Dämonen zum Frühstück
Stuhl für mich herausziehen wollte, doch noch ehe ich ganz begriff, was geschah, traf er mich am Arm, und das Glas segelte quer durch das Zimmer.
Das Wasser spritzte völlig wirkungslos auf den Boden. Nicht ein einziger Tropfen erwischte den Kerl.
»Ach, das tut mir jetzt aber leid. Entschuldigen Sie bitte vielmals«, sagte er. »Wie kann man nur so ungeschickt sein.«
»Das haben Sie absichtlich gemacht«, zischte ich, während ich mich bückte, um das Glas aufzuheben.
»Was?« Das war Stuart. Hoppla. Meine Bemerkung war nur für Larsons Ohren bestimmt gewesen, war mir aber anscheinend lauter herausgerutscht als geplant.
»Ich meinte nur, dass er wirklich für Überraschungen gut ist.« Ich sah Larson an. Mein Lächeln war eisig. »Ist ja nichts weiter passiert. Wasser ist schließlich ersetzbar. Leitungswasser, Mineralwasser, Wasser aus der Flasche. Alle Arten von Wasser.«
Er antwortete nicht. Das brauchte er auch nicht. Wir wussten beide, dass diese Runde an ihn ging.
Eine weitere Stunde Geplauder und politisches Gerede, und endlich waren unsere Gäste bereit, sich wieder aus dem Staub zu machen. Einladungen enden oft damit, dass alle auf einmal nach ihren Taschen und Autoschlüsseln suchen, und auch die unsere war da keine Ausnahme. Wir gingen alle gemeinsam zur Haustür und standen ein Weilchen im Vorgarten, wo Hände geschüttelt wurden und man sich verabschiedete.
In dem ganzen Durcheinander nahm Larson auf einmal meine Hand; seine Haut strich rau über die meine. »Es war ein wunderbarer, erhellender Abend, Mrs. Connor. Ich bin mir sicher, dass wir uns recht bald wiedersehen werden.«
Seine Augen blickten mich intensiv an. Nicht unbedingt böse … Aber der Mann sah ganz so aus, als ob er meine Geheimnisse kennen würde.
Mir lief ein Schauder über den Rücken, und ich kämpfte gegen ein aufsteigendes Ekelgefühl und einen Anflug von Angst an. »Ja«, brachte ich mühsam hervor. »Ich bin mir sicher, dass sich unsere Wege wieder kreuzen werden.«
»Und es tut mir wirklich leid, dass ich nicht die Gelegenheit hatte, Ihre Tochter kennenzulernen. Ich nehme an, dass sie Ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten ist.«
Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, und ich hatte auf einmal das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Es war beinahe elf Uhr. Das Einkaufszentrum war seit einer Stunde geschlossen, und ich hatte noch kein Sterbenswörtchen von Laura oder Allie gehört.
Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße.
»Timmy weint«, murmelte ich und blickte demonstrativ in Stuarts Richtung, wobei ich mir allerdings nicht mehr die Zeit ließ, zu warten, ob er mich auch gehört hatte. Stattdessen rannte ich ins Haus zurück und rief über die Schulter in alle Richtungen »Danke, dass Sie gekommen sind!«, ehe ich aus dem Blickfeld der Gäste verschwand.
»Heb ab, heb ab, heb ab!« Ich presste den Hörer gegen mein Ohr und ging unruhig in der Küche auf und ab. Lauras Stimme, wieder diese verdammte Nachricht, das Piepen und dann: »Allie? Laura? Wo seid ihr? Hallo?«
Niemand antwortete, und ich war schon fast dabei, aufzulegen und zu Lauras Verandatür zu rennen, als der Anrufbeantworter erneut piepte und ich Mindys Stimme hörte, die von Kichern durchzogen war. »Mrs. Connor?«
»Mindy.« Ich atmete tief aus und hatte das Gefühl, jeden Augenblick umzukippen. Also ließ ich mich auf den Boden sinken, lehnte mich gegen die Spülmaschine und schlang die Arme um meine Knie. »Wo ist Allie?«
»Sie ist auf dem Laufband. Wir hatten beide eine doppelte Portion Eis. Wir müssen jetzt also dreihundert Kalorien loswerden.«
Ich schloss die Augen und entschied, meine Litanei über Essstörungen ein anderes Mal zum Besten zu geben. »Kannst du sie holen?«
Mindy machte sich nicht die Mühe zu antworten, aber ich hörte an dem Klappern des Telefons, dass sie es weiterreichte. »Mami! Mrs. Dupont hat uns in einen Film mit Adam Sandler eingeladen. Ist das nicht cool? Er ist soooo witzig.«
»Mir war gar nicht klar, dass ihr so lange wegbleiben würdet«, sagte ich. »Ich dachte, ihr wolltet nur ein Eis holen.«
Ich konnte geradezu hören, wie sie mit den Achseln zuckte. »Wir haben ziemlich lange gebettelt. Aber es war ein fetter Film, Mami.«
Ich vermutete, das bedeutete, er hatte ihr gefallen. »Und warum hast du mich nicht angerufen, um mich wissen zu lassen, wo du steckst?«
»Wieso? Ich war doch zusammen mit Mrs. Dupont unterwegs!«
Okay, ich verhielt mich nicht fair. »Tut mir leid. Ich habe mir nur Sorgen gemacht, als ich
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