Dämonen-Reihe 15 - Als Dämon Brauchst Du Nie Kredit
kippte ich zurück. Der Speer in meinem Auge schrumpfte langsam zu einem schwachen Schimmer zusammen, und mir wurde klar, dass es sich um einen Hauch von Sonnenlicht handelte, das durch eine Lücke in den Vorhängen vor dem Fenster meines Hotelzimmers hereindrang. Außerdem wurde mir klar, dass ich absolut keine Erinnerung daran hatte, wie ich in der letzten Nacht hierher zurückgekommen war. Zumindest hoffte ich, es war letzte Nacht geschehen, denn auch darüber wusste ich rein gar nichts. Das war eine höllische Party gewesen. Zur Feier unseres Erfolgs hatte sich Moa förmlich überschlagen. Allmählich kehrten die ersten Details zu mir zurück: das beste Essen, massenweise gute geistvolle Getränke, Unterhaltung und ein Spiel Drachenpoker, das bis in die frühen Morgenstunden angedauert hatte.
Im Nachbarzimmer hörte ich verwundete Drachen vor Schmerzen aufheulen. Ich dachte, ich sollte besser hinübergehen und Massha und Chumley beschützen.
Dank meiner Kopfschmerzen benötigte ich zwei Versuche, um mich aus der seidenen Bettdecke zu befreien. Ich war immer noch vollständig bekleidet, was auf eigenständige Fortbewegung in der letzten Nacht schließen ließ, aber gewettet hätte ich nicht darauf.
Kaum hatte ich das Wohnzimmer unserer luxuriösen Suite erreicht, konnte ich die brüllenden Drachen auch schon identifizieren: Chumley und Massha. Sie hielten einen Schnarchwettbewerb ab, um herauszufinden, wer von ihnen die meisten Fenster mit nichts weiter als Dezibel platzen lassen konnte. Ich befand auf Gleichstand und ging hin, um sie aufzuwecken.
Eskina, die im begehbaren Kleiderschrank schlief, hatte sich zu einem kleinen Pelzball zusammengerollt. Wenn der Lärm sie nicht geweckt hatte, fiel mir kein Grund ein, aus dem ich es tun sollte. Immerhin musste sie nicht auschecken und heimgehen. Moa mochte sie in ein kleineres Zimmer verfrachten, wenn wir fort waren, aber sie hatte jedes Recht, anständig behandelt zu werden, schließlich hatte sie uns den Tipp gegeben, der es uns ermöglicht hatte, den Skeeve-Darsteller gefangen zu nehmen. Mit etwas Glück würde der Knabe nie von der Situation und ihren Nachwehen erfahren müssen. Ganz sicher würde er von mir nichts darüber hören.
Der Dschinn, der für den Zimmerservice zuständig war, huschte in das Wohnzimmer herein und wieder hinaus und hielt nur kurz inne, um die Hand in Erwartung eines Trinkgelds auszustrecken. Massha war die Erste, die aus ihrem Zimmer kam.
»Rieche ich Kaffee?«, fragte sie.
Ich hatte mich bereits einer Tasse angenommen, die beinahe gereicht hätte, mich ganzkörperlich an ihr zu wärmen. Eine nicht minder große Tasse schob ich nun zu Massha hinüber. Der Servierzauber füllte sie bis zum Rand mit Kaffee. Massha griff nach ihr und kippte auf einen Schluck die Hälfte der dampfend heißen Flüssigkeit hinunter.
»Was für eine Party«, stellte sie fest. »Mein Kopf fühlt sich an, als würde die Polonaisejetzt direkt in ihm stattfinden.«
»Ich habe einen Kater, wie ich bestimmt seit sechzig Jahren keinen mehr gespürt habe«, gestand ich. »Vielleicht nicht mehr, seit ich mit ein paar Freunden die Bar neben der Destillerie auf Tulla stillgelegt habe.« Ich hielt inne, um die Erinnerung an diese Großtat zu genießen und sie auf gefällige Weise mit dem Hier und Jetzt zu vergleichen. »Diese Flibberigen wissen offensichtlich, wie man Feste feiert.«
»Amen«, stimmte Massha zu.
Chumley kam hereingestolpert. »Kaffee«, grunzte er und hörte sich dabei irgendwie wie der Große Mampf an, sein professionelles Alter Ego. Eine oder zwei Tassen später hatten sich die roten Äderchen in seinen übergroßen Mondaugen zurückgebildet und er war wieder imstande, seine normalen intellektuell geprägten Kommunikationsfähigkeiten zu aktivieren.
»Wir sollten uns bei Moa bedanken, ehe wir abreisen«, schlug ich vor, nun, da ich endlich in der Lage war, mich dem rosaroten Omelette und dem grünen Schinken auf den abgedeckten Serviertellern zu widmen.
»Gute Idee«, sagte Massha nickend. »Ich möchte auch noch ein kleines Geschenk für Hugh besorgen. Ich habe einige wunderschöne Schwerter im Waffengeschäft gesehen. Da war ein wunderbar ausbalanciertes Schwert mit einem silbernen Eineinhalb-Hände-Heft, das er für seine Schwertübungen benutzen könnte.«
»Ich könnte einen halben Tag brauchen, um mich in den Buchhandlungen umzusehen«, fügte Chumley hinzu.
Wieder klopfte es an der Tür, aber dieses Klopfen klang hundertmal leiser als
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