Dämonen-Spiele
den Anschein, als wäre sie eine echte Person, die durch die Barrikaden seines Unglaubens hinweg mit ihm kommunizierte. »Wie spielt man dieses Spiel denn nun?«
Sie lächelte wieder. Dabei hellte sich die Lichtung auf – sie wurde tatsächlich immer heller, als wäre eine träge Glühbirne aufg e flammt. Auch wenn es ein blöder technischer Effekt war – es g e fiel Dug. Diese Frau war so schön, daß er sich den ganzen Tag in ihrem Lächeln würde sonnen können.
»Nimm meine Hand«, sagte Nada, »dann führe ich dich hinein.« Sie streckte ihren wunderschönen Arm nach ihm aus.
Dug griff nach dem Schirm; dann gebot er sich selbst Einhalt. Statt dessen tippte er: »Ich nehme deine Hand.«
Das Bild vergrößerte sich. Nun schien er sich auf der Lichtung zu befinden, Nada neben ihm, ungefähr einen halben Kopf kleiner als er. Sie wandte sich ihm zu. Ihr Busen hob und senkte sich sanft, und die braungrauen Augen harmonierten wundervoll mit den graubraunen Zöpfen. Plötzlich war Braungrau zu Dugs Liebling s farbe geworden. »Danke, Dug. Es ist so schön, dich hierzuhaben.«
»Es ist auch schön, hier zu sein«, erwiderte er und machte die Entdeckung, daß der Unglaube sich immer leichter beiseite schi e ben ließ, zumindest in diesem Zusammenhang. Er wußte, daß er im wirklichen Leben niemals an eine solche Frau herankommen würde. Da war es das Beste, es statt dessen auf diese Weise zu tun. Ganz ohne Zweifel aber war es erstaunlich, wie lebendig plötzlich alles geworden war.
»Diese Lichtung hier ist ein sicherer Ort«, erklärte Nada. »Aber sobald wir sie verlassen, steigen wir ins eigentliche Spiel ein, und da gibt es jede Menge Herausforderungen und Schwierigkeiten. Ich will dich zwar nicht mit langatmigen Erklärungen langweilen…«
»Du langweilst mich nicht«, warf Dug hastig ein. Sie hätte ihm auch die langweiligste Vorlesung über Shakespeares allerlangwe i ligstes Historiendrama halten können (was ziemlich genau einer normalen Englischstunde entsprach) – es hätte ihn dennoch fasz i niert. Er war es zufrieden, einfach nur auf dieser Lichtung zu ve r weilen und Nada beim Reden zu beobachten. Weil sie sich nämlich wirklich für ihn zu interessieren schien. Das war sicherlich nur die Gaukelei der Spielprogrammierung; aber es war ganz hervorragend gemacht. Dug erinnerte sich an eine technische Herausforderung, die zur Zeit die Runde machte: Mehrere Firmen arbeiteten an der Entwicklung eines Computers, der einen derart täuschend echten Dialog mit einem Menschen führen konnte, daß dieser gar nicht erst auf die Idee kam, es mit einem Computer zu tun zu haben. Der Computer befand sich in einem versiegelten Raum, damit man ihn nicht sehen konnte, und die Testperson mußte raten, ob sie mit einem Rechner oder mit einem Menschen kommunizierte. Bisher war es zwar noch keinem Computer gelungen, einen echten Experten hereinzulegen; aber man kam der Sache schon ziemlich nahe. Für eine Computeranimation war Nada Naga schrecklich lebensnah. Sie wirkte äußerst lebendig, und das lag nicht nur an ihrem Aussehen.
Sie lächelte wieder, genau, wie Dug es sich erhofft hatte. »Danke, Dug. Ich muß dafür sorgen, daß du begreifst, was hier vorgeht, weil es meine Aufgabe ist, dich so weit durch das Spiel zu führen wie möglich. Solltest du also die Siegesprämien nicht erringen, soll es nicht meine Schuld gewesen sein. Aber meine Fähigkeiten sind begrenzt, und außerdem triffst du die Entscheidungen. Ich kann nur auf deine Fragen antworten und dir Ratschläge geben. Den Weg zum Sieg kenne ich auch nicht. Aber ich kenne Xanth. De s halb bin ich in der Lage, dich um die meisten seiner Gefahren he r umzuführen.« Sie hielt kurz inne und musterte ihn. »Kennst du Xanth?«
»Nie gehört«, erwiderte er fröhlich. »Ich lese keine Fantasy. Ich nehme an, es handelt sich dabei um eine aufgemotzte Fantasy-Kulisse mit schönen Prinzessinnen, häßlichen Kobolden, wa n delnden Skeletten und qualmenden Dämoninnen.« Darauf war er durch die Liste möglicher Gefährten gekommen. »Ich nehme an, ich werde Berge und Schluchten und tosende Wildbäche überwi n den müssen, gegen feueratmende Drachen kämpfen, und wah r scheinlich muß ich auch besondere magische Amulette ausfindig machen, mit deren Hilfe ich Zugang zu den magisch versiegelten Gewölben bekomme, wo der Schatz liegt. Und ich glaube, daß dort so viele Gefahren auf mich lauern, daß ich schon sehr früh wieder aus dem Spiel fliege und wieder von vorn
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