Dämonen zum Frühstück
sterben, Jägerin«, ächzte er mit einer tiefen, rauen Stimme, die so gar nicht nach einem alten Mann klang.
Ein Anflug von Panik erfasste mich. Woher wusste er, dass ich Jägerin gewesen war? Ich hatte mich doch schon lange zurückgezogen, hatte einen neuen Nachnamen, lebte in einer anderen Stadt. Das waren keine guten Neuigkeiten – ganz und gar nicht gut. Seine Worte beunruhigten mich wesentlich mehr als der fiebrige Ausdruck in seinen Augen, der mir deutlich zeigte, dass er zum Töten bereit war.
Mir blieb keine Zeit, lange über die Implikationen nachzudenken, denn der Kerl begann nun seine Hände langsam auf meinen Hals zuzubewegen. Ich hatte absolut keine Lust, mich gleich in einem Würgegriff zu befinden, und musste deshalb rasch handeln.
Während er sein Gewicht verlagerte, um besser an meinen Hals zu gelangen, rollte ich zur Seite und schaffte es, ein Bein freizubekommen. Ich winkelte das Knie an und erwischte ihn damit in seinen Weichteilen. Er heulte auf, ließ aber nicht los. Das ist wirklich das Blöde bei Dämonen; wenn man ihnen einen Tritt in die Eier versetzt, zeigt das leider nicht die Wirkung, die es zeigen sollte. Was in diesem Fall bedeutete, dass ich mich noch immer unter ihm befand, seinen stinkenden Atem riechen musste und mich verdammt frustriert fühlte. Diesen Mist konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Schließlich gab es Wichtigeres zu erledigen.
In diesem Moment rief Timmy aus dem Wohnzimmer: »Mami! Mami! Ganz laut! Ganz laut!« Da wusste ich, dass sein Interesse für den Film seiner Neugier gewichen war, was wohl hier in der Küche so ›ganz laut‹ sein mochte.
Ich konnte mich nicht daran erinnern, ob ich nun das Babygatter geschlossen hatte oder nicht, doch allein die Vorstellung, dass mein Zweijähriger sehen könnte, wie seine Mami gegen einen Dämon kämpft, ließ mich neue Kräfte entwickeln. Ich mochte vielleicht nicht mehr in Übung sein, doch diese Motivation reichte.
»Ich bin gleich da!«, rief ich und holte dann alles aus meinem Körper heraus, was noch in ihm steckte. Es gelang mir, den Opa auf den Rücken zu werfen und mich nun meinerseits auf ihn zu hocken. Wütend kratzte ich ihm über das Gesicht und versuchte dabei, seine Augen zu erwischen, verletzte aber nur seine Haut.
Er stieß einen Schrei aus, der direkt aus der Hölle zu kommen schien, und stürzte sich erneut auf mich. Mit einem Satz sprang ich auf – überrascht und ziemlich begeistert davon, dass ich offenbar in besserer Verfassung war als vermutet. Innerlich nahm ich mir vor, jetzt öfter ins Fitnessstudio zu gehen, während ich mit dem Fuß ausholte und ihn damit am Kinn erwischte. Meine Hüfte schmerzte. Morgen früh würde ich bitter dafür zahlen müssen.
Der Dämon stieß einen weiteren Schrei aus, der diesmal synchron mit Timmys Heulen das Haus erfüllte. Mein kleiner Mann rüttelte wie ein Verrückter am Babygatter, das zum Glück doch geschlossen war. Dieser Opa rannte währenddessen wie ein Irrer gegen mich. Nun war es an mir, aufzubrüllen, denn er schleuderte mich gegen die granitene Arbeitsplatte. Eine Hand befand sich bereits an meinen Hals, und ich rang verzweifelt nach Luft, während ich völlig vergeblich um mich schlug.
Der Dämon lachte. In seinen Augen zeigte sich eine solche Lust an der Qual, dass ich noch wütender wurde. »Nutzlose Schlampe«, zischte er hasserfüllt und hauchte mir seinen fauligen Atem ins Gesicht. »Du kannst genauso gut sterben, Jägerin. Das wirst du sowieso, wenn sich die Armee meines Herrn und Meisters erhebt und in seinem Namen den Sieg verkündet.«
Das klang nicht gut, ganz und gar nicht gut, aber momentan hatte ich keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Der fehlende Sauerstoff in meiner Lunge machte sich allmählich bemerkbar. Ich wusste nicht mehr so recht, wo oben und unten war. Vor meinen Augen begann sich alles zu drehen und wurde allmählich von einem dunklen Lila überzogen. In diesem Augenblick verwandelte sich Timmys Heulen in ein erbärmliches Wimmern. Ein erneuter Schub aus Zorn und Angst gab mir die fehlende Kraft. Ich tastete mit der Hand über die Arbeitsfläche, bis ich ein Weinglas fand. Meine Finger schlossen sich darum, und ich knallte es auf die Arbeitsfläche, sodass der Fuß abbrach. Die Küche begann sich erneut zu drehen. Ich brauchte dringend Luft. Mir blieb nur eine einzige Chance. Mit aller Kraft rammte ich den abgebrochenen Stiel des Weinglases in sein Gesicht. Ich spürte, dass ich getroffen hatte, und meine Muskeln
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