Dämonen-Spiele
anschauen«, meinte sie schließlich. »Dann lasse ich Sammy einen Weg suchen, der uns zu einer Stelle führt, von wo wir sie beobachten können, ohne selbst gesehen zu werden. Aber ich halte es immer noch für eine schlechte Idee.«
»Es ist eine ganz furchtbare Idee«, pflichtete Kim ihr bei. »Aber sie macht Spaß! Abenteuer sind doch die Würze des Lebens. G e hen wir!«
Also setzte Jenny Sammy ab. »Such uns einen Weg, der zu einer Stelle führt, wo wir einen Oger sehen können, ohne daß irgen d welche anderen Oger uns dabei aufspüren«, trug sie ihm auf. »Aber lauf nicht voran, sondern such uns nur die Stelle, wo der Weg a n fängt.« Sie hatte im Laufe der Zeit gelernt, richtig mit dem Kater umzugehen, damit sie nicht ständig wie wild hinter ihm herrasen mußte, wenn er sich auf die Suche nach irgend etwas machte. So war sie überhaupt nach Xanth gekommen: Als Sammy davongejagt war, um eine Feder zu suchen, war Jenny ihm gefolgt, damit er sich nicht verirrte, hatte sich dabei aber selbst verlaufen. Seitdem saß sie in Xanth fest. Aber sie hatte es schon bald lieben gelernt, auch wenn sie ihre Familie auf der Welt der Beiden Monde ve r mißte. Und nun wollte sie nicht, daß Sammy in irgendeine andere Welt hineinlief, von der aus sie nicht mehr nach Xanth zurückfi n den würden.
Sammy lief los. Jenny hielt die unsichtbare Leine fest, welche die Dämonen ihr gegeben hatten, damit sie am Zug stets feststellen konnte, wo der Kater sich gerade aufhielt. Sammy konnte die Le i ne nicht spüren, ja, er wußte nicht einmal von ihr. Sie dehnte sich so weit aus wie nötig und zog sich unsichtbar in die Länge; sie zog sich aber auch wieder zusammen, wenn Jenny den Kater eingeholt hatte. Deshalb brauchte sie auch nicht mehr Hals über Kopf hinter der Katze herzujagen, um das Tier ständig in Sichtweite zu haben. So hatte sie den Kater stets buchstäblich im Griff.
Damit aber waren keineswegs alle Probleme gelöst, weil der K a ter nämlich immer den direktesten Katzenweg zum Ziel nahm. Handelte es sich dabei um einen richtigen Pfad, war alles in Or d nung. Doch der richtige Weg konnte ebensogut in einen Dorne n strauch, einen Baumstamm hinauf oder durch einen Fluß führen. Oder auch direkt vor der Nase eines schlafenden Drachen entlang. Sammy konnte zwar vorbeihuschen bevor der Drache erwachte, Jenny aber war langsamer und größer und roch nach Elfe – alles Dinge, die einem Drachen viel bedeuteten. Deshalb mußte sie noch immer Vorsicht walten lassen.
Diesmal jagte der Kater lediglich durch das dichteste Gestrüpp eines Maisfelds. Der Mais explodierte förmlich, als sie hindurc h trampelten. »Oh, Knallfrösche!« rief Kim entzückt.
»Nein, gewöhnlicher Puffmais«, widersprach Jenny. »Ich hoffe nur, daß der Lärm die Oger nicht warnt!«
Dann spürte sie etwas Klebriges an sich. Als sie hinschaute, en t deckte sie karamelisierte Maiskörner. Sie waren überreif und kle b rig; das Ganze war also eine ziemliche Ferkelei. Jenny versuchte, die Körner von ihrer Kleidung zu picken, doch sie waren festg e schmolzen und gingen nicht mehr ab. Na ja, das gehörte eben zu den ärgerlichen Dingen, die nun einmal passierten, wenn sie Sa m my hinterherjagte.
Bald darauf hatten sie den Kater erreicht, der am Beginn eines Pfads saß und sich die Karamelmasse aus dem Fell leckte. Das also war der gesuchte Weg.
Jenny warf einen Blick auf Kim. Kim war nicht wirklich hier; statt dessen sah Jenny das quadratische Fenster nach Mundania und das Mädchen selbst, wie es an seiner Tastatur saß. Das Fenster war immer ganz deutlich zu sehen, so daß die Spielerin stets die jeweilige Spielszene beobachten konnte; das Fenster bewegte sich zusammen mit Jenny weiter. Und so ließ sich leicht vergessen, daß sie körperlich gesehen eigentlich ganz allein reiste. Kim würde erst dann richtig in die Szene eintreten, wenn sie den zweiten Akt des Glaubens vollzogen hatte und überhaupt an Magie glaubte. Doch das würde im Laufe des Spiels schon von allein geschehen. Ma n che Dinge brauchten eben ihre Zeit.
Jenny nahm den Kater wieder auf. Dann folgten sie dem Weg immer tiefer durch den gefürchteten Ogersumpf. Jenny war froh, wenn sie hier wieder rauskamen; denn das war genau die Gegend, wie Oger sie liebten. Die Bäume waren verunstaltet – Opfer des Ogerunwesens. Manche waren zu Knoten verschnürt, andere s a hen wie Brezel aus. Einige waren sogar völlig zerfetzt: Zeugnis eines übelgelaunten Ogers, der hier vorbeigekommen war.
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