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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Wie soll ich mich so in den Laden stellen? « Madame würde sich die Haare raufen, wenn sie mich so sah.
    Halb rechnete ich damit, dass er mich wieder anschreien würde, doch was er stattdessen tat, war der Gipfel der Frechheit. Er zog seine Geldbörse aus der Innentasche seines Designersakkos, griff hinein und hielt mir vier 50-Pfund-Noten unter die Nase.
    » Hier, das sollte genügen. « Sein Blick brachte deutlich zum Ausdruck, dass es in seinen Augen wohl für fünf Kleider wie meines reichen musste. » Kauf dir was Schönes. «
    Wie konnte ein Kerl, der kaum älter zu sein schien als ich, so mit Scheinen um sich werfen? » Ich will dein verdammtes Geld nicht! «
    » Was willst du dann, Aschenputtel? Eine Einladung zum Ball? «
    » Wie wäre es mit einer Entschuldigung für dein rücksichtsloses Verhalten? «
    » Wie wäre es, wenn du dich stattdessen für deine Hirnlosigkeit entschuldigst? «
    Mir klappte der Kiefer runter. » Wie bitte? «
    » Bin ich hier einfach auf die Straße gesprungen oder du? «
    » Ich bin jedenfalls kein durchgeknallter Raser, der hier doppelt so schnell wie erlaubt mit seinem Luxusschlitten die Straße entlangprescht. «
    Fast schon mitleidig sah er mich an. Er war nicht wirklich gutaussehend, wusste sich aber in seinen Designerklamotten vorteilhaft zu präsentieren. Seine Klappe und seine herablassende Art waren allerdings alles andere als vorteilhaft. » Nur keinen Neid, Herzchen. «
    Mir platzte der Kragen. » Du arroganter … arroganter… «
    Er hob erwartungsvoll eine Augenbraue.
    » Pimpf! « , brachte ich den Satz zu Ende und hätte am liebsten aufgestöhnt. Warum schaffte ich es nicht einmal jetzt, auszusprechen, was ich dachte? Arsch! Das war es, was ich wirklich hatte sagen wollen. Genauso viele Buchstaben wie Pimpf und trotzdem für mich unaussprechlich.
    Wie lächerlich meine Beleidigung tatsächlich war, war dem Gesicht des Arsch-Pimpfs deutlich anzusehen. Seine Miene schwankte irgendwo zwischen Überraschung und Verachtung.
    » Verschwinde einfach mit deinem fahrenden Phallussymbol! «
    » Deine Fremdwortkenntnisse scheinen auf jeden Fall besser zu sein als dein Repertoire an Schimpfwörtern. Du weißt doch, was ein Repertoire ist, oder? «
    » Lackaffe! « Ich fegte die Hand mit dem Geld, die er mir noch immer hinhielt, aus dem Weg und stürmte an ihm vorbei über die Straße. Dieses Mal erreichte ich die Museum Street ohne Zwischenfälle. Ich war schon fast beim Hexenkessel angekommen, als ich mich endlich traute, einen Blick über die Schulter zu werfen. Zum Glück folgte mir der Kerl nicht. Er stand auch nicht länger am Straßenrand herum und wedelte mit Geldscheinen. Vermutlich war er längst wieder in seinen Schlitten gestiegen und dabei, die nächsten ahnungslosen Fußgänger aufs Korn zu nehmen.
    Mit jedem Schritt, den ich mich weiter von der Hauptstraße entfernte, wurde der Verkehrslärm mehr und mehr zu einem entfernten Rauschen. Allmählich beruhigte sich auch mein Herzschlag wieder. Mein Blick glitt über die mittlerweile vertrauten Hausfassaden, die die Straße säumten. Ein Café reihte sich hier an das andere, dazwischen gab es Buch- und Antiquitätenläden und an der Ecke einen gemütlichen Pub. Unmittelbar vor dem Hexenkessel begann eine kleine Fußgängerzone, keine dreißig Meter lang, aber lang genug, um diesen Teil der Straße in eine Insel der Ruhe zu verwandeln. Der Autoverkehr wurde in eine Querstraße umgeleitet und gelangte erst nach einem Umweg um die Häuserzeile herum auf der anderen Seite der Fußgängerzone wieder auf die Museum Street. Hier konnte mich immerhin niemand über den Haufen fahren, wenn ich mir später meine tägliche Kuchendosis im High Tea holen würde.
    Noch immer wütend, packte ich die Tüte mit unseren Mittagessen fester und betrat den Laden. Meine durchweichten Schuhe hinterließen nasse Abdrücke auf den dunklen Holzdielen, und ich musste höllisch aufpassen, damit ich nicht ausrutschte. Verdammte Gummisohlen!
    » Du meine Güte, Riley! Wie siehst du denn aus! «
    Grummelnd stellte ich das Essen auf dem Tresen ab. » Mich hätte gerade fast so ein Irrer über den Haufen gefahren. «
    Pepper riss die Augen auf. » Ist dir was passiert? «
    Ich schüttelte den Kopf. Von den ruinierten Schuhen und dem schmutzigen Kleid einmal abgesehen, ging es mir gut. Trotzdem war es ziemlich knapp gewesen. Hätte ich nur ein bisschen langsamer reagiert…
    » Jetzt erzähl schon! « , drängte Jonah von hinten. » Lass dir nicht

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