Daemonenblut
alles aus der Nase ziehen! «
Meine Güte, der Kerl war fast so neugierig wie Pepper. Da ich mir sowieso Luft machen musste, berichtete ich den beiden von meinem Versuch, die Straße zu überqueren, und dem Idioten in seinem Sportwagen.
» Hat er sich wenigstens entschuldigt? « , fragte Pepper.
» Nicht direkt. «
» Du hast ihm doch hoffentlich ordentlich die Meinung gegeigt und ihm gesagt, was er ist? « , erkundigte sich Jonah grinsend. Er kannte die Antwort genau, trotzdem konnte er das Sticheln nicht lassen.
» Klar « , behauptete ich und griff nach der Essenstüte. Höchste Zeit, den Rückzug anzutreten.
» Arschloch? «
Ich blinzelte. » Was? «
» Hast du ihn Arschloch genannt und ihm den Finger gezeigt? « , hakte Jonah nach.
» So was Ähnliches. «
Pepper hatte ihren Schock und ihr Mitleid offensichtlich inzwischen überwunden, gerade rechtzeitig, um in dieselbe Kerbe zu schlagen. » Wie hast du ihn denn genannt? «
Ich wollte nicht antworten, wusste aber, dass die beiden keine Ruhe geben würden, also konnte ich es ebenso gut gleich hinter mich bringen. » Arroganter Pimpf und Lackaffe « , murmelte ich und spürte, wie mein Gesicht heiß wurde. Manchmal hatte ich das Gefühl, ungefähr so aufregend wie ein Stück Brot zu sein. Dabei war ich gar nicht zu nett, wie Jonah immer behauptete. Höchstens zu höflich.
Jonah und Pepper prusteten los. » Pimpf? «
» Arroganter Pimpf « , korrigierte ich ihn. » Und– «.
» Ja, ja, und Lackaffe. Schon verstanden. Damit konntest du vielleicht vor fünfzig Jahren jemanden beeindrucken. « Jonah schüttelte den Kopf. » Du musst wirklich an deinen Beleidigungen arbeiten. «
Immerhin funktionierte mein Fremdwortschatz, wie mir der Pimpf ja bestätigt hatte. Ich zuckte die Schultern. » Zumindest habe ich es geschafft, euer Essen heil anzuschleppen. Was übrigens nicht für meinen Milchshake gilt. «
» Runtergefallen? «
» Auf seine Heckscheibe geschmissen. «
Pepper hielt mir die Hand zum high five hin und ich klatschte grinsend ab.
Jonah stieß Pepper in die Seite. » Meinst du, sie lernt es noch? «
» Fluchen? Riley? « Pepper schüttelte den Kopf. » Nicht in diesem Leben. «
Das darauf folgende Gelächter der beiden war laut genug, um Madame aus ihrem Reich zu locken. » Gibt es Essen? Ich sterbe vor Hunger! « Ihr Blick blieb an meinen Klamotten hängen. » Du meine Güte, was ist dir denn zugestoßen?! «
» Ich bin meinem Schicksal begegnet « , erinnerte ich mich an ihre Worte nach dem Ritual. » Sie hatten recht, es hat tatsächlich da draußen auf mich gewartet. Obwohl es wohl eher das Schicksal meiner Klamotten war. «
Als Madame den Kopf schüttelte, klirrten ihre Creolenohrringe. » Kleidung hat kein Schicksal, nur einen Lebenszyklus. Weißt du was, heute ist sowieso nichts los. Fahr nach Hause, schmeiß das Zeug in die Waschmaschine und mach dir einen schönen Nachmittag. «
5
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
Bevor Madame es sich anders überlegen konnte, brachte ich das Essen nach hinten und verschwand im Bad, um mich wenigstens so weit wieder herzurichten, dass ich mich in die U-Bahn wagen konnte. Der untere Teil meines Kleides war zwar nass, dafür fügten sich die schlimmsten Schlammspritzer einigermaßen unauffällig in das Blumenmuster ein. Bei den Schuhen ließ sich ohne Waschmaschine nichts machen. Schnell checkte ich mein Spiegelbild. Das Kleid mochte okay sein, von meiner Frisur konnte man das nicht behaupten. Ich sah aus, als hätte ich einen Ringkampf mit einer Steckdose verloren. Ich löste das Haargummi aus meinen honigfarbenen Locken, fuhr ein paar Mal mit den Fingern hindurch und fasste es dann wieder zu einem ordentlichen Zopf zusammen. Immerhin hatte die Wimperntusche gehalten, sodass meine braunen Augen nicht aussahen, als hätte ich einen Schlammtümpel darum herum verteilt. Anderes Make-up trug ich nicht. Wir hatten Ende Juli und die Stadt stöhnte seit zwei Wochen unter einer ungewöhnlichen Hitzewelle. Zu heiß, als dass ich mir Make-up ins Gesicht gekleistert hätte, das mir ohnehin nur davonlaufen würde.
Wieder besserer Laune, holte ich meine Tasche aus dem Laden und verabschiedete mich.
Obwohl ich einmal umsteigen musste, vergingen keine zwanzig Minuten, bis ich an der Angel Station die U-Bahn verließ. Ich folgte der City Road ein Stück weit und bog in die Duncan Terrace ein, als ich ein kleines Fellbündel am Straßenrand, halb unter den Büschen eines angrenzenden Cafés verborgen,
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