Dämonen zum Frühstück
sagte ich, als ich es nicht länger aushielt. »Warum ist es auf einmal wieder mein Problem?«
»Weil der Dämon zu dir kam. Das macht es zu deinem Problem, no?«
»No«, erwiderte ich nicht sehr überzeugend. Ich merkte, wie ich nachgab. Und er merkte das auch.
Wieder sagte er nichts.
Ich seufzte. Die Wut in mir gab allmählich dem wesentlich stärkeren Gefühl der Erschöpfung nach. Ich hatte einen höllischen Tag hinter mir. Und wenn ich mir das Ganze so überlegte, braute sich da gerade ein noch höllischeres Wochenende zusammen.
»Also gut, einverstanden.« Als ich schließlich sprach, tat ich das zum Teil auch, um die Stille, die aus Rom zu mir herüberdrang, endlich zu durchbrechen. »Aber dann sagen Sie mir wenigstens, warum gerade ich, warum gerade hier und warum gerade jetzt?« Ich stellte diese Fragen, obwohl ich keine Antwort brauchte. Was auch immer der Grund sein mochte, war eigentlich nicht wichtig. Das Einzige, was zählte, wusste ich bereits: Niemand würde kommen, um mir zu helfen. Ich fand mich auf einmal, ohne große Fanfarenstöße, in meinem Beruf wieder. Das Warum stellte in diesem Fall eine rein akademische Frage dar.
Trotzdem war ich neugierig und lauschte mit perverser Faszination seiner Erklärung. Er erzählte mir in deprimierenden Details von den Einsparungen, unter denen die Forza Scura zu leiden hatte, und den sich daraus ergebenden, beunruhigenden Folgen.
»Die jungen Leute heutzutage«, sagte er, »sind mehr am Fernsehen und – wie nennt man das doch gleich? – an Nintendo interessiert. Das Leben als Jäger scheint keinen Reiz mehr auf sie auszuüben, und die Mitarbeiter der Forza werden immer weniger.«
»Sie machen wohl Witze«, entgegnete ich. »Haben Sie jemals ferngesehen oder diese Spiele gespielt?«
Soweit ich das beurteilen konnte, gab es kaum einen Jugendlichen, der nicht willig war, sich vor den Fernseher oder den Computer zu setzen und dort in Spielform die Dreckarbeit zu machen, die wir als Jäger in der Wirklichkeit erledigt hatten.
»Vielen jungen Leuten mag vielleicht die Idee gefallen«, gab Corletti zu, nachdem ich ihm meine Theorie dargelegt hatte. »Aber die wenigsten besitzen das Durchhaltevermögen, das für einen guten Jäger nötig ist.«
Das leuchtete mir ein. Die Aufmerksamkeitsspanne meiner Tochter nahm rapide ab oder zu, je nachdem wie viele Jungs sich in ihrer Nähe befanden. Ich hatte schon oft einen direkten Zusammenhang zwischen diesen beiden Dingen feststellen können. »Also gut«, gab ich nach. »Jetzt kann ich vielleicht verstehen, dass Sie Schwierigkeiten mit dem Nachwuchs haben. Aber ich kann immer noch nicht glauben, dass es hier in der Gegend überhaupt keine Jäger geben soll. Schließlich besteht doch immer noch ein Bedarf, oder etwa nicht?«
Auf diese nicht gerade sehr kunstvolle Weise wollte ich erfahren, ob sich die Dämonen in den letzten Jahren weniger aktiv gezeigt hatten, auch wenn ich mir das nicht vorstellen konnte. Ich mochte mich vielleicht zur Ruhe gesetzt haben, aber ich sah noch immer die Nachrichten. Und Sie können mir glauben – unter uns gibt es Dämonen.
»Numquam opus maius«, antwortete der Padre. Meine Lateinkenntnisse halten sich in Grenzen, aber ich verstand in etwa, worum es ging: Der Bedarf war größer denn je. »Und natürlich gibt es noch Jäger, aber eben nicht mehr genügend. Wie du weißt, ist die Sterblichkeitsrate in dieser Berufssparte recht hoch. Wir haben heutzutage weniger Jäger als zu jener Zeit, als du noch für uns gearbeitet hast.«
»Aha.« Obwohl mich diese Nachricht nicht überraschte, so war sie doch ernüchternd. »Und die Jäger, die es noch gibt«, drang ich weiter in ihn, »sind wahrscheinlich anderweitig beschäftigt, oder?«
»Si.«
»Scheiße.« Und dann: »Verzeihung, Padre.«
Sein leises Lachen erwärmte mir das Herz, und auf einmal tauchte eine Erinnerung aus weiter Ferne vor meinem inneren Auge auf: Ich lag mit Grippe in meinem Bett im Schlafsaal, neben mir eine Schachtel Papiertaschentücher und einen Hustensaft. Padre Corletti saß bei mir auf dem wackligen Kinderbett, das sogar unter seinem geringen Gewicht zusammenzubrechen drohte. Er erzählte mir eine Geschichte nach der anderen über das Leben in der Forza Scura. Eine ernste Angelegenheit hatte er es genannt. Das Werk Gottes. Aber trotzdem war es ihm gelungen, das Ganze stets mit einem gewissen Humor darzustellen. Als die Grippe vorüber war, drängte es mich mehr denn je, mit meiner Ausbildung fortzufahren.
Padre Corletti war
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