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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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liegen sah. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich das Bündel als grau getigerte Katze. Ich hätte weitergehen sollen, brachte es aber nicht über mich. Etwas an dem Tier… es sah einfach nicht aus, als würde es nur im Schatten dösen. Vorsichtig, um es nicht zu verschrecken, ging ich näher heran. Mein erster Eindruck bestätigte sich. Die Hinterbeine ausgestreckt, lag es reglos da. Der hintere Teil des Körpers sah deformiert aus. Als hätte ihn etwas eingedrückt. Ein Auto musste den kleinen Tiger erwischt haben.
    Erst dachte ich, die Katze wäre tot, dann jedoch bemerkte ich das leichte Zittern und die flachen Atemzüge, unter denen sich der Brustkorb hob und senkte.
    Ein Mann, der hinter den Büschen im Café saß, blickte über die Hecke. » Der ist nicht mehr zu helfen. «
    Nein, vermutlich nicht. Trotzdem brachte ich es nicht über mich, das Tier seinem Schicksal zu überlassen. Jemand musste es von seinem Leid erlösen. Ein paar Meter die Straße runter war eine Tierarztpraxis, dort würde ich es hinbringen.
    Ich betrachtete das blutverkrustete Fell. Zum Glück hatte ich noch eine Plastiktüte in meiner Tasche. Ich kramte sie heraus und schob sie vorsichtig unter das Tier. Kratz mich bloß nicht, flehte ich stumm. Auf eine Tetanusimpfung hatte ich nun wirklich keine Lust.
    Meine Sorge war zum Glück unbegründet. Entweder war die Katze dankbar für die Hilfe oder– was wohl wahrscheinlicher war– längst zu schwach, sich noch zu wehren. Es gelang mir mühelos, sie hochzuheben. Durch das Plastik hindurch spürte ich die Wärme des bebenden Körpers. Mitleid überkam mich und trieb mir die Tränen in die Augen. Ich blinzelte sie fort und machte mich auf den Weg, folgte der Straße, die auf der einen Seite von einer lang gezogenen Grünanlage und auf der anderen von einer endlosen Häuserreihe flankiert wurde. Nach ein paar Minuten erreichte ich eine Einfahrt. Ein Schild mit der simplen Aufschrift » Tierarzt « wies in den Hinterhof, wo ein paar Autos vor einem Rückgebäude parkten. Ich war noch etwa fünfzehn Meter vom Haus entfernt, als ein Junge aus der Tür kam und sich daran machte, hinter sich abzusperren.
    » Warte! «
    Er hatte mich gehört, doch statt die Tür für mich zu öffnen, rüttelte er einmal kurz daran, um sicherzugehen, dass auch wirklich abgeschlossen war, bevor er sich zu mir umdrehte.
    » Tut mir leid « , rief er mir zu. » Wir haben erst morgen wieder Sprechstunde. «
    » Ich habe hier einen Notfall! «
    Neugierig geworden, kam er auf mich zu. In seinem braunen Haar blitzten ein paar helle Reflexe im Licht, als hätten Sonne und Salzwasser es ausgebleicht. Tatsächlich sah er aus wie ein Surfer, den man von einem kalifornischen Strand hierher verfrachtet hatte. Viel zu jung, um ein Tierarzt zu sein, kaum älter als ich selbst. Er bemerkte das Bündel in meinen Armen. Vorsichtig schob er das Plastik zur Seite, um einen Blick auf die Katze werfen zu können. Dann zögerte er.
    » Sie gehört nicht mir « , sagte ich, als mir klar wurde, dass er nicht wusste, wie er mir beibringen sollte, dass es nicht gut um das Tier stand. » Ich habe sie am Straßenrand gefunden und wollte nicht… «
    » …dass sie leidet? «
    Ich nickte.
    » Okay, komm mit. Der Doktor ist noch da. «
    Er lief vor mir die Treppe hoch und sperrte auf. » Ich bin übrigens Craig « , sagte er, als er mir die Tür aufhielt, » Craig Lucas, Praktikant und angehender Tierarzt. «
    » Riley Summers. «
    » Freut mich. « Sein Lächeln ließ ihn nur noch mehr wie einen Beachboy wirken, braun gebrannt, mit blitzend weißen Zähnen.
    Craig führte mich einen kurzen, düsteren Flur entlang, ehe er eine weitere Tür aufsperrte und mich in die Praxis einließ. Kaum waren wir drin, nahm er mir vorsichtig die Katze ab. Sobald die Last von meinen Armen verschwunden war, bemerkte ich, dass meine Hände zitterten.
    Craig führte mich durch einen Raum, an dessen Wänden Käfige aufgereiht standen. Sobald wir hereinkamen, wurden die Tiere unruhig. Ein Hund begann zu bellen, was eine Katze mit wütendem Fauchen quittierte. In einem Käfig stand ein kleiner Affe auf den Hinterbeinen und rüttelte kreischend am Gitter.
    » Ganz ruhig, Jungs « , sagte Craig an die Tiere gewandt, als sei es das Natürlichste der Welt. » Es ist alles in Ordnung. «
    Seine Stimme war so angenehm sanft und beruhigend, dass mich plötzlich das Gefühl überkam, hier genau richtig zu sein. Meine Hände zitterten nicht mehr. Zu meinem Erstaunen war ich

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