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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Namen, sagte ihn laut, schrie ihn einmal sogar in den Raum hinein. Nichts passierte. Ich versuchte, mich auf ihn zu konzentrieren, an ihn zu denken, wie ich es heute Nachmittag getan hatte, und ihn mir her zu wünschen. Es gab keinen Lufthauch, der den Geist angekündigt hätte, kein Flimmern und keinen blauen Schimmer in der Luft. Miles Bakers Geist zeigte sich nicht.
    » Komm schon! « , presste ich frustriert hervor. » Heute Nachmittag hast du dich auch nicht so angestellt! «
    Ich schloss die Augen, in der Hoffnung, mich besser konzentrieren zu können. » Komm schon, komm schon, komm schon! «
    Ein Anflug von Übelkeit wallte in mir auf. Mein Kopf wurde zurückgerissen, als hätte mich jemand beim Genick gepackt. Dann explodierten die Bilder vor meinen Augen. Ein Mann im Dunkeln– das war Miles–, mit einer Pistole in der Hand. Er stand am Fuße des Royal Artillery Memorial im Hyde Park Corner und sah sich hektisch nach allen Seiten um. Da war noch jemand. Ein hochgewachsener blonder Mann, der sich im Schutz der Dunkelheit näherte. Als Miles ihn bemerkte, fuhr er herum. Die Waffe auf den Blonden gerichtet, zwang er ihn, stehen zu bleiben. Ich sah, wie sich seine Lippen bewegten, sah, dass der andere antwortete, doch ich konnte die Worte nicht hören. Ich konnte überhaupt keine Geräusche hören, außer einer Art statischem Rauschen.
    Der andere Mann kam langsam näher. Er hielt die Arme zur Seite gestreckt, als wollte er zeigen, dass er unbewaffnet war. Aber er sah keineswegs ungefährlich aus. Seine Bewegungen erinnerten an ein Raubtier, das sich vorsichtig an sein Opfer heranpirschte und nur auf den geeigneten Augenblick zum Zuschlagen wartete.
    Miles hob die Pistole und zielte. Der Blonde blieb stehen, keine fünf Meter entfernt. Selbst im Schein der Laternen entging mir die Intensität seines Blickes nicht. Als könne er Miles allein durch die Macht seiner Augen dazu bewegen, die Waffe sinken zu lassen. Und für einen Moment schien das tatsächlich der Fall zu sein. Miles’ Hand zuckte. Mit der anderen packte er das Gelenk seiner Waffenhand und hielt sie fest. Wieder bewegten sich die Lippen seines Gegenübers. Miles’ Arm zitterte. Dann drückte er ab. Mündungsfeuer erhellte für einen Sekundenbruchteil die Nacht. Ich schrie auf, wartete darauf, dass der andere zur Seite sprang. Aber der machte nicht einmal den Versuch, auszuweichen. Sein Arm schnellte nach oben. Ein Lichtstrahl schoss aus seinem Ring hervor, lenkte die Kugel ab, die ihn durchbohrt hätte, und grub sich in Miles’ Brust. Getroffen sackte dieser zusammen. Sofort war der andere bei ihm. Wieder bewegten sich seine Lippen, und ich war mir sicher, einen Fluch davon abzulesen. Das Rauschen, das meine Ohren bis eben noch erfüllt hatte, verklang. Und mit ihm die Bilder. Ich war zurück in Madames Hinterzimmer, den Blick auf das Foto gerichtet.
    Scheiße, was war das?
    War Miles Baker so gestorben? Durch einen Lichtstrahl aus einem Ring? Das war doch… Fantasy. Gandalf würde so etwas tun, vielleicht auch Harry Potter, aber doch nicht irgendein Kerl in einem öffentlichen Park. In der Stadt, in der ich zu Hause war!
    » Es gibt doch keine Magie « , sagte ich und zuckte zusammen, als ich bemerkte, dass ich die Worte laut ausgesprochen hatte. Sie klangen viel zu laut und viel zu unwahr nach dem, was ich eben gesehen hatte.
    Magie. Allein das Wort klang… falsch. Und gleichzeitig war es das einzige, das beschreiben konnte, was ich eben gesehen hatte. Trotzdem konnte ich es nicht glauben. Ich wollte es nicht glauben.
    Andererseits konnte ich Geister rufen und irgendwo in der Stadt spazierte ein Kobold herum. Warum sollte Magie dann nicht möglich sein?
    » Du schuldest mir wirklich ein paar Antworten « , sagte ich zu dem Foto vor mir.
    Miles schien das allerdings wenig zu interessieren, denn so sehr ich mich auch weiter bemühte, es wollte mir nicht gelingen, seinen Geist dazu zu bringen, hier anzutanzen. Frustriert gab ich schließlich auf und fuhr nach Hause.
    Dad saß vor dem Fernseher, sah sich die East Enders an und futterte Pizza. Hinter ihm auf der Sofalehne hockte Hugh und kommentierte alles, was die Schauspieler sagten und taten.
    » Hallo, Schatz. «
    » Hi, Dad. « Ich drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, ließ mich neben ihm in die Polster fallen und schnappte mir ein Stück Pizza.
    » Heute keine Lust gehabt, etwas zu kochen? « , fragte ich und sah dabei Hugh an.
    » Ich muss später noch zur Schicht « , sagte

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