Dämonen-Spiele
Auch der Boden war in keinem besseren Zustand; er entwickelte sich allmählich von einem Matsch- zu einem Sumpfloch und würde schon bald zu einem richtigen Moor werden. Glücklicherweise war der Weg selbst trocken, weil die Oger die schlechteren Wege b e vorzugten und diesen hier nicht benutzten. Und so hatte Sammy ihn als sicheren Pfad abseits der Oger ausfindig gemacht. Zumi n dest war der Weg ein bißchen weniger gefährlich; denn es gab ke i nen Pfad, der vollkommen sicher vor Ogern war.
Sie kamen an einigen Bändern vorbei, die von den Ästen hera b hingen, die den Pfad überdachten. Jenny stieß eins der Bänder mit dem Ellenbogen an. Es schepperte laut. Sofort stimmten die and e ren Bänder ein, und es entstand ein regelrechtes Quartett, als wü r den mehrere Leute gleichzeitig singen.
»Was ist das denn?« fragte Kim erschrocken.
»Ein Stimmband«, erklärte Jenny. »Ich hoffe, es macht die Oger nicht auf uns aufmerksam.«
Doch als sie weiterzugehen versuchte, stieß sie wiederum gegen eins der Bänder, was erneuten Lärm auslöste. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Mit Sicherheit würden die Oger diese Musik vernehmen!
Doch sie hatten Glück – kein Oger eilte herbei. Jenny atmete e r leichtert auf. Andererseits wußte sie aber auch, daß die Gefahr keineswegs gebannt war. Sie mußten unbedingt so bald wie mö g lich das Ogerland hinter sich bringen.
Nun gelangten sie an einen riesigen, breitgefächerten Baum, de s sen Stamm wie Hartgummi aussah, während sich Gummiringe um seine Äste wanden. Die Astspitzen mündeten in dünnen Drähten, die sich ihrerseits durch das Astwerk anderer Bäume davonschlä n gelten. Von den Drähten ging ein leises Summen aus, ab und zu auch ein Knistern.
»Was ist denn das für ein Baum?« wollte Kim wissen. »Der ist ja echt komisch!«
Jenny musterte ihn. Sie hatte einen Schnellkurs über die Flora Xanths absolvieren müssen, um für ihre Rolle als Treue Gefährtin gewappnet zu sein und alles bestimmen zu können, was hilfreich oder gefährlich sein mochte. »Das ist eine Elektro-Tanne«, sagte sie. »Ich glaube, die strotzt nur so vor Kraft.«
Kim lachte. »Ganz bestimmt! Vielleicht kommt unsere Elektriz i tät daher. Wie ich sehe, führen die Drähte von hier fort. Wir sol l ten nicht allzu lange bleiben. Das elektrische Feld könnte schädlich für uns sein.«
Jenny sah noch einmal genauer hin. Tatsächlich, die Wurzeln des Baums mündeten in einem schimmernden Feld. Darunter befand sich Wasser, doch das Drahtgras wuchs hier sehr dicht. So etwas war ihr im Laufe ihrer Studien nicht untergekommen; vielleicht hatte sie aber auch nur im Unterricht gedöst. »Ein elektrisches Feld soll schädlich sein?« fragte sie.
»Na ja, ganz genau wissen wir es noch nicht. Aber die Leute wohnen nicht sonderlich gern in der Nähe solcher Felder, nur für alle Fälle, eben.«
Da vernahmen sie ein unheilvolles Stampfen, und der Boden e r zitterte. »Die Oger kommen!« rief Jenny bestürzt. Offenbar hatten die Oger die Stimmbänder doch gehört. »Wir müssen uns in dem Baum verstecken.«
Also kletterte Jenny daran hoch, wobei Sammy ihr voranhuschte, und das Bildschirmbild, das ihre Verbindung zu Kim darstellte, kam stets mit. Keinen Augenblick zu früh – schon kam das erste der furchtbaren Ungeheuer in Sicht.
»Oooh, ein Oger!« rief Kim.
»Ruhe!« zischte Jenny ihr geschockt zu. Oger verfügten über ein durchaus leistungsfähiges Gehör – leistungsfähig genug, um alles zu orten, was sie zerquetschen oder plattstampfen oder mit ihren Mäulern in zitternde Stücke zerreißen wollten.
»Was machen die da?« fragte Kim, schon etwas leiser.
Jenny begutachtete das Geschehen. Vor ihnen war ein ganzer Ogerstamm zu sehen, Männer und Frauen. Es hatte den Anschein, als würden sie nach irgend etwas suchen. Und da hatten sie es auch schon entdeckt: eine glühende Kugel, die in dem elektrischen Feld ruhte. Einer der Oger stampfte aufs Feld hinaus und grapschte danach – worauf er sich prompt die Hände verbrannte. Er ließ die Kugel fallen und stieß einen kleinen Fluch aus, wodurch sich das umstehende Gras entzündete. Vielleicht war es aber auch die Fe u erkugel selbst, die das Feuer ausgelöst hatte. »Ich glaube, sie sa m meln gerade eine Blitzkugel ein, um ihren Kochtopf damit zu e r hitzen«, flüsterte Jenny. »Oger sind nicht klug genug, um ihr eig e nes Feuer zu machen. Deshalb sind sie darauf angewiesen, es dort mitzunehmen, wo sie welches finden.«
»Eine
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