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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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dich nicht erreichen konnte.«
»Dann lass mich doch endlich ein Handy haben!«
Meine Tochter, die Pragmatikerin.
»Wie wäre es«, schlug ich vor, »wenn du und Mindy jetzt zu uns herüberkommen würdet? Ich bin vom Kaffee noch hellwach. Wenn ihr auch noch nicht müde seid, könnten wir uns doch jetzt diesen Harry-Potter-Marathon antun.«
»Hmm …«
Nicht gerade die begeisterte Reaktion, auf die ich eigentlich gehofft hatte. »Komm schon, Allie. Das wird bestimmt sehr lustig. Ihr beide könnt auch so lange aufbleiben, wie ihr wollt.«
»Wirklich?« Pause. »Warum?« Sie klang misstrauisch. Nicht gerade auf den Kopf gefallen, die Kleine.
»Weil du meine Tochter bist und ich mit dir Zeit verbringen möchte.« Und weil ich dich beschützen will.
»Oh.« Ich hielt den Atem an, während sie nachdachte. »Wir haben die Filme aber gar nicht da.«
»Ich bitte ganz einfach Stuart, sie schnell für uns zu holen.«
»Und wir können uns wirklich alle hintereinander ansehen?«
»Na klar.« Wenn ich einmal gesiegt hatte, konnte ich wirklich großzügig sein.
»Cool.« Pause. Dann: »Mami?«
»Hm?« Ich war gerade in Gedanken damit beschäftigt, mir zu überlegen, wie ich Stuart nun am besten dazu brachte, noch einmal loszufahren und die DVDs zu holen.
»Ich glaube, dieser Typ von der Eisdiele mag mich.«
Jetzt galt meine ganze Aufmerksamkeit wieder meiner Tochter. »Welcher? Der Blonde, der so aussieht, als ob er CollegeFootball spielt?« Ich würde ihm den Hals umdrehen, wenn er mein kleines Mädchen auch nur ansieht.
»Neiiin, doch nicht der!« Ich hörte deutlich, dass sie mit den Augen rollte. »Der, den ich meine, ist so um die sechzehn, hat eine Brille und dunkle Locken. Er ist eigentlich ganz süß.«
»Du brauchst noch keinen Freund, Allie«, sagte ich.»Das kannst du mir glauben. Dafür bleibt dir später noch genug Zeit.«
»Oh, Maaami. Den möchte ich sowieso nicht als Freund!« Was natürlich die Frage aufwarf, ob es einen Jungen gab, den sie wollte. »Ich habe nur gesagt, dass er mich mag. Er ist zwar ganz süß und so, aber auch ein bisschen schlapp. Außerdem hat er einen wirklich ekeligen Mundgeruch.«
Jetzt gefror mir das Blut in den Adern. »Allie«, sagte ich mit einer Stimme, die so scharf wie ein Messer klang. »Ich komme jetzt sofort mit dem Auto zu euch und hole euch ab.« Um nicht allzu panisch zu klingen, holte ich tief Luft. »Denn sonst«, fügte ich noch hastig hinzu, »schauen wir bis morgen früh diese Filme an.«
    Trotz ihrer Begeisterung über unseren spontan angesetzten Filmmarathon hielten Allie und Mindy nur die erste Hälfte der Kammer des Schreckens durch. Ich ließ sie auf dem Boden im Arbeitszimmer schlafen und drehte meine Runde durch das Haus, um sicherzustellen, dass alle Türen und Fenster geschlossen und die Alarmanlage aktiviert war – einschließlich der Bewegungsmelder im Erdgeschoss. Wir stellen sie äußerst selten an (meist löst nämlich die Katze dann den Alarm aus), aber an diesem Abend hielt ich es für dringend geboten. Falls irgendjemand (oder irgendetwas) durch das Fenster eindrang, wollte ich darüber informiert sein.
    Für einen Augenblick überlegte ich mir, die Leiche noch in dieser Nacht fortzuschaffen, aber ich befürchtete, die anderen dadurch vielleicht aufzuwecken. Es war besser, Mann und Kinder am morgigen Samstagvormittag mit einer Einkaufsliste aus dem Haus zu scheuchen, sodass ich genügend Zeit hatte, in Ruhe die Dreckarbeit zu erledigen. Wenn ich ihnen die Möglichkeit gab, sich zwischen Einkaufen und Badezimmerputz zu entscheiden, konnte ich ziemlich sicher sein, dass sie so rasch wie möglich das Weite suchen würden.
    Ich hatte eigentlich vor, mich neben den Mädchen auf der Couch auszustrecken und zu schlafen. Doch als ich kurz nach Timmy sah, wachte Stuart auf. Er zog mich zu sich ins Bett. Wir schmiegten uns aneinander, so wie wir das schon seit Jahren tun, aber ich konnte keinen Schlaf finden. Alle möglichen und unmöglichen Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ich versuchte einen davon zu packen und irgendwie einen Sinn in den Ereignissen des Tages zu entdecken, aber dazu war ich zu erschöpft.
    Ehrlich gesagt machte all das bisher auch gar kein echten Sinn. Dafür hatte ich einfach noch nicht genügend Informationen.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr, deren digitale Ziffern vor meinen müden Augen verschwammen. Kurz nach vier. Vorsichtig löste ich mich von Stuart und setzte mich auf, um mich so lautlos wie möglich aus dem Bett zu schwingen.

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