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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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kitschig, oder? «
    » Nein, gar nicht. Wie alt warst du? «
    » Elf. «
    » Alt genug für einen Berufswunsch, der über Feuerwehrmann und Astronaut hinausgeht « , befand ich.
    Craig lachte. » Was ist mit dir? Was hast Du noch vor? «
    » Ich will studieren, ich bin mir nur noch nicht sicher, was. « Mich interessierten einfach zu viele Dinge. Marketing erschien mir ebenso spannend wie Geschichte oder Architektur. Allmählich sollte ich mich wohl entscheiden, denn ich würde bald meine ersten Bewerbungen für einen Studienplatz abschicken müssen.
    Craig trank seinen Tee aus und stellte die Tasse ins Spülbecken. » Mach doch ein paar Praktika « , schlug er vor. » Das hilft bestimmt bei der Entscheidung. «
    » Dafür bleibt mir neben meinem Job keine Zeit. «
    » Was machst du? «
    » Ich arbeite im Hexenkessel und verkaufe da allen möglichen Zauberkram. « Es hörte sich nur halb so dämlich an, wie ich befürchtet hatte.
    » Das klingt nun wirklich alles andere als farblos. «
    Lachend gab ich ihm meine leere Tasse und stand auf. » Ich habe dich schon genug von deinem freien Nachmittag gekostet. Was bin ich für die Behandlung schuldig? « Bitte lass es nicht zu viel sein!
    » Das ist schon in Ordnung. Wir behandeln immer mal wieder Streuner umsonst, die zu uns gebracht werden. «
    Um ein Haar hätte ich erleichtert die Luft ausgestoßen.

6
    Als ich mich auf den Heimweg machte, war ich noch immer traurig wegen der Katze. Gleichzeitig dachte ich über Craig nach. Die Begegnung mit ihm war das einzig Positive an diesem Nachmittag gewesen. Er hatte mich noch zur Tür begleitet und mich dort verabschiedet. Ein paar Mal hatte er Anstalten gemacht, etwas zu sagen, es aber letztlich bleiben lassen. Ich war mir ziemlich sicher, dass er drauf und dran gewesen war, mich um eine Verabredung zu bitten. Dass er es nicht getan hatte, machte ihn nur noch sympathischer, denn ich konnte aufdringliche Typen nicht ausstehen. Dummerweise brachte mich das aber auch in die unglückliche Lage, selbst den ersten Schritt tun zu müssen, wenn ich ihn wiedersehen wollte. Etwas, wobei ich mich nicht sonderlich geschickt anstellte, weshalb ich auch seit über einem Jahr kein Date mehr mit einem Jungen gehabt hatte. Nicht, seit ich herausgefunden hatte, dass mein damaliger Freund mit einer Tussi aus dem Schwimmteam fremdgegangen war. Craig Lucas allerdings könnte es tatsächlich wert sein, ihn näher kennenzulernen.
    Ich könnte ihn nächste Woche anrufen und auf einen Kaffee einladen. Einfach als Dankeschön für seine Hilfe. Vollkommen unverfänglich. Dann würde ich ja sehen, wie sich die Dinge entwickelten.
    Hauptsache, er fährt keine Angeberkarre, schoss es mir durch den Kopf. Der Gedanke an den Lackaffen mit seinen Designerklamotten und der dicken Brieftasche ließ mich den Kopf schütteln. Den Vogel sollte ich nun wirklich nicht mit Craig in einen Topf schmeißen.
    Von der Praxis aus waren es nur noch ein paar Minuten Fußweg zu mir nach Hause. Dad und ich wohnten in einem Reiheneckhaus in der Raleigh Street, einer ruhigen Straße, in der Reihenhaus auf Reihenhaus folgte. Die Häuser sahen fast alle gleich aus, Backsteinfassaden mit einem weißen Anstrich im unteren Teil und einem Garten auf der Rückseite. Der Garten war nicht groß, hatte aber immerhin genug Platz für eine kleine Terrasse, ein Kräuterbeet und ein Stück Rasen mit einem winzigen Teich und einem Apfelbaum. Bei unserer derzeitigen finanziellen Lage hätten wir uns das Haus eigentlich gar nicht leisten können. Zumindest wäre unser Leben vermutlich um einiges leichter gewesen, wenn wir es verkaufen und in eine kleine Wohnung ziehen würden. Zu meiner Erleichterung wollte sich Dad aber ebenso wenig davon trennen wie ich. Ich liebte dieses Haus, denn es war das Einzige, was mich noch mit meiner Mom verband. Hier hatte sie mit uns gelebt, bevor ihr Herz versagt hatte. Hier waren wir eine Familie gewesen.
    Ich war gerade drei Jahre alt geworden, als wir sie verloren, und meine Erinnerungen gingen kaum über einzelne Bilder, Gerüche und Gefühle hinaus, trotzdem gab es Tage, an denen ich sie vermisste. Und ich wusste, dass es für Dad noch viel schlimmer war. Manchmal kam es mir vor, als sei für ihn jeder Tag ohne Mom ein Kampf. Er sprach nicht viel über sie, eigentlich nur, wenn ich Fragen stellte, und dann nur zögerlich. Der Schmerz war ihm dann jedes Mal so deutlich anzusehen, dass ich vor einer ganzen Weile mit meinen Versuchen aufgehört hatte, von ihm

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