Dämonen-Reihe 17 - Des Dämons fette Beute
Sie reichten mir vielleicht bis zur Brust. »Für wen haltet Ihr Euch eigentlich? Wir waren vor Euch hier! Wartet, bis Ihr an der Reihe seid!«
»Für wen haltet ihr euch?«, wollte ich wissen. »Ich bin ein friedliebender Typ, also geht mir aus dem Weg, bevor ich euch in den Boden stampfe!«
»Bitte, bitte«, klang eine leise melodische Stimme vom Hauseingang her auf. »Keine Kämpfe hier! Dies ist ein Hort des Friedens. Ranti, wie kannst du nur so grob sein! Siehst du denn nicht, dass dies Gäste sind? Alle, die hierherkommen, sind uns auch willkommen.«
Die Menge, die sich offensichtlich auf einen guten Kampf gefreut hatte, ließ sich leise murmelnd wieder in die Hocke nieder. Die Sprecherin trat hervor und ergriff meine Hand. Es war eine sehr kleine, sehr runzlige alte Krötlingsfrau, die einen oft geflickten Stoffstreifen und einen Schleier trug. Sie unterschied sich nicht sonderlich von ihren Artgenossen, bis auf den ungewöhnlich breiten Mund und die platte Nase, aber in ihren vorgewölbten Augen loderte Feuer. Gegen meinen Willen war ich von ihr beeindruckt.
»Tretet ein, tretet ein!«, forderte sie uns auf. »Ich bin Schwester Hylida, Äbtissin der Kröt Ddhole Mission. Seid willkommen, seid willkommen!« Sie machte eine einladende Geste in Richtung Tür.
Das Innere des Hauses schien dem Verfall genauso ausgesetzt wie das Äußere, aber seine Bewohner hatten mehr daraus gemacht. Zwei Ziegelsteine stützten eine Vase mit gebrochenem Fuß. An einem Ende des Raumes erhob sich ein Schrein, der aus geschnitzten Marmorstücken zusammengesetzt worden war, Geröll aus verschiedenen eingestürzten Tempeln, von dem jedes Stück Verzierungen gänzlich anderen Stils aufwies.
»Ihh, was für ein Gestank!«, stöhnte Calypsa leise. »Sie benutzen Dung als Brennmaterial.«
»Ich vermute, das ist das Essen«, flüsterte Tananda zurück.
»Erinnert mich an pervische Küche«, sagte ich. Der Geruch machte mich hungrig.
Ein paar magere, nur mit Lendenschurz bekleidete Krötlinge eilten mit Strohmatten herbei, die sie vor uns auf dem Boden aus festgestampftem Lehm ausbreiteten.
»Darf ich Euch kühles Wasser und ein Tuch anbieten, damit Ihr Euch die Hände reinigen könnt?«, fragte Schwester Hylida. Die Krötlinge erschienen diensteifrig mit einem aus Stein gemeißelten Wasserkrug und unterschiedlichen Tonbechern. Ich hielt meinen in beiden Händen, wobei ich mir lebhaft des goldenen, mit Edelsteinen besetzten magischen Pokals in dem nach Maß angefertigten Schmuckkästchen neben mir auf der Strohmatte bewusst war.
Die Krötlinge hockten sich am äußersten Ende des Raumes nieder, während sich Schwester Hylida zu uns setzte. Ich hörte neugieriges Geflüster und Gekicher und bemerkte die Gesichter, die uns durch die Eingangstür und die Löcher in den Wänden beobachteten.
»Unser Anliegen ist privater Natur«, sagte ich.
»Ihr werdet feststellen, dass Privatsphäre hier ein eher seltenes Gut ist«, entgegnete Schwester Hylida. »Aber wir können versuchen, ein wenig davon zu finden.« Sie winkte die Lauscher mit einem kleinen Lächeln fort. Die Gesichter hinter den Wänden und der Tür zogen sich ein paar Schritte weiter zurück. Ich hoffte, dass ihr Gehör nicht so scharf wie das von Perfektern war. Die alte Krötlingsfrau betrachtete das Schwert, das halb aus der Scheide gezogen auf Calypsas Schoß lag. »Ihr werdet das hier nicht brauchen. Aber es ist wirklich eine schöne Waffe.«
Perfekter kümmert es normalerweise nicht, dass es Situationen gibt, die Reiche in Verlegenheit bringen können. Mir bereitet die Frage, wie Besitztümer verteilt sind, gewöhnlich keine Gewissensbisse. Wenn ich etwas haben will, das einem anderen gehört, werde ich mir früher oder später etwas einfallen lassen, um es mir zu besorgen. Aber diese gesamte Stadt schien bettelarm zu sein, und wir waren hier mit genug Geld hereinmarschiert, um den ganzen Laden samt Grundstück, dem Recht an seinen Bodenschätzen und allem anderen sonst zu kaufen, weil wir es auf den einzigen Gegenstand von Wert abgesehen hatten, der hier noch zu holen war. Ich kam mir wie eine Ratte vor, als ich mich räusperte.
»Schaut her, wir kommen nicht aus dieser Gegend«, begann ich. »Wir befinden uns auf einer Mission …«
»Wirklich?«, fiel mir die kleine Schwester ins Wort. »Die Tausend Gottheiten mögen Euch segnen!« Sie sprang auf und lief zum Altar hinüber. Dort entzündete sie ein Räucherstäbchen in einer kleinen Blechpfanne, steckte es in
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