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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Stetson, erscheine! « Mir wurde übel. Kugel und Tisch begannen sich vor meinen Augen zu drehen. Jeder Muskel in meinem Körper fühlte sich plötzlich schwach an und meine Hände zitterten. Es war dasselbe Gefühl wie heute Morgen, als ich aus dem Albtraum aufgewacht war. Da hatte ich es allerdings noch auf meinen Kreislauf geschoben– jetzt wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich mir vielleicht doch eine Sommergrippe eingefangen hatte. Ich atmete ein paar Mal tief durch und verdrängte mein Unwohlsein. Den Blick noch immer auf die Kugel gerichtet, sagte ich: » Ich kann ihn sehen. «
    » Echt? « , erklang eine Stimme neben meinem Ohr.
    Ich fuhr herum und starrte einer bläulich schimmernden Erscheinung ins Gesicht, deren Umrisse wie Nebel waberten. Der Mann hatte sich über meine Schulter gebeugt und blickte in die Kugel, als versuchte er, etwas darin zu erkennen.
    Er hatte keine Haare.
    Ich fühlte mich körperlich so schwach, dass ich nicht die Kraft aufbrachte, um in Panik zu verfallen. Obwohl es mich drängte, aufzuspringen und zurückzuweichen, schaffte ich es nicht einmal, meinen Stuhl zur Seite zu rücken, fort von der wabernden Gestalt.
    Grace und James beobachteten mich, schienen jedoch nicht zu sehen, was ich sah.
    Nur widerwillig richtete ich den Blick wieder auf den Geist. » Du bist nicht echt, oder? «
    Die Erscheinung fletschte die Zähne zu einem Grinsen. » Sag ihnen, dass sie das Sparbuch nicht finden werden. «
    » Onkel Hugh? Du bist wirklich Onkel Hugh? «
    » Live und « , er richtete sich auf und blickte an seiner blau schimmernden Gestalt herab, » zumindest in einer Farbe. «
    Grace sah sich um. » Ist er hier? «
    » Natürlich nicht. « James verdrehte die Augen und sah mich an. » Und er wird auch nicht erscheinen. Nicht wahr, Schätzchen? «
    Mein Mund war trocken und meine Hände zitterten so sehr, dass ich sie flach auf die Tischplatte presste. Ich zwang mich durchzuatmen. Onkel Hugh sah nicht aus, als würde er mich angreifen wollen. Durchscheinend, wie er war, bezweifelte ich, dass er überhaupt imstande war, etwas zu berühren. Oder jemanden.
    Ich wusste nicht, wie er hierhergekommen war, doch ich konnte auch nicht umhin, einen gewissen Triumph zu empfinden. Wenn der Geist nun schon einmal hier war, konnte ich die Séance ebenso gut zu Ende bringen. Eine echte Séance.
    Oh Mann, ich mache mir gleich in die Hosen!
    Oh Mann, ist das cool!
    Oh Scheiße!
    Hin- und hergerissen zwischen Begeisterung und Panik, schluckte ich meine Angst herunter und kämpfte die Schwäche nieder, die sich in meinen Gliedern eingenistet hatte. Dann richtete ich meinen Blick auf Grace, ohne Onkel Hugh dabei vollends aus den Augen zu lassen (man konnte ja nie wissen). » Sie können jetzt mit ihm sprechen. «
    Die beiden sahen sich um, und für einen Moment war ich versucht, den Knopf für den Projektor zu drücken, um ihnen etwas fürs Auge zu bieten. Aber wen interessierten jetzt noch billige Spezialeffekte?
    Das gewohnte überhebliche Grinsen umspielte James’ Mundwinkel. Ich wusste, dass er mir Testfragen stellen würde. Dinge, die nur der echte Hugh Stetson wissen konnte. Ich warf einen Blick zu Onkel Hugh, dessen Umrisse in kühlem Blau flackerten. Er schien sich nicht sonderlich zu freuen, seine Nichte und ihren Mann zu sehen.
    Grace’ Blick war auf die Stelle neben mir gerichtet. » Dort ist etwas « , flüsterte sie. » Ich kann etwas sehen. Ein Flirren in der Luft. « Sie schluckte. » Fragen Sie ihn– «
    » Wo das Sparbuch ist? « , kam ich ihr zuvor.
    James’ Kopf ruckte hoch. » Woher wissen Sie das? « , entfuhr es ihm.
    » Onkel Hugh hat wohl schon geahnt, dass Sie sich danach erkundigen würden. «
    Die beiden überwanden ihre Überraschung erstaunlich schnell. » Wo ist es? « , fragten sie wie aus einem Munde.
    Neben mir begann Onkel Hugh zu lachen. » Die glauben doch nicht ernsthaft, dass ich ihnen das verraten werde! Dieses gierige Pack! «
    Grace und James reagierten nicht auf seine Worte. Offensichtlich nahmen sie Hugh, wenn überhaupt, auf einer anderen Ebene wahr, als ich es tat. Einer Ebene, zu der offenbar keine Geräusche gehörten.
    » Na los « , drängte Hugh. » Sag es ihnen. «
    » Das kann ich ihnen so nicht sagen! «
    Er zuckte die Schultern. » Warum nicht? Ich würde es doch auch tun. «
    » Aber ich bin nicht du. « Ich konnte es nicht fassen, dass ich mit einem Geist über Regeln der Höflichkeit diskutierte.
    » Was ist denn nun? « , drängte Grace. » Was

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