Dämonen-Reihe 16 - Ein Dämon muss die Schulbank drücken
Kohle. »Irgendetwas müssen wir doch tun können.«
»Alle runter!«, bellte ich, levitierte den Ring aus Masshas Hand und schickte ihn im Flug den Schornstein hinauf. »Wie groß ist seine Reichweite?«
»Ungefähr fünftausend Meter«, sagte Massha.
Das nannte man wohl Overkill! Ich nickte ergrimmt und flog zum Fenster hinaus.
QUAK!
Eine Schar blau-weißer Enten sauste über mir in alle Richtungen davon, als ich aus dem Haus schoss und mich über das Dach des Gasthauses erhob.
»Tut mir leid!«, rief ich. Sie quakten entrüstet miteinander, als sie sich wieder zu einem nach Norden ausgerichteten Keil formierten.
Ich suchte den Himmel über mir nach einem glühenden roten Lichtpunkt ab. Da war er! Ich stemmte mich hart gegen die Erdoberfläche und setzte genug magische Energie ein, um weit aufzusteigen. Ich hoffte, dass auf der Straße unter mir niemand unterwegs war, aber so kurz vor Sonnenuntergang wäre einem Passanten der mannsgroße Schatten auf dem Weg zu den Wolken vielleicht so oder so nicht aufgefallen.
Es fiel mir nicht schwer, dem Ring über den bedeckten Himmel zu folgen. Das rubinrote Licht war nur stecknadelgroß. Ich flog darauf zu und hoffte, dass ich mich weiter in sicherer Entfernung befand. Wie weit waren fünftausend Meter? Den Ring in ein starkes Magikpolster eingehüllt, stieß ich ihn höher und höher. Wie viel Zeit blieb mir noch? Das rote Licht verschwand in den Wolken. Ich machte mich bereit, ihm zu folgen.
BUMM!
Eine rote Feuerkugel erblühte in der Wolke über mir. Das Donnern hallte in meinen Ohren nach. Benommen verlor ich die Kontrolle über meinen Flugzauber. Mein Magen strebte zu meinem Mund, als ich wie ein Stein in die Tiefe fiel. Eine Hitzewelle drückte mich einige Hundert Fuß weiter herab. Einen Moment später war ich wieder bei Sinnen und trat eilends den Rückzug zum Boden an. Erfolgreich. Der Ring war an einem Ort detoniert, an dem er ganz sicher niemandem Schaden zufügen konnte.
Während ich herabsank, ertönte aus der Wolke ein weiteres BUMM. Mit einem Donnern stürzten Wogen von Wasser auf mich herab. Die Granate hatte die Flüssigkeitsladung der Wolke in Bewegung gesetzt und einen Platzregen ausgelöst.
»Danke«, grummelte ich den Himmel an. »Das hat man davon, wenn man sich heldenhaft benimmt.«
Kapitel Sechzehn
»Beichten ist gut für die Seele.«
T. Beckett
Ich sank schnellstmöglich hinab in den Schutz der Baumkronen. In meinem Kopf ging ich den Ablauf der Ereignisse noch einmal durch. Die Explosion konnte unmöglich durch ein Versehen ausgelöst worden sein. Der Granatenring war mit umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet, ganz zu schweigen von Verschlüssen, die verhinderten, dass er aktiviert wurde, sollte Massha mit der Fassung irgendwo hängen bleiben. Nur zögernd folgerte ich das Offensichtliche: Jemand hatte ihn absichtlich aktiviert.
Aber warum? Wäre das Gasthaus in die Luft geflogen, wären wir alle umgekommen.
Nicht zwangsläufig, überlegte ich, als ich am Straßenrand landete. Mindestens vier meiner Schüler waren fähig, unverzüglich von einer Dimension in eine andere zu wechseln. Bei all der Verwirrung, als wir versucht hatten, die Bombe loszuwerden, hätte der oder die Schuldige einfach hinausBAMFen und den Rest von uns zurücklassen können, auf dass wir in Fetzen gerissen worden wären.
Aber wer?
Ich freute mich ganz und gar nicht darauf, das herauszufinden.
Als ich wieder im Gasthaus war, zitternd und durchnässt, wurde ich wie ein heimkehrender Held empfangen.
»Du warst beeindruckend, Meister Skeeve!«, rief Jinetta und riss mich in eine knochenzerschmetternde Umarmung. »Du hast uns gerettet!«
»Ich hatte solche Angst«, gestand Frostia, umarmte mich ebenfalls und reichte mich an Polonia weiter. Biene stand nur in Habachthaltung da und war ziemlich blass unter seinen Sommersprossen. Tolk trottete herbei und drückte mir die Nase in die Handfläche.
Melvine war noch nicht ganz mit Schmollen fertig, aber auch er kam zu mir und schnippte kurz mit den Fingern. Meine Kleidung und mein Haar trockneten sogleich. »Das ist ein Wüstenzauber aus der Elementalschule«, erklärte er. Keine Abbitte, keine Dankbarkeit, aber ich verstand die Botschaft.
»Danke«, sagte ich. Es fühlte sich gut an, wieder trocken zu sein.
Massha umschlang mich mit den Falten ihrer durchsichtigen orangefarbenen Seide.
»Es tut mir so leid, mein Napfkuchen! Ich hätte nie gedacht, dass der Ring einfach so losgehen
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