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Daemonen in London

Daemonen in London

Titel: Daemonen in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan R. Corwyn
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Frau gefunden worden war.
    Als
Edward nun die Analyse der Gerichtsmedizin las, wurden auch seine
letzten Zweifel ausgeräumt und sein Entschluss stand endgültig
fest: er brauchte Liams Hilfe – denn dies war eindeutig ein
Fall, in dem der Rat eines Dämonenjägers dringend notwendig
sein würde.

    *

    Liam
McCullen betrachtete zärtlich seine Tochter. Das gemeinsame
Essen war vorüber und nun saßen alle in dem gemütlichen
Wohnzimmer im ersten Stock des Hauses und überreichten Keeva
ihre Geschenke.
    Es
waren nicht viele Leute anwesend – außer den Bewohnern
dieses Hauses war lediglich Edward Skeffington, ein langjähriger
Freund der Familie eingeladen worden -, aber der Abend war bisher
trotzdem sehr schön und harmonisch verlaufen. Keeva bemühte
sich gerade redlich, ihre Freude über die verschiedenen
Geschenke zum Ausdruck zu bringen, doch Liam wusste nur zu genau,
dass seine Tochter seit Jahren nur einen einzigen Wunsch zu ihrem
achtzehnten Geburtstag gehabt hätte: das letzte Ritual des
Dämonenjägers ausführen zu dürfen und so ihre
Ausbildung abschließen zu können – eine Ausbildung,
die sie nie gehabt hatte.
    Liam
war sehr wohl darüber informiert, dass Keeva im Keller des
Hauses heimlich trainierte. In seinem eigenen Haus blieben ihm solche
Vorgänge natürlich nicht verborgen.
    Er
hatte es jedoch vorgezogen, sie im Glauben zu lassen, er wüsste
es nicht. Keevas heimliches Training war für sie eine Form der
Trauer um den Bruder und die Mutter. Nach den Regeln der Dämonenjäger
wäre Gabriel, Keevas Bruder, ab seinem zehnten Lebensjahr zum
Jäger ausgebildet worden. Liam vermutete, dass Keeva sich durch
ihr Training dem verlorenen Bruder besonders nahe fühlte, und er
gönnte ihr dieses kleine Geheimnis.
    Manchmal
hatte er jedoch Mitleid mit ihr, weil sie niemals in den Genuss einer
professionellen Ausbildung kommen würde. Einer Ausbildung wie
er, Liam, sie von seinem Schwiegervater sehr wohl hatte erfahren
dürfen. Aber Robert Paddock würde keinesfalls eine Frau
ausbilden, er hatte sich ja sogar bei seiner eigenen Tochter
geweigert und stattdessen Liam ins Haus geholt.
    Und
Liam würde seine Tochter erst recht nicht trainieren. Denn
selbst wenn Keeva sich jemals auf irgendeine Weise all das Wissen und
die Fertigkeiten aneignen würde, die einen Dämonenjäger
ausmachten, eines würde sie auf keinen Fall durchführen
dürfen, wenn Liam es nur irgendwie verhindern könnte: das
letzte Ritual.
    Trotzdem
war ihm klar, dass Keeva heute daran dachte, denn der achtzehnte
Geburtstag war traditionell der Tag des Rituals nach der achtjährigen
Ausbildungsphase. Der Tag, auf den jeder angehende Jäger hin
fieberte, denn danach würde er sich endlich den Höllenwesen
stellen dürfen, den Wesen, für dessen Bekämpfung er in
den letzten Jahren trainiert worden war.
    Aber
alle Fähigkeiten, die er Keeva hätte vermitteln können,
würden nicht ausreichen, um sie als Frau für den Kampf
gegen das Dämonenreich zu befähigen. Die Regel, Frauen
auszuschließen, gab es nicht ohne Grund, auch wenn sie aus
einem fern zurückliegenden Jahrhundert stammte, in der Frauen
sowieso einen ganz anderen Stellenwert hatten.
    Liam
wollte auch nicht darüber nachdenken, ob diese Einstellung
überhaupt noch zeitgemäß war, denn ihn trieb
zusätzlich ein zutiefst egoistischer Grund, Keeva von all dem
fernzuhalten: er wollte sie nicht auch noch verlieren. Sie war die
einzige, die ihm von seiner kleinen Familie noch geblieben war.
    Und
außerdem gab es noch diese andere Sache...
    Liam
schreckte hoch, als jemand ihn an seinem Ärmel zupfte. Edward
Skeffington war neben den Lehnstuhl getreten, auf dem Liam es sich
gemütlich gemacht hatte.
    Liam
sah seinen Freund fragend an. Ihm wurde bewusst, dass Edward den
ganzen Abend über auffallend still gewesen war und sehr besorgt
gewirkt hatte.
    „Hast
du nachher kurz Zeit für mich?“, fragte Edward leise.
    „Jetzt
gleich, wenn du willst“, entgegnete Liam und nahm einen Schluck
des schottischen Single Malts, den er sich gerade eingegossen hatte.
    Edward
sah zweifelnd auf die anderen Anwesenden. Keeva, Robert Paddock und
die Haushälterin Emma Wickham kommentierten gerade fröhlich
die Farbe eines Schals, den Emma für Keeva gestrickt hatte. Sie
würden von einem leise in einer Ecke geführten Gespräch
wahrscheinlich nicht viel mitbekommen, aber trotzdem schüttelte
Edward den Kopf.
    „Nein,
ich muss sicher sein, dass kein anderer etwas hört von dem, was
ich dir zu sagen habe“,

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