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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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aber er konnte immerhin irgendwie die Strippen im Hintergrund gezogen, den Auftrag gegeben haben oder etwas in der Art. Aber warum sollte er dann den Geist des Opfers rufen wollen? Damit der seinen Namen als den seines Mörders rausposaunte? Um ihm noch einmal den Hals umzudrehen? Wohl kaum. Der Lackaffe mochte arrogant und herrisch sein, aber wie ein Mörder sah er mir nicht aus. Auch nicht wie einer, der einen Mord in Auftrag gab.
    » Ich hatte das Gefühl, dass er etwas sagen wollte, und ich wollte wissen, was das ist « , sagte ich schließlich.
    » Warum hat das Medium gelogen? «
    » Der Geist konnte sich nicht verständlich machen. Welchen Unterschied hätte es also gemacht, ob er zu sehen war oder nicht? « Noch eine Lüge, mir fiel jedoch kein Grund ein, warum ich ihm, einem Fremden, den ich nicht einmal mochte, erzählen sollte, was wirklich passiert war und wie sehr ich selbst an Madame zweifelte. Ich blieb so nah an der Wahrheit wie nötig. Das musste genügen.
    Er musterte mich von oben bis unten, mit demselben Blick, mit dem er mich schon gescannt hatte, nachdem er mich beinahe über den Haufen gefahren hatte. Ich kam mir vor wie ein Bazillus unter dem Mikroskop. » Du willst einen Geist rufen? Du? Wo sind deine närrischen Klamotten? Der Klimperschmuck und der andere Tand? «
    Seine Stimme troff vor Sarkasmus, doch davon ließ ich mich nicht beirren. Ich kratzte alles Selbstbewusstsein zusammen, das ich aufbringen konnte, und straffte die Schultern.
    Hinter Nick war Hugh näher gekommen. » Ich glaube, er mag dich nicht. «
    Das beruht auf Gegenseitigkeit. » Es wird dich vielleicht überraschen, Nick Wolfe Nicht-Journalist, aber die Leute, die zu uns in den Laden kommen, erwarten all diesen Kram. Nötig ist er deshalb noch lange nicht. Oder brauchst du zum Autofahren etwa deinen Luxusschlitten? Ein anderer Wagen würde dich wohl auch von A nach B bringen. Aber du erwartest eben etwas von deinem Auto. « Oder du musst damit etwas kompensieren.
    » Du kannst also Geister rufen. « Der Spott war noch immer nicht aus seiner Stimme gewichen. Er glaubte mir nicht. Nicht ohne Beweis.
    Da ich bereits Erfahrung damit gemacht hatte, wie Hugh reagierte, wenn ich ihn dazu bewegen wollte, sich zu zeigen, konnte ich Nick diesen Beweis nicht liefern. Ich warf einen Blick zu Hugh. Der schien meine Gedanken zu erraten.
    » Vergiss es! « , sagte er.
    Ich erwiderte nichts. Ganz bestimmt würde ich mich nicht vor Nick Wolfe, diesem Lackaffen-Pimpf, lächerlich machen, indem ich mit jemandem verhandelte, den er nicht sehen konnte.
    » Weißt du was, ich gehe jetzt. « Dieses Mal hielt er mich nicht auf, als ich an ihm vorbeimarschierte. Er folgte mir auch nicht. Das Letzte, was ich von ihm sah, war, wie er im Flur stand und hinter mir herstarrte.
    Obwohl ich am liebsten gerannt wäre, gab ich mir alle Mühe, im normalen Tempo zum Aufzug zu gehen. Erst als ich die Kabine betreten hatte und sich die Tür hinter mir schloss, wagte ich aufzuatmen.
    » He, wirst du wohl auf mich warten! « Hugh zwängte sich durch den kleiner werdenden Spalt der Aufzugtür.
    Ich drückte den Knopf für das Erdgeschoss. » Du kommst doch auch so raus. Reingekommen bist du immerhin auch. «
    » Ich schon. Aber dann müsste ich das hier zurücklassen. « Er holte aus, und ich schaffte es gerade noch, den Gegenstand aufzufangen, der mir entgegenflog, bevor er mir ins Gesicht knallte. Das schwarze Buch von Miles’ Schreibtisch. Sein Terminkalender.
    » Ich dachte mir, ich nehme was Persönliches mit, für den Fall, dass du dein Glück noch einmal versuchen willst. Außerdem stehen vielleicht irgendwelche wichtigen Notizen drin. Oder sonst was, das uns weiterhelfen könnte. «
    Vielleicht keine blöde Idee.
    » Bis dann. « Ohne weitere Erklärung verschwand Hugh, dieses Mal durch die geschlossene Fahrstuhltür.
    » Hey, wo willst du hin? Was hast du vor? « Außer dem Echo meiner eigenen Worte, das blechern von den Kabinenwänden zurückgeworfen wurde, bekam ich keine Antwort.
    Obwohl ich ständig versucht war, mich umzudrehen und nach Verfolgern Ausschau zu halten, zwang ich mich, es nicht zu tun. Lediglich, wenn ich irgendwo um eine Kurve bog, riskierte ich einen Blick nach hinten und war jedes Mal wieder überrascht, kein Rudel mit Handschellen winkender Polizisten zu sehen. Auch in der U-Bahn zeigte niemand mit dem Finger auf mich und rief: » Seht euch die Einbrecherin an! « Auf dem Weg von der U-Bahn nach Hause gelang es mir schließlich,

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