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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Dad.
    Und der Geist sagte: » Ich konnte wohl kaum in der Küche hantieren, wenn dein alter Herr den ganzen Tag im Haus ist. «
    Das klang einleuchtend.
    Eine Weile saßen wir in einträchtigem Schweigen nebeneinander, und ich war froh, dass Dad mich nicht nach meinem Tag fragte. Keine Ahnung, ob ich noch die Kraft gehabt hätte, mir etwas auszudenken oder auch nur zu behaupten, alles wäre wie immer gewesen. Ich sah nur immer wieder diesen Lichtstrahl vor mir, der Miles Baker getötet hatte. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so allein gefühlt wie jetzt. Wenn es doch nur jemanden gäbe, mit dem ich darüber reden könnte. Meine besten Freunde waren alle zu weit weg. Die Vorstellung, ihnen von Magie zu erzählen, war so schon merkwürdig genug. Es aber auch noch am Telefon zu tun– nein, das kam nicht infrage. Die würden glatt glauben, dass ich sie verarschen will. Oder dass ich zu viele Abgase eingeatmet hatte.
    Vielleicht konnte ich morgen mit Pepper darüber sprechen. Sie mochte zwar Hugh nicht gesehen haben, aber sie kannte Drizzle. Wenn sie von der Existenz des Kobolds wusste, vielleicht gab es noch mehr Dinge… Hatte ich nicht sowieso das Gefühl gehabt, dass sie mir nicht alles erzählt hatte? Die Andeutungen, die Drizzle gemacht, die Sachen, die ich nicht verstanden hatte. Was, wenn er Magie gemeint hatte? Und was, wenn Pepper mehr darüber wusste?
    » Sag mal, Dad, glaubst du eigentlich an Magie? «
    Das Pizzastück entglitt ihm und landete auf dem Fußboden. Einen Herzschlag lang waren seine Gesichtszüge regelrecht entgleist. Dann fing er sich wieder. Was blieb, war ein Stirnrunzeln. » Wie kommst du denn auf so einen Blödsinn? «
    Ich zuckte die Schultern. » Keine Ahnung « , behauptete ich. » Du warst am Anfang so gegen meine Arbeit im Laden, dass ich mich gefragt habe, ob du vielleicht Angst hattest, jemand könnte mich verhexen. Und das würde ja irgendwie bedeuten, dass du an diesen ganzen Kram glaubst. «
    Kopfschüttelnd klaubte er das Stück Pizza auf und warf es in die Schachtel zurück. » Ich habe mir lediglich Sorgen um dich gemacht. Du bist jung und in deinem Alter ist man leicht zu beeinflussen. Dieser ganze Hexenkram dort… ich war mir einfach nicht sicher, ob es das Richtige für dich ist. Diese Wicca-Zirkel… das hat doch alles was Sektenartiges an sich. «
    » Du hattest Angst, dass ich in einer Art Hexensekte landen würde? «
    » So was in der Richtung « , sagte er ausweichend. » Zum Glück ist weder der Laden noch deine Madame mit ihrer Bühnenshow sonderlich ernst zu nehmen. «
    Äh… ja.
    » Du solltest ihm mal sagen, dass du dafür umso ernster zu nehmen bist, Nachwuchsbeschwörerin « , mischte sich Hugh ein.
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. Dann hatte ich eine Idee. » Weißt du was, Dad, ich bin erledigt. Ich geh duschen und hau mich ins Bett. Noch ein bisschen lesen oder so. « Ich wünschte ihm eine gute Nacht und verzog mich aus dem Wohnzimmer. In der Tür blieb ich noch einmal kurz stehen und bedeutete Hugh, mir zu folgen. Wenn ich schon einen Geist im Haus hatte, konnte der sich auch nützlich machen.
    Als ich in mein Zimmer kam, war Hugh nicht da. Seit ich ihn beschworen hatte, klebte er mir an den Fersen, und ausgerechnet jetzt wollte er lieber fernsehen, als mir zu helfen? Wütend begann ich aufzuräumen. Ich klaubte ein paar Zeitschriften vom Boden auf, warf sie auf einen Haufen und schleppte meine Schmutzwäsche zum Wäschekorb. Bevor ich hier allerdings einen Großputz veranstaltete, entschied ich, lieber doch duschen zu gehen. Ich öffnete die Schranktür und suchte ein paar frische Klamotten raus. Als ich den Schrank wieder schloss, tauchte Hughs blau schimmerndes Gesicht dahinter auf.
    » Buh! « , rief er.
    Ich fuhr zusammen und er kriegte sich vor Lachen nicht mehr ein. » Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen, Riley! «
    Von allen Geistern dieser Welt hatte ich ausgerechnet einen mit einer Vorliebe für platte Witze beschwören müssen. » Nicht nur einen « , brummte ich.
    Schlagartig wurde er ernst. » Das klingt, als hättest du was Spannendes zu erzählen. Schieß los! Oder wolltest du nur, dass ich dir folge, damit ich dir beim Duschen zusehen kann? «
    » Was? « Erschrocken senkte ich die Stimme, aus Angst, Dad könne mich hören. » Davon träumst du, toter Mann! «
    Grinsend schwebte er zum Bett hinüber und machte es sich auf meinen Kissen bequem. » Die Antwort ist übrigens: Ich weiß es nicht. «
    » Welche Antwort?

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