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Daemonen des Lichts

Daemonen des Lichts

Titel: Daemonen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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hinunterschlenderte. Die benommen aussehende Frau blinzelte. Als wir um die Ecke bogen, konnte ich sehen, wie sie die Arme nach ihrem Baby ausstreckte, dann verschwand sie aus meinem Blickfeld.
    »Willow? Was ist denn?«, fragte Alex.
    »Nichts«, brachte ich matt hervor und drehte mich wieder nach vorne. »Du bist also gut bei der Werkstatt angekommen.«
    Er nickte und schaltete herunter, als wir an eine Ampel kamen. »Ja, alles in Ordnung. Ich glaube, wir haben es geschafft -ich habe gesehen, dass der Typ immer noch da war und unser Zimmer beobachtet hat, als ich vorbeigefahren bin.«
    Erleichterung durchströmte mich, während ich mich aufatmend in den rissigen Vinylsitz sinken ließ. Gleich darauf packten mich jedoch heftige Schuldgefühle, weil ich, nachdem was ich gerade gesehen hatte, nur an mich selbst dachte.
    Alex beobachte mich mit besorgtem Stirnrunzeln.
    »Komm schon, Willow, rede mit mir. Was ist los?«
    Einen Moment lang war ich still, wollte die Worte nicht aussprechen. »Da … war ein Engel, auf der anderen Straßenseite gegenüber vom Motel, der sich von einer Frau genährt hat.«
    Er zuckte zusammen. »Oh Gott. Kein Wunder, dass du so verstört ausgesehen hast. Alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht’s prima. Der Frau wohl eher nicht.«
    »Ja, ich weiß«, sagte er mit leiser Stimme.
    Wir schwiegen eine Zeit lang. Ich schaute aus dem Fenster. Vor meinem inneren Auge sah ich noch immer den Engel mit den Flügeln schlagen und die Lebensenergie der Frau, die welkte und grau wurde, während sie dasaß und lächelte. »Wieso habe ich das nicht früher schon mal gesehen?«, fragte ich hölzern. »Oben in Pawntucket?«
    Er schüttelte den Kopf. »Da oben in New York gibt’s nicht so viele Engel. Ich weiß auch nicht, warum. Manche Gegenden scheinen sie lieber zu mögen als andere.«
    »Aber – die Church of Angels in Schenectady ist riesig.«
    »Allem Anschein nach hat sie aber nur einen Engel. Sie haben im Gottesdienst immerzu ›unser Engel‹ gesagt.«
    Mir wurde kalt. »Ein einziger Engel und … all diese Menschen?«
    Alex warf mir einen Blick zu. Er klang etwas zögerlich, als er sagte: »Manche sind richtig wild auf Abwechslung. Sie können sich an einem Tag von einem Dutzend verschiedener Menschen nähren.« Die Ampel sprang auf Grün und wir fuhren an. Ich verfiel in Schweigen und nach einer Weile spürte ich erneut seinen Blick auf mir. »Hör mal, ich weiß, wie hart so ein Anblick ist, aber … versuch, nicht mehr daran zu denken, okay? Du hättest überhaupt nichts tun können.«
    »Aha, und wie genau soll ich das anstellen, nicht mehr daran zu denken?«, fragte ich mit dünner Stimme. Ich zögerte. »Alex, weißt du, wie ich mitbekommen habe, dass jemand vor unserem Zimmer war? Ich habe geträumt, dass ich fliege, und ich wusste, ich muss nach draußen, und da habe ich den Mann gesehen – ich hatte Flügel, genau wie dieses Ding da vorhin. Außer, dass es gar kein Traum war, oder? Ich hatte wirklich Flügel. Ich …« Ich brach ab, presste die Lippen fest zusammen. Nein, ich würde nicht weinen. Auf keinen Fall.
    Wir kamen an die Auffahrt zur Interstate. Alex bog ab und beschleunigte, während er sich in den fließenden Verkehr einfädelte. Er zuckte mit den Schultern.
    »Wenn’s so war, bin ich froh und dankbar dafür. Hättest du es nicht gesehen, wären wir jetzt vielleicht schon tot.«
    Ich wusste, dass er recht hatte, aber das erschien mir … irgendwie zu einfach. Ich schüttelte den Kopf. Meine Gedanken waren zu verworren, um sie in Worte zu fassen.
    Ein paar Minuten lang sprach keiner von uns. Ich hatte mich in den Sitz gekuschelt, lehnte den Kopf zurück und sah hinaus auf die vorbeifahrenden Autos und die hohen grünen Hügel. Dann schaute Alex zu mir herüber. »He«, sagte er. »Mit dem Luftfilter hast du übrigens auch richtig gelegen. Er musste ausgetauscht werden.«
    »Ach ja?« Sollte ich mich jetzt darüber freuen, oder was?
    Er nickte, seine Finger klopften leise auf das Lenkrad. »So, hm … wie kommt es eigentlich, dass du so viel von Autos verstehst?«
    Ich schnitt eine Grimasse. »Alex, mir ist wirklich nicht …«
    »Na komm schon, erzähl’s mir. Ich wüsste es gern«, sagte er. Seine Augen begegneten meinen und plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals, als ich das Verständnis darin sah. Er wusste genau, wie ich mich fühlte; er versuchte, mir zu helfen. »Hast du in der Schule einen Kurs belegt oder so?«
    Draußen vor dem Fenster zogen ein paar

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