Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
Vom Netzwerk:
bequemen Sessel wiederfand, statt auf dem harten Boden, bedeutete wohl, dass Hugh nicht vorhatte, mir etwas anzutun. Oder damit warten will, bis ich es auch mitbekomme, fügte der Teil von mir hinzu, für den das Licht am Ende des Tunnels immer der Zug war.
    Wenn er mich hierherverfrachtet hatte, bedeutete das… » Du kannst Dinge berühren? « Mich?
    » Wenn ich mich konzentriere. «
    Mühsam setzte ich mich aufrecht hin. Lieber wäre ich ihm stehend gegenübergetreten; da mein Körper aber gerade nicht mitspielte, war das die nächstbeste Wahl. Die Übelkeit war abgeflaut, auch der Schwindel besserte sich allmählich. Dafür fühlte ich mich so schwach wie ein altes Salatblatt. » Wie lange war ich weggetreten? «
    » Ein oder zwei Minuten, schätze ich. «
    » Deine Verwandten « , erinnerte ich mich. » Wo sind Grace und James hin? Hast du sie– «.
    » In die Flucht geschlagen? « Er schüttelte so vehement den Kopf, dass das blaue Leuchten wie ein optisches Echo um ihn herumflirrte. Dann grinste er. » Die zwei waren wohl mit deiner Performance nicht zufrieden. «
    » Sie haben dich nicht gesehen, oder? «
    » Sie haben etwas gesehen, aber so wie ich meine geschätzte Nichte und ihren wertlosen Mann kenne, wollten sie lieber nicht wahrhaben, was sie da sahen. Oder dass ich ihnen nicht die Antwort geben wollte, wegen der sie gekommen waren. «
    Das Sparbuch. Von wegen, leichtes Gespräch. Einen Spaziergang hatte Madame es genannt. Die Shepherds waren abgehauen, ohne zu bezahlen. Das war wirklich unglaublich! Ich hatte einen echten Geist beschworen und diese beiden bezichtigten mich des Betrugs!
    Es sei denn, ich bildete mir den Geist nur ein. Unwillkürlich tastete ich nach meiner Stirn. Vielleicht hatte ich ja Fieber. Richtig, richtig hohes Fieber, das mich Erscheinungen sehen ließ. Das würde auch meine Schwäche erklären. » Vielleicht doch eine Sommergrippe « , murmelte ich.
    » Sommergrippe? « Die blau schimmernde Fieberfantasie war näher gekommen und betrachtete mich mit hochgezogener Augenbraue. » Du bist es wohl eher nicht gewöhnt, jemanden wie mich zu rufen. «
    Wem wollte ich etwas vormachen? Meine Stirn fühlte sich kein bisschen heiß an, nicht mal warm. Das da vor mir– das war echt. » Aber ich habe dich gar nicht gerufen « , sagte ich lahm. » Das war doch alles nur Show. «
    Hugh lachte, ein bellendes Lachen, das von den Wänden widerhallte und mich zusammenzucken ließ. » Ja, klar, Show « , gluckste er. » Wenn du mich nicht gerufen hast, bin ich das Gespenst von Canterville. Du hast über alle Kanäle gefunkt, Mädchen! Klar, dass das Kraft kostet. «
    » Du meinst, ich fühle mich so schei…schlecht, weil ich dich gerufen habe? « Scheiße! Ich fühlte mich scheiße! Schlecht war viel zu harmlos.
    Hugh nickte. » Einen Geist zu rufen, kostet Kraft. Ganz besonders, wenn man es offensichtlich so wenig kontrollieren kann wie du. «
    Heute Morgen hatte ich mich ganz ähnlich gefühlt. Ich hatte es auf den Traum geschoben– aber was, wenn es doch kein Traum gewesen war? Wenn ich stattdessen…? » Könnte mir so etwas im Schlaf passieren? Könnte ich den Geist eines Toten rufen, ohne es zu merken? Den eines toten Tiers zum Beispiel? «
    » Hattest du Mitleid mit der Kreatur? «
    Ich nickte.
    » Und du hast von dem Tier geträumt? «
    Wieder ein Nicken.
    » Und dann? «
    » Lag es auf meinem Kopfkissen. «
    » Aber vermutlich nicht allzu lange, oder? «
    » Nein. Es ist verblasst– wie der Albtraum, für den ich es gehalten habe. « Ich stutzte. » Warum bist du noch nicht verblasst? «
    » Die Energie, die man in die Anrufung eines Tiers steckt, wird normalerweise ziemlich schnell aufgezehrt « , erklärte er. » Wie eine Batterie, die sich entleert, – undschwupps!– ist der Bildschirm schwarz. Vieh verschwunden. «
    » Und du? «
    » Ich bin doch kein Tier. « Fast wirkte er ein wenig empört, dann jedoch schüttelte er nachsichtig den Kopf. » Du hast wirklich keine Ahnung, was du da machst, oder? Also pass auf: Um einen Geist zu rufen, braucht es deine Energie, ein Stück deiner Lebenskraft. Ein menschlicher Geist nimmt die Energie auf, die du ihm gibst. Statt sie aber abzubauen und sich wieder aufzulösen, können wir zusätzliche Energie aus der Umwelt absorbieren. Von jedem Lebewesen in unserer unmittelbaren Umgebung ein bisschen. «
    Sollte das heißen, er konnte bleiben, so lange er wollte? Ich wollte ihn fragen, aber während ich ihn noch musterte, wurde ich mir

Weitere Kostenlose Bücher