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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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den Weg. Ich wich langsam in Richtung Küche zurück. Wenn ich ihn dazu bringen könnte, mir zu folgen, und dann durch das Wohnzimmer rauskäme… Er folgte mir tatsächlich. Allerdings war er dabei so schnell, dass ich es gerade schaffte, mich umzudrehen. Er bekam mich am Arm zu fassen, riss mich herum und drängte mich zurück, bis ich mit dem Rücken gegen die Wand stieß.
    » Was hast du hier zu suchen? « , fuhr er mich an.
    » Nichts. Und du? « Es sah ganz danach aus, als wäre er immer noch an seiner Story über Miles’ Tod dran, und offensichtlich war der Lackaffe– er hieß Nick, erinnerte ich mich– in der Wahl seiner Mittel ebenso wenig wählerisch wie ich.
    » Ich? Ich rufe jetzt die Polizei « , sagte er.
    Schweigen folgte seinen Worten. Wir starrten uns an und hofften vermutlich beide, der jeweils andere möge sich einfach in Luft auflösen. Oder explodieren. Meine Panik legte sich ein wenig, sobald mir klar wurde, dass auch er hier eingebrochen war. Er konnte mich nicht der Polizei ausliefern, ohne selbst in Erklärungsnot zu geraten. Es war nur eine leere Drohung, mit der er wohl hoffte, mich zum Reden zu bringen.
    Meine Güte, selbst für einen Einbruch trug dieser Typ einen Maßanzug mit Seidenkrawatte. Wenn ich gewusst hätte, dass es einen Dresscode für solche Unternehmungen gibt, hätte ich mich ein wenig mehr herausgeputzt.
    Als hätte ihn ein Geistesblitz mitten ins Hirn getroffen, runzelte er plötzlich die Stirn. » Das ist nicht dein Ernst! « , entfuhr es ihm. » Du und deine Madame – ihr seid wohl nicht zufällig darauf spezialisiert, die Wohnung kürzlich Verstorbener auszuräumen, oder? «
    Empört schnappte ich nach Luft. » Natürlich nicht! « Um ihn nicht die Oberhand gewinnen zu lassen, versuchte ich, ihn in die Defensive zu drängen. » Und seit wann brechen Journalisten in die Wohnungen Verstorbener ein? «
    Er antwortete nicht. Das musst er auch gar nicht, denn in diesem Augenblick begriff ich, dass er alles Mögliche sein mochte, aber ganz sicher kein angehender Journalist. Die teuren Designerklamotten. Die Angeberkarre. Sein ganzes Auftreten. Einer wie er würde doch nie im Leben ein Praktikum machen, bei dem er sich von irgendeinem herrischen Chefredakteur herumscheuchen lassen müsste!
    » Du bist kein Zeitungspraktikant. «
    Sein Schweigen wog so schwer wie ein Schuldeingeständnis.
    » Wie wäre es, wenn du mich jetzt loslässt « , schlug ich vor. » Wir verschwinden beide in unterschiedliche Richtungen und vergessen, dass wir uns je über den Weg gelaufen sind. «
    Ich streifte seine Hand von meinem Arm und machte einen Schritt zur Seite. Er folgte meiner Bewegung. Hinter ihm, am anderen Ende des Ganges, sah ich Hugh. Allerdings konnte ich ihm kaum zurufen, dass ich noch ein Ablenkungsmanöver brauchte, wenn es überraschend kommen sollte. Aber ich konnte etwas anderes tun.
    Betont auffällig ließ ich meinen Blick über Nicks Schulter wandern und rief: » Hugh! Hilf mir! «
    Das reichte.
    Sofort fuhr Nick herum.
    Ich riss mich los, unterlief seinen Arm, mit dem er mich zu fassen versuchte– und stolperte über sein Bein, das er geistesgegenwärtig ausgestreckt hatte. Bevor ich auf den Boden knallen konnte, packte er mich und zog mich zurück. Einen Atemzug später stand ich erneut mit dem Rücken zur Wand, und Nicks Gesicht war meinem so nah, dass ich ihm in die Nase hätte beißen können.
    » Was willst du hier? « , fragte er, jedes Wort betonend.
    In erster Linie wollte ich abhauen. Da das gerade keine Option zu sein schien, konnte ich ihm ebenso gut antworten. » Madame hat dir nicht die Wahrheit gesagt. Sie hat Miles’ Geist gesehen. Ich habe ihn gesehen. «
    Er runzelte die Stirn und wich so weit zurück, dass zwischen uns jetzt immerhin genug Abstand für ein Buch oder einen anderen schmalen Gegenstand gewesen wäre. Nicks Atem strich über mein Gesicht. » Sein Geist war da? Was hat er gesagt? «
    » Nichts. Er hat die Lippen bewegt. Aber irgendwie war er wohl nicht voll da, um sich verständlich zu machen. «
    Er sagte nichts und wartete darauf, dass ich weiterredete.
    » Ich bin hier, weil ich noch einmal versuchen wollte, ihn zu rufen. Ich dachte, wenn ich einen persönlichen Gegenstand von ihm als eine Art Verstärker einsetze, könnte es funktionieren. Immerhin wurde er ermordet und– «. Ich klappte den Mund zu. Dieser Kerl war kein Journalist. Was, wenn er mit dem Mord zu tun hatte? Er mochte nicht in meiner Vision vom Tatort vorgekommen sein,

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