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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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auf, wagte aber nicht, ihm direkt in die Augen zu sehen.
»Ich dachte, du wolltest nach Tim schauen.«
»Das habe ich auch. Er schläft.«
Stuart zog die Augenbrauen hoch und blickte vielsagend auf die ganzen Dinge, die ich aus meinem Schmuckkästchen ausgekippt hatte.
»Ich … äh … Mir fiel plötzlich auf, dass ich keine Ohrringe anhabe.«
Schweigen.
Die Stille zog sich derart in die Länge, dass ich Angst hatte, er würde gar nicht mehr antworten. Da trat er zu mir, strich mir über die Wange und umfasste mein Kinn mit seiner Hand. Voll Zärtlichkeit hob er sanft meinen Kopf an. »Liebling, geht es dir wirklich gut?«
»Ja, klar«, antwortete ich. So gut es eben jemandem gehen konnte, der gleichzeitig mit Dämonen und einer Dinnerparty fertig werden musste und außerdem noch Geheimnisse vor seiner Familie hatte. »Entschuldige bitte. Ich bin einfach nicht gut in solchen Dingen.«
In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass wir uns beide im ersten Stock befanden und die Küche leer stand. Was wäre, wenn jemand etwas verschüttete? Nach einer Küchenrolle suchte? Was wäre, wenn sie hinter die Dosen mit dem Katzenfutter schauten?
Ich fasste nach seiner Hand. »Ich habe mich wahrscheinlich nur ein wenig unzulänglich gefühlt«, meinte ich, während ich ihn auf den Gang hinausschob. »Weißt du, ich bin eben keine Jackie Onassis.«
»Ich will auch gar keine Jackie Onassis«, erwiderte Stuart. »Du hast das Ganze wirklich fantastisch gemeistert. Sei einfach nur du selbst, und alle werden dich lieben. Ich jedenfalls bestimmt.«
Ich zwang mich zu einem Lächeln, schaffte es aber nicht, etwas zu sagen. In diesem Moment fiel es mir nämlich wie Schuppen von den Augen: Mein Mann – also der Vater meines jüngsten Kindes und derjenige, mit dem ich jede Nacht das Bett teilte – wusste im Grunde überhaupt nichts von meinem früheren Leben.
Und wenn ich es irgendwie in der Hand hatte, sollte das auch so bleiben.
Die Chance, auf die ich gewartet hatte, erhielt ich während des Desserts. »Möchte jemand vielleicht etwas Wasser?«, fragte ich und erhob mich. Niemand zeigte sich interessiert, aber ich ging trotzdem in die Küche, holte das kleinste Glas heraus, das wir hatten (eines mit lila Dinosauriern von Timmy) und goss das Weihwasser hinein. Es waren nicht einmal zwei Fingerbreit.
Ich warf einen Blick auf den Wasserhahn und überlegte, ob es wohl ein Sakrileg bedeutete, Weihwasser mit dem Wasser von San Diablo zu mischen. Noch wichtiger erschien mir allerdings die Frage, ob dadurch das Weihwasser seine Wirkung verlieren würde.
Da sich das Risiko nicht zu lohnen schien, auf diese Weise meine Seele oder auch meinen Plan in Gefahr zu bringen, kehrte ich mit dem wenigen Wasser ins Esszimmer zurück. Stuart sah mich verblüfft an, und ich zuckte mit den Achseln. »Wir scheinen irgendwie nie genügend saubere Gläser zu haben«, gab ich als Erklärung.
Richter Larson betrachtete mich und das Glas in meiner Hand belustigt. »Sie können aber nicht sehr durstig sein«, meinte er. »Oder gönnen Sie sich rasch zwischendurch einen kleinen Schluck Schnaps, während wir uns an Ihrem leckeren Apfelkuchen laben?«
Ich lachte. »Ich war einfach nur besonders durstig«, schwindelte ich, »und habe bereits das halbe Glas auf dem Weg zurück leer getrunken.« Während ich sprach, ging ich zu meinem Stuhl. Ich hatte vor, ins Stolpern zu kommen und so das Wasser auf Larson zu schütten, sobald ich mich in seiner Reichweite befand.
In diesem Moment klingelte das Telefon. Stuart schob seinen Stuhl zurück, um aufzustehen. Dadurch blockierte er mir den Weg und vermasselte mir meinen Plan. »Das ist vielleicht Richterin Serfass«, sagte er. Sie war als Einzige nicht gekommen, weil ihr Flugzeug Verspätung hatte. Er hob ab. In seiner Miene zeigte sich Verwirrung. »Ich kann Sie nicht hören«, rief er mit lauter Stimme. »Ich kann leider kein einziges Wort verstehen!«
Einige Sekunden vergingen, während er den Kopf schüttelte und immer frustrierter wirkte. Schließlich zuckte er mit den Achseln und legte auf.
»Wer war das?«
»Keine Ahnung. Klang irgendwie ausländisch. Vielleicht italienisch. Die Verbindung war furchtbar schlecht, aber wahrscheinlich war es sowieso eine falsche Nummer.«
Padre Corletti.
Instinktiv drehte ich mich zu Larson und stellte fest, dass er mich direkt ansah.
Jetzt oder nie! Ich drängte an Stuart vorbei, um meinen Stuhl zu erreichen. Doch in diesem Moment stand der Richter auf. Er beugte sich vor, als ob er den

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