Dämonen-Reihe 15 - Als Dämon Brauchst Du Nie Kredit
Anblick.
»Spanner! Perverser! Monster!«, kreischten sie und schlugen mit ihren Einkaufstaschen auf ihn ein. »Was hast du hier zu suchen? Unsere armen Kinder! Jemand soll den Sicherheitsdienst rufen!«
»Nein, nicht!«, protestierte Dammich. »Kusch! Ah! Ruhig! Ich habe den Kindern nichts getan! Hey!« Die Mütter achteten gar nicht auf seine Einwände. »Wachen!«, kreischten sie. »Hilfe! Monster!« Dammich rannte zur Tür. Die Mütter schnappten sich Teile der Auslage, rissen sogar die Arme von Schaufensterpuppen ab, um ihn damit zu schlagen. Dammich schirmte seinen Kopf gegen die Schläge ab, als er in die Menge rannte und sich nach einem Platz umsah, an dem er sich verstecken und erneut die Identität wechseln konnte.
»Dammich!«, rief er, als er etwa acht oder neun Schaufenster später seine letzte Verfolgerin abschütteln konnte.
Als er sich unter der Samtkordel des Laterna Magica-Handelszentrums hindurchduckte, drohte ihm eine Impmutter mit der rosaroten Faust. Ihre andere Hand hielt einen schniefenden Impling fest, der sich die Augen rieb. In dem Moment, in dem sie außer Sicht war, huschte er hinter die Zeltklappe und tauschte den Mahlzahner gegen einen Imp in einem gelb karierten Anzug.
»Ich wusste nicht, dass das ein Laden für Kinderkleidung war. Als ich das letzte Mal da war, war es noch ein Herrenausstatter!«
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»Idiot. Komm endlich her!« Rattilas Gelächter hallte den ganzen Weg zum Schlupfwinkel in seinen Ohren nach.
Vor dem verborgenen Eingang legte Dammich seine Tarnung ab und schlängelte sich durch das Rattenloch unter die Augen seines Herrn und Meisters.
»Also schön, dann war es eben dumm«, gab die weißfüßige Bummelantenratte zu und richtete sich zu ihren vollen achtundfünfzig Zentimetern Höhe auf.
Rattila blickte von seinem Thron aus Müll auf ihn herab, musterte ihn mit glühenden roten Augen. Er war zweimal so groß wie die Bummelantenratte, sein schwarzes Fell glänzte im schwachen Lichtschein, und die gekrümmten Klauen schimmerten gelb. Er deutete auf das Abzeichen auf seiner Brust, auf dem »Anführer« zu lesen stand.
Dammich kauerte sich tief in den dampfenden Dreck. Im Rattenbau war es immer heiß, wodurch der allgegenwärtige Gestank auf eine nahezu sichtbare Ebene gehoben wurde. Es war ein scheußliches, schmutziges, feuchtes Loch, voller Wurmenden und erfüllt von einem schlammigen Geruch, als wären Hunderte Lagen von Kompost in seine Existenz eingeflossen, ein mächtiger Kontrast zu der beklemmenden Sauberkeit in der Mall über ihnen. Der Ort erinnerte ihn stets an sein Zuhause, pflegte Rattila seiner Gefolgschaft mit Vorliebe zu erzählen.
»Du hast einen Fehler begangen«, zischte der Herr der Ratten. »Du hättest nicht gesehen werden sollen. Das war kein Rückzug gehobener Güte.«
»Ja. Nein, 'tschuldigung«, leistete Dammich Abbitte, während er im Schmutz kauerte. Musste Rattila deshalb so große Worte machen? »Aber die Verwalter haben mich nicht gesehen. Und ihre Gäste auch nicht.«
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»Was ist das wert? Ein ganzer Laden voller Frauen hat dich gesehen. Sie könnten dir gefolgt sein. Wir wollen
nicht, dass irgendjemand zufällig den Weg hierher entdeckt«, verkündete er und beugte sich bedrohlich nach vorn. »Oder etwa doch?«
Dammich ächzte. Auf ihn wartete ein weiterer Vortrag.
»Nein, Ratty, wollen wir nicht.«
»Nenn mich nicht so!« Rattila tat einen Satz rückwärts und blickte mit verdrehten Augen zu den Stalaktiten empor, die an der Decke hingen. »Wirst du lernen, wie du mich korrekt anzusprechen hast?«
»'tschuldigung, Ra... ich meine, Rattila. Mächtiger Rattila. Meister Rattila.« Die Bummelantenratte seufzte und fing an, sich in einer Litanei zu ergehen. »König des Mülls, Herr der Handelswaren, Sammler unbewachten Besitzes, Prächtiger Potentat der Magik, Rechtmäßiger Inhaber des Throns der Abfälle, und, äh, Herrscher aller Ratten und minderer Lebewesen.«
Die roten Augen zogen sich zufrieden zusammen, und Dammich hauchte einen Erleichterungsseufzer. Manchmal ängstigte ihn die Rückkehr in den Schlupfwinkel mehr als seine täglichen Diebestouren. Rattilas Fell knisterte vor Energie, etwas, das Dammich stets als nicht ganz normal empfunden hatte. Aber andererseits war hier unten schon seit Jahren nichts mehr normal gewesen.
Der Rattenbau hätte die Kunden in Erstaunen versetzt, die jeden Tag durch die Mall flanierten. Er dehnte sich in alle Richtungen mit Ausnahme von aufwärts aus und deckte so beinahe die
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