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Daemonen des Lichts

Daemonen des Lichts

Titel: Daemonen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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Reklametafeln vorbei. Dumpf starrte ich sie an, noch immer die Frau vor Augen. Schließlich sagte ich: »Nein, sie haben keinen angeboten.«
    »Wie dann?«
    Ich seufzte und rutschte auf dem Sitz herum. »Willst du das wirklich, ehrlich wissen?«
    Er lächelte. »Ja, ich will es wirklich, ehrlich wissen.«
    »Okay«, ich setzte mich auf und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. »Wegen meiner Tante Jo. Weißt du, hm … Mom und ich haben bei ihr gewohnt seit ich neun war. Und sie hat sich deswegen irgendwie immer total angestellt. Na ja, sie hilft zwar, für Mom zu sorgen, aber sie ist ständig am Lamentieren, wie teuer es ist, uns beide dazuhaben. Egal, eines Tages ist ihr Auto kaputtgegangen und sie hat ohne Ende darüber gequasselt, was die Reparatur kosten würde. Also bin ich in die Bücherei marschiert, habe mir ein Handbuch über Autoreparatur ausgeliehen und … es repariert.«
    Alex lachte laut auf und ich fühlte einen Teil meiner Anspannung von mir abfallen, als löse sich ein Knoten in meiner Brust.
    »Echt?«, fragte er. »Das ist total genial.«
    »Ja.« Unfreiwillig musste ich bei der Erinnerung daran ebenfalls lächeln. »Sie ist an dem Tag mit dem Taxi zur Arbeit gefahren und ich habe die Schule geschwänzt und den Wagen repariert. Es war nur die Lichtmaschine. Ich brauchte lediglich zum Schrottplatz zu gehen, um eine neue zu besorgen. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als sie nach Hause kam – ich glaube, sie hatte sich schon so richtig auf wochenlanges Gejammer gefreut.«
    »Da wette ich drauf.« Er warf mir einen Blick zu. Seine Augen wirkten nachdenklich, doch es lag Wärme darin.
    »Wie alt warst du damals?«
    Ich überlegte. »Dreizehn? Auf jeden Fall bin ich ab da echt auf den Geschmack gekommen. Ich mag Motoren. Sie sind auch gar nicht so kompliziert. Sie sind wirklich … logisch.«
    »Na ja, alles, was ich kann, ist, den Ölstand zu überprüfen«, sagte Alex und wechselte für ein Überholmanöver die Spur. »Also bin ich schwer beeindruckt.«
    »Ja klar, aber du bist James Bond«, erwiderte ich. »James Bond muss sein Auto nicht selbst reparieren.«
    Er grinste. »Auch wieder wahr. Außerdem hatte ich ein Auto, das aus diesem Jahrhundert stammte, was die Sache etwas erleichtert hat.«
    Sein Porsche. Ich sah ihn vor mir, wie er da auf dem Parkplatz in der Bronx stand. Wobei ich allerdings stark bezweifelte, dass er noch immer dort war. »Hat es dir was ausgemacht, ihn zurückzulassen?«, fragte ich und zog ein Knie an.
    Alex schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Er war zwar ein tolles Auto, aber ermordet zu werden hätte mir wesentlich mehr ausgemacht.«
    »Und außerdem ist der Mustang ja auch ein super Wagen«, sagte ich.
    Alex zog die Augenbrauen hoch. »Das soll ein Witz sein, oder?«
    Eine Sekunde lang dachte ich, er wolle einen Witz machen. »Nein, eigentlich nicht. Der Mustang ist ein absoluter Klassiker.«
    »Ja klar. Ist das eine Umschreibung für ›schrottige Klapperkiste«
    Mir fiel die Kinnlade runter. »Alex! Also hör mal, der Mustang ist das amerikanische Muscle-Car. Ein 1969er ist Kult. Denk doch mal an American Graffiti, Meinst du, George Lucas hätte dafür vielleicht Porsches genommen? Definitiv nicht.«
    Sein Gesicht verzog sich, als er sich bemühte, nicht zu lachen. »Ich habe das dumpfe Gefühl, in dieser Diskussion den Kürzeren zu ziehen.«
    »Na, wenigstens gibst du es zu.« Mit einem Mal fühlte ich mich wieder viel mehr wie ich selbst. Es war eine Riesenerleichterung: Wir waren entkommen, wir waren fürs Erste in Sicherheit. Vielleicht war der Traum, der uns gerettet hatte, mehr als ausgeflipptes Halbengel-Zeug, aber ich brauchte jetzt, in dieser Sekunde, nicht darüber nachzudenken. Ich konnte den Gedanken beiseiteschieben.
    Und Alex hatte recht – so schrecklich es auch gewesen war mitanzusehen, wie der Engel sich nährte, ich hätte nichts tun können, um der Frau zu helfen.
    Ich sah zu ihm hinüber, studierte seine markanten Gesichtszüge, seine blauen Augen und das dunkle Haar. Und obwohl ich es in den ersten Tagen, die wir zusammen verbracht hatten, nie geglaubt hätte, ging mir plötzlich auf, wie freundlich er war. Ehrlich und aufrichtig freundlich.
    »Danke«, sagte ich.
    Er kniff ganz leicht die Augen zusammen, als er zu mir herübersah. »Gern geschehen. Wofür?«
    »Du weißt, wofür«, entgegnete ich. »Das hat, ahm … wirklich geholfen. Danke.«
    Alex zuckte mit den Schultern. Er sah verlegen aus. »Du darfst dich nicht davon auffressen

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