Daemonen in London
Augen.
Ein
Dämonentor hatte sich geöffnet!
Aufregung
machte sich in ihr breit, aber auch ein anders Gefühl, wie sie
erstaunt feststellt: Angst.
All
die Jahre hatte sie gehofft, endlich gegen diese Höllenwesen
kämpfen zu können, hatte sich vorgestellt, wie sie ganze
Heerscharen von Dämonen in die ewige Verdammnis schickte –
aber jetzt, da dieser herbeigesehnte Augenblick tatsächlich
gekommen zu sein schien, wurde ihr doch etwas mulmig. War sie denn
überhaupt schon soweit? Würde sie gegen auch nur ein
einziges dieser Ungeheuer bestehen können?
Sie
straffte sich innerlich und schob die Zweifel beiseite. Ihr Großvater
hatte sie perfekt ausgebildet. Es gab – außer ihm und
Keevas Vater – wohl kaum noch einen weiteren Menschen, der
besser in der Lage war, gegen diesen oder einen anderen Dämon
anzutreten.
Sie
presste ihr Ohr fester an das kühle Holz und widmete ihre
Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch auf der anderen Seite der
Tür.
*
„Welche
Maßnahmen soll ich denn jetzt am besten einleiten?“,
fragte Edward gerade.
Liam
war wieder von seinem Stuhl aufgesprungen und schritt erneut im
Zimmer auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt
und grübelnd nach vorne gebeugt.
Ein
Tor hatte sich geöffnet!
Die
schlimmste seiner Befürchtungen in den letzten zehn Jahren war
nun doch eingetroffen. Er hatte so sehr gehofft, dass das Schließen
des Tores durch ihn vor zehn Jahren die Menschen hier deutlich länger
vor den Übergriffen der Höllenwelt schützen würde
– auch in Anbetracht des grausamen Opfers, das er damals hatte
bringen müssen.
Tränen
stiegen in ihm hoch, doch ehe die grenzenlose Trauer, die ihn seit
dieser Nacht nie wieder verlassen hatte, übermächtig werden
und seinen Geist gefangen nehmen konnte, lenkte er seine Gedanken
gewaltsam wieder auf das aktuelle Problem und unterdrückte seine
innersten Gefühle.
„Der
Höllenhund jagt nur in der Nacht“, begann er. „Da
er, wie ich ja schon gesagt habe, ohne magische Hilfsmittel zu töten
ist, wäre es für ihn zu gefährlich, sich tagsüber
zu zeigen. Er ist eine erbarmungslose Tötungsmaschine –
aber ein paar gezielten Kugeln hat auch er nichts entgegenzusetzen.“
Er
merkte, dass er Edward mit seinem rastlosen Umherwandern nur noch
nervöser machte. Also riss er sich zusammen und wollte sich
gerade wieder auf seinen Stuhl setzen, als er ein leises Rascheln
vernahm. Sein Kopf schnellte herum und mit einigen wenigen Schritten
ging er zur Quelle des Geräusches und riss die Tür auf.
Nichts.
Liam
streckte den Kopf in das dunkle Treppenhaus und lauschte
konzentriert, doch bis auf die üblichen nächtlichen
Geräusche des Hauses war kein Laut zu vernehmen.
Er
schloss die Tür wieder und wandte sich Edward zu, der ihn
verständnislos anblickte.
„Ich
dachte, ich hätte etwas gehört“, meinte Liam und
zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Aber ich habe mich
wohl getäuscht.“
*
Ein
Stockwerk höher saß Keeva mit dem Rücken an die Wand
gepresst. Ihr Herz klopfte wie wild. Das war verdammt knapp gewesen!
Sie
überlegte, ob sie wieder nach unten schleichen und weiter dem
Gespräch der beiden Männer zuhören sollte, doch sie
entschied sich anders. Sie hatte genug gehört. Heute Nacht noch
wollte sie sich auf die Jagd nach diesem Dämon machen!
Schnell
huschte sie ins Dachgeschoss, in ihr Zimmer. Der Grund für ihre
Eile war einfach: in der letzten Nacht hatte der Höllenhund
gefressen. Keeva hatte noch genug Informationen aus ihrem
Dämonologie-Studium im Kopf um zu wissen, dass Höllenhunde
nach dem Fressen erst einmal für eine Weile schlafen würden.
Es waren eher einfach gestrickte Wesen, die im Grunde nichts anderes
als ihren regelmäßigen Futternachschub im Kopf hatten. Und
wenn sie sich so richtig den Bauch vollgeschlagen hatten, dann
machten sie ein Verdauungsschläfchen, das bis zu zwei Tage
dauern konnte.
Keeva
stellte ihren Wecker auf zwei Uhr nachts. Drei Uhr war die Zeit der
Geister - nicht Mitternacht, wie viele Menschen fälschlicherweise
glaubten – und Keeva würde den Dämon mithilfe ihrer
Tränke am leichtesten um diese Uhrzeit aufspüren können.
Sie
kuschelte sich in ihre Decke und versuchte, so schnell wie möglich
einzuschlafen, um halbwegs ausgeruht auf die Jagd gehen zu können.
Der Dämon würde heute Nacht ebenfalls schlafen. Wenn ihre
Überlegungen richtig waren, dann würde er erst übermorgen
wieder Hunger verspüren. Und bis dahin wollte sie ihn bereits
gefunden und
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