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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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grinste. » Ich möchte wetten, du trägst gerade einen Anzug mit Krawatte. «
    Schuldbewusst zupfte Nick an seiner Krawatte, sagte aber nichts. Sein Schweigen genügte Paul.
    » Meine Güte, wir haben Ferien! Du hast frei. F– r– e– i. Frei. Und statt dich zu freuen, mal keine Schuluniform tragen zu müssen, zwängst du dich gleich in die nächste Uniform. Sauteure Designerstücke, keine Frage– aber in den Ferien? Mach dich mal locker, Mann! «
    » Ich bin locker. « Zumindest so locker es gerade geht.
    » Wo zwickt es dann? Karibikneid? «
    Neid traf es vielleicht nicht ganz. Unter anderen Umständen säße er jetzt vielleicht zusammen mit Paul irgendwo unter Palmen, anstatt hier auf einen verdammten Artefakthändler zu warten, dessen Erfolg für ihn von essentieller Wichtigkeit war.
    » Ich warte auf Saunders. So wie es aussieht, ist er gestern fündig geworden. «
    Paul, der in Nicks Probleme eingeweiht war, wurde schlagartig ernst. » Das ist großartig! Ich freue mich für dich. Aber… «
    » Aber was? «
    » Bist du sicher, dass es das Richtige ist? «
    » Das Artefakt? «
    » Nein, das, was du vorhast. Kannst du das alles mit deinem Gewissen vereinbaren? «
    » Es ist ja nicht so, dass jemand dafür sterben musste « , sagte Nick.
    » Zumindest kein Mensch. Aber jemand musste dafür sterben. «
    » Ein Dämon, Paul! « Es fiel Nick schwer, leise zu sprechen. » Eine Höllenkreatur, die es ohnehin nur darauf abgesehen hat, Menschen zu schaden. «
    » Dämon hin oder her, was ist mit deinem Großvater? Glaubst du wirklich, dass es für ihn das Richtige ist? Wer weiß, welche Auswirkungen dieser Zauber auf ihn hat. «
    » Auswirkungen? Du weißt, welche Auswirkungen er hat! «
    » Und wenn etwas schiefgeht? «
    » Das wird es nicht. «
    Paul seufzte. » Okay, halt mich auf dem Laufenden, ja? «
    » Mache ich. « Nick beendete das Gespräch und schob das Smartphone in die Innentasche seines Sakkos. Nein, es würde nichts schiefgehen. Zumindest nicht, wenn Adam endlich auftauchte!
    Doch Adam kam nicht.
    Nach einer weiteren halben Stunde des Wartens, in der sich seine Unruhe mehr und mehr in Wut verwandelte, musste sich Nick eingestehen, dass Adam nicht mehr kommen würde. Beim letzten Mal war es ganz genauso gewesen. Adam hatte ihm von seinem Erfolg berichtet und dann die vereinbarte Übergabe einfach platzen lassen. Nick hatte ihn schließlich in seinem Büro gefunden. Statt ihn, seinen Auftraggeber, darüber zu informieren, dass die Sache in die Hose gegangen war, hatte er sein Handy aus- und den Anrufbeantworter eingeschaltet, trank Bier und zockte seit Stunden irgendeinen Shooter am PC .
    Der Gedanke, dass schon wieder etwas in letzter Minute schiefgegangen sein könnte, war beunruhigend. Ebenso wenig gefiel Nick die Vorstellung, dass er wieder einmal von einem Handlanger, jemandem, den er für seine Dienste bezahlte, hingehalten wurde!
    Dem würde er was erzählen!
    Er beglich seine Rechnung und ging zu seinem Wagen. Eigentlich hätte er seinen Smoking für heute Abend abholen sollen, aber das musste jetzt eben warten. Statt zu seinem Schneider zu fahren, machte er sich auf den Weg zu Adams Wohnung, die gleichzeitig sein Büro beherbergte. Dafür, dass Adam ihn zwang, ihm hinterherzulaufen, würde er ihm die Rechnung kürzen! Allein, dass er gezwungen war, ins East End zu fahren!
    Je weiter er kam, desto mehr wichen die gediegenen viktorianischen Fassaden seelenlosen Wohnsilos, die nur einen Zweck zu erfüllen schienen: so viele Menschen wie möglich unterzubringen. In manchen Straßen waren die Häuser nur zwei- oder dreistöckig, in anderen Gegenden reihte sich ein Hochhaus ans nächste. Die Grünflächen, so sie überhaupt vorhanden waren, wirkten verwahrlost, die ganze Gegend heruntergekommen. Hier lebten jene, die weniger Glück im Leben hatten als er.
    Adam wohnte in einer Ecke, in der die Grenze zwischen halbwegs gediegenen Mittelklassewohnungen und ghettoähnlichen Hochhaussiedlungen verlief. Tatsächlich schien Adams Zuhause diese Grenze darzustellen. Sein Haus lag auf einem von einer hohen Mauer umgebenen Eckgrundstück, im hinteren Teil eines verlassenen Fabrikgeländes. Nick fuhr durch das offen stehende Tor auf den ungepflasterten Hof. Schotter spritzte unter seinen Reifen auf, als er den Aston Martin in Schrittgeschwindigkeit an den schlimmsten Schlaglöchern vorbeimanövrierte, was angesichts ihrer schieren Menge kein leichtes Unterfangen war. Er fuhr an der Fabrikhalle vorbei, einem

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