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Daemonen in London

Daemonen in London

Titel: Daemonen in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan R. Corwyn
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verzog das Gesicht.
    „Jetzt
bitte die Details der Fraßspuren an der Frauenleiche.“
    Edward
wiederholte auch diese. Dann sah er Liam erwartungsvoll an. Dieser
blickte zu Boden und wirkte höchst beunruhigt.
    „Das
ist ein Diener Samaels“, murmelte er.
    Edward
sah ihn verständnislos an.
    „Ein
was?“
    „Ein
Diener Samaels“, wiederholte Liam. „Ein Höllenhund
oder Hound of Resurrection . Sein Herr Samael ist ein
gefallener Erzengel. Man nennt ihn auch den blinden Engel, Sar
Suma . Er ist der Gatte von Lilith.“
    Dieser
Name war Edward, der sich durch die Bekanntschaft mit Liam ein wenig
mit Dämonologie beschäftigt hatte, ein Begriff.
    „Adams
erste Frau, die dann dem Bösen anheim gefallen ist“, sagte
er. „Jetzt sagt mir der Name Samael auch wieder etwas. Die
beiden werden als das göttliche Paar der Dämonenwelt
betrachtet.“
    Er
merkte, wie sich ihm die Kehle zuzog.
    „Das
ist ganz schön weit oben in der Hierarchie, nicht wahr?“
    Liam
warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, brütete dann weiter.
    „Ja“,
meinte er nur – er wirkte höchst besorgt.
    „Ist
dieser Höllenhund denn sehr mächtig?“, fragte Edward.
    Liam
seufzte und setzte sich aufrecht hin.
    „Eigentlich
nicht besonders“, meinte er. „Er ist im Grunde nur so
etwas wie ein riesiger Hund mit gigantischen Fangzähnen. An den
Vorderpfoten besitzt er jeweils eine besonders lange, sichelförmige
Klaue. Warte, ich habe eine Abbildung von ihm.“
    Liam
stand auf, ging zu dem Bücherregal, das die gesamte Wand rechts
neben seinem Schreibtisch bedeckte und kam schließlich mit
einem alt wirkenden Buch mit Ledereinband zurück.
    Er
blätterte kurz darin und hielt es Edward schließlich
aufgeschlagen hin. Edward nahm es entgegen und betrachtete die
Zeichnung vor sich. Sie zeigte ein Wesen, das mehr an einen riesigen,
haarlosen Gorilla erinnerte als an einen Hund. Seine lange Schnauze
endete in vier auffälligen Reißzähnen, die vorne aus
dem Maul herausragten. Ungefähr da, wo das Wesen seinen Nacken
haben musste, wuchsen unzählige Tentakel und fielen seitlich
herab. Die deutlich ausgeprägte Muskulatur ließ auf
beachtliche Kräfte schließen. Edward sah sich den Kopf
genauer an.
    „Er
hat vier Augen?“, stellte er erstaunt fest.
    Liam
zuckte mit den Schultern.
    „Nicht
alle. Die höher entwickelten haben vier Augen, die niederen nur
zwei.“
    „Er
sieht stark aus“, meinte Edward.
    Liam
nickte.
    „Das
ist er auch. Aber er besitzt keine übernatürlichen Kräfte
und ist daher auch ohne magische Hilfsmittel zu töten. Das ist
es auch nicht, was mir wirklich Sorge bereitet.“
    Edward
sah ihn fragend an. Liam, der, seit er ihm das Buch in die Hand
gedrückt hatte, unruhig in seinem Arbeitszimmer auf und ab
gegangen war, setzte sich wieder auf seinen Stuhl.
    „Ein
Höllenhund ist zwar ein niederer Dämon“, begann er.
„Aber er ist nicht so ohne weiteres zu beschwören.“
    „Was
meinst du damit?“, fragte Edward.
    „Nun,
es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie ein Dämon,
also ein böser Geist, in unsere Welt gelangen kann, und ebenso
viele verschiedene Formen von Manifestationen“, erklärte
Liam. „Zu einer Kategorie gehören die ortsgebundenen
Gespenster – Spukgestalten in alten Gemäuern, die zum
Beispiel aufgrund einer schrecklichen Tat in der Vergangenheit ihr
Unwesen treiben. Diese sind meist harmlos und verursachen selten
körperlichen Schaden. Unser Exemplar gehört nicht zu dieser
Gattung. Ein anderer Bereich sind die zu beschwörenden Geister.
Es gibt immer wieder Menschen, die dumm genug sind oder meinen, die
Kraft des von ihnen gerufenen Dämons beherrschen und für
ihre Zwecke einsetzen zu können. Und eine Beschwörung
durchführen, ohne sich über die Konsequenzen im Klaren zu
sein.“
    „Aber
um solch eine Art handelt es sich hier auch nicht“, stellte
Edward fest und erneut ergriff ihn die Angst.
    Liam
schüttelte den Kopf.
    „Nein,
darum handelt es sich in diesem Fall auch nicht. Samaels Diener
können nicht so einfach beschworen werden. Sie brauchen ein Tor,
durch das sie schreiten können.“
    Edward
schreckte hoch.
    „Aber
das letzte Tor hier in London hast du doch vor zehn Jahren
geschlossen!“, rief er.
    Liam
presste die Lippen aufeinander.
    „Ja,
das habe ich“, meinte er. „Und irgendwer scheint diese
Nacht wieder eines geöffnet zu haben.“

    *

    Keeva,
die barfuß im Treppenhaus stand und an der Tür zum
Arbeitszimmer ihres Vaters lauschte, bekam große

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