Dämonen-Spiele
zurückgelegt.«
»Nur daß diesmal kein wütender Vogel Rokh hinter uns her ist«, wandte Sherlock ein.
Wie auf ein Stichwort vernahmen sie plötzlich ein unheilvolles Geräusch aus nördlicher Richtung. Wie auf ein Stichwort? Dug e r kannte, daß dies wahrscheinlich vom Spiel eingefädelt worden war. Und wahrscheinlich würde diese Bedrohungsnummer noch schlimmer werden als die letzte, wie es sich für ein richtiges Spiel nun mal gehörte.
»Das hört sich nach Werwölfen an«, meinte Nada mit besorgter Miene.
»Warum sollten das keine Feld-Wald-und-Wiesen-Wölfe sein?« fragte Dug, während er auf das Wasser zuging.
»In Xanth gibt es nur wenige gewöhnliche Wölfe und Hunde«, erklärte sie. »Früher waren es mehr, aber sie haben sich zu Tode fortgepflanzt. Genau wie der Mensch in früheren Zeiten.«
»Das ergibt aber keinen Sinn«, antwortete Dug. »Eine Art kann aussterben, indem sie sich nicht fortpflanzt. Aber wenn sie sich kräftig fortpflanzt, wird sie dadurch doch nur stärker.«
»In Xanth nicht. Wenn eine Art sich mit einer anderen kreuzt, ergibt das eine Mischform. Das ist an sich nichts Schlimmes, aber die ursprüngliche Art verringert sich dadurch. Meine Naga-Art ist dadurch entstanden, daß Menschen sich mit Schlangen paarten; und die Zentauren sind Kreuzungen zwischen Menschen und Pferden; und die Meerleute stammen von Menschen und Fischen ab, und die Harpyien von Menschen und Vögeln. Es gibt viele solcher Mischformen, aber nur sehr wenige ursprüngliche Arten. Sie haben sich auf geradezu törichte Weise völlig unbekümmert vermischt; es ist ein Wunder, daß die Störche bei den vielen Mischformen nicht durcheinanderkamen. Nur die Tatsache, daß immer neue Einwanderungwellen Menschen an Land brachten, hat es ihnen ermöglicht, ihren Bestand aufrechtzuerhalten.« Sie sah Sherlock an. »Deshalb dürfte eure Schwarze Welle auch willko m men sein. Eure Unterschiede zu anderen Menschen sind für uns trivial.«
Sherlock nickte. »Das ist so ziemlich das erste Mal, daß es mir gefällt, von einem Weißen als trivial bezeichnet zu werden. Aber in Anbetracht eurer Andersartigkeit kann ich wohl kaum etwas dag e gen einwenden.«
»Machen wir mit dem Gefrieren weiter«, sagte Dug.
»Na klar.« Sherlock grub den Klumpen Kaltcreme aus seiner Eismulde und tauchte ihn in den nächsten darunterliegenden, flü s sigen Abschnitt. Im selben Augenblick war auch dieser gefroren.
Hinter ihnen erschien das Werwolfrudel. Und tatsächlich hatten einige der Wesen Wolfsgestalt; andere hingegen sahen aus wie zo t tige Menschen, und manche waren irgendwelche Mischformen. Doch alle stießen ein bösartiges Geheul aus.
»Bewegung!« befahl Dug.
»Ich versuche es.« Sherlock kauerte nieder und ließ die Kaltcr e me vorwärtsgleiten. Um sie herum gefror das Wasser, und She r lock trat auf das frische Eis hinaus.
»Du auch, Nada«, wies Dug sie an. »Ich werde uns den Rücken decken.« Er zückte sein Messer.
»Du entwickelst dich immer mehr zu einem Helden«, bemerkte sie anerkennend.
»Ich will nur nicht, daß einer von uns aufgefressen wird!«
Er folgte ihr aufs Eis, das inzwischen eine xanthähnliche Halbi n sel bildete, die in den Fluß hinausragte. Er hackte mit dem Messer darauf ein, versuchte, sie vom Festland abzutrennen. Dabei hoffte er inständig, daß die solcherart hergestellte Eisinsel auch auf dem Wasser schweben würde.
Nun trafen die Werwölfe ein. Das erste Untier machte einen Satz, landete auf dem dünnen Eisstreifen – und brach prompt durch, um klatschend ins Wasser zu fallen. Jetzt war das Eisstück endlich vom Land abgetrennt und trieb ungehindert dahin.
Im Wasser war eine Bewegung zu erkennen. Eine grüne Schna u ze fuhr mit anmutiger Bewegung auf den Werwolf zu. Doch der war bereits wieder an Land geklettert, bevor die langen grünen Kieferladen sich öffnen konnten, um ihn zu verschlingen. Die anderen Wölfe scharten sich am Ufer und waren zu klug, auch nur eine Pfote ins Wasser zu stecken. Dug und seine Freunde konnten ihre Reise endlich fortsetzen.
Allerdings waren sie nun der trägen Strömung des Keks-Dabei-Flusses ausgeliefert. Wohin würde er sie treiben? Außerdem b e merkte Dug strahlend bunte Flossen, die aus dem Wasser ragten. »Was ist das denn?« fragte er und fürchtete sich schon vor der Antwort.
»Kredithaie«, antwortete Nada. »Wie jedermann weiß, knöpfen sie einem einen Arm und ein Bein ab, wenn man sie läßt.«
»Dann müssen sie eben aus dem Wasser bleiben«,
Weitere Kostenlose Bücher