Dämonen-Reihe 16 - Ein Dämon muss die Schulbank drücken
um.
»Skeeve?«, sagte eine leise Stimme. »Kann ich eine Minute mit dir reden?«
»Reich mir bitte die Kartoffeln«, sagte ich.
Schweigend griff Jinetta nach der irdenen Schüssel und reichte sie über den Tisch an mich weiter.
»Danke.«
»Nichts zu danken«, murmelte die größte Perfekte und stierte in ihren Teller.
Bunny saß am Kopf der Tafel und schnitt ihr Fleisch in winzig kleine Stücke, als wollte sie es auf verborgene Feuerwerkskörper untersuchen. Niemand sprach, es sei denn, um um Essen zu bitten.
Ich war selbst nicht besonders gesprächig. Nichts, was ich an diesem Tag getan hatte, hatte sich so entwickelt, wie ich es geplant hatte. Die Zauberaustauschlektion war eine Katastrophe gewesen. Jemand hatte unsere Geldschatulle aufgebrochen, um eine Schülerin des Diebstahls zu bezichtigen, und ich hatte immer noch keine Ahnung, warum. Masshas lang erwartete Demonstration war entweder durch einen Attentatsversuch oder durch ein dummes Versehen entgleist. Ich hatte Hugh mein Bedauern ausrichten lassen, mich für die Zerstörung seines Jubiläumsgeschenks für Massha entschuldigt und angeboten, es auf meine Kosten zu ersetzen. Ich wusste, das war nur eine unzulängliche Geste, aber was konnte ich sonst tun? Massha hatte mir verziehen, aber ich mir selbst keineswegs. Es war direkt vor meiner Nase passiert. In diesem Moment neigte ich zu der Annahme, dass es ein geplanter Sabotageakt war. Wenn ich die Ereignisse im Kopf Revue passieren ließ, konnte ich ein Muster erkennen, ein Muster, bei dem niemand einen ernsthaften Versuch unternommen hatte, die Ringbombe loszuwerden. Tatsächlich sah es für mein geistiges Auge aus, als hätten mindestens drei von ihnen sich darum bemüht, das Ding nicht aus dem Zimmer zu lassen.
Mein Versuch, den verantwortlichen Schüler zu schnappen, war gründlich fehlgeschlagen. Oder besser, er hatte zu gut funktioniert. Ich erhielt nicht ein Geständnis von einem Bombenleger, ich erhielt fünf Geständnisse. Alle hatten gestanden, mit Ausnahme von Biene.
Als die Dämmerung hereingebrochen war, hatte sich einer nach dem anderen in meine Studierstube geschlichen. Mit beschämten Mienen und äußerster Offenheit hatten sie sich alle dafür entschuldigt, einen dummen Fehler begangen zu haben, und behauptet, sie hätten sich zu sehr geschämt, es zuzugeben. Melvines Geständnis war von besonderer Inbrunst getragen, was mich in Anbetracht der Tatsache, dass er nie die Verantwortung für irgendeine seiner Taten übernommen hatte, doch überrascht hatte, aber seine Erklärung stimmte beinahe Wort für Wort mit der der anderen überein.
»Schau mal«, sagte der Cupy mit einem verlegenen, schiefen Grinsen, »der Ring hat einfach da gelegen. Du weißt doch, dass ich immer mit allem herumspielen muss. Ich wollte wissen, wie es aussieht, wenn man den Zauber scharf gemacht hat, also habe ich ihn aktiviert. Die Fassung hat angefangen zu leuchten. Dann war ich neugierig, was die anderen Tasten auslösen würden. Ich habe ein bisschen mit ihnen gespielt. Eine davon war offenbar die Ausfallsicherung. Als ich sie berührt hatte, wusste ich gleich, dass das nicht gut war, aber ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte den Ring nicht entschärfen, und ich konnte Masshas Ring auch nicht zur Tür hinauswerfen, ohne zuzugeben, was ich angestellt hatte. Ich hätte gleich etwas sagen müssen. Stattdessen habe ich ihn zusammen mit dem anderen Zeug auf dem Tuch liegen lassen. Es tut mir leid. Sag es den anderen nicht. Ich komme mir sowieso schon vor wie ein Idiot.«
Ich war verwirrt. Warum gestanden fünf von ihnen, einen beinahe tödlichen Einfall herbeigeführt zu haben, wenn vier, vielleicht sogar alle fünf, doch lügen mussten? Warum war es ihnen so wichtig, bei mir zu bleiben? Denn das war das, was sie alle, ohne Ausnahme, unbedingt wollten.
Die Letzte, die mit mir gesprochen hatte, Jinetta, hatte an der Tür noch einmal innegehalten. »Du lässt uns doch hier bleiben, jetzt, da du weißt, was – wer der Übeltäter war, richtig?« Dann hatte sie mir einen bedeutungsschweren Blick zugeworfen und war auf den dunklen Korridor hinausgehuscht. Ihr Geständnis hatte so aufrichtig geklungen wie die anderen auch, die ich sämtlichst anzweifelte.
Bunny und ich verdächtigten inzwischen Biene, der eine Leichenbittermiene zur Schau trug und aufsprang, kaum dass das Essen vorbei war.
»Ich kümmere mich um das Geschirr, Fräulein Bunny«, sagte er bereitwillig.
Die anderen nahmen sich lustlos
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