fall blicken, okay? Schließ wieder ab, wenn ich weg bin, und schau durch den Türspion, wenn du mich klopfen hörst.«
Ich nickte, fest entschlossen, wenigstens so zu tun, als wäre ich ebenso gelassen wie er. »Ja, geht klar.«
Einen Moment lang ruhte Alex’ Blick auf mir. »Mach dir keine Sorgen, uns
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