Daemonenbraut
dem Geräusch zu und keuchte leise, als ich sie sah. Eine Frau, die man mit Seilen an die Wand gefesselt hatte, ein obskures Abbild von Jesus' Todesszene. Wirre Haare fielen ihr ins Gesicht, aber sie hob langsam den Kopf, sodass sie erkennen konnte.
»Sarah«, flüsterte ich. Es war die Dämonenbraut, die mich angegriffen hatte.
»Wir haben sie eines Nachts vor deinem Haus aufgegriffen«, sagte John immer noch mit dieser ruhigen, fast schon unschuldigen Stimme, die mich in den Wahnsinn trieb.
Sarahs Augen weiteten sich und blickten panisch um sich. Sie hatte eine blutende Wunde an der Schläfe und versuchte scheinbar, ihre Dämonen zu rufen. Doch sie musste - wie auch ich - feststellen, dass es nicht funktionierte.
Dann erkannte sie mich. »Du?«
Ich konnte sehen, wie es in ihrem Verstand ratterte. Böse funkelte sie mich an, nachdem sie den falschen Schluss gezogen hatte. »Das ist deine Schuld!«
War sie durchgedreht? Sah sie nicht, dass ich ebenfalls gefangen gehalten wurde?
»Was habt ihr mit mir vor?«, keifte sie und zerrte an den Seilen. Sie war so laut, dass ich voller Sorge zu Gweny sah, doch die Kleine war immer noch bewusstlos.
John sagte nichts, doch Agnes bückte sich und hob die Klinge auf. Ihr sonst so hübsches Gesicht war nur noch eine Fratze der Gehässigkeit, und ihre hellen Augen fixierten mich boshaft, als sie die Klinge hochhielt und mir damit drohte. »Schau gut zu!«
Panisch wand ich mich in Johns Griff, sodass er einen Arm um meinen Rumpf schlang und mich an sich drückte.
»Sie sagte, du sollst Zusehen!«, knurrte er in mein Ohr.
Heiße Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wusste nur zu gut, was jetzt kam, und wollte es nicht sehen. »Bitte, nicht!«
»Was willst du von mir?« Sarah tobte und wehrte sich hysterisch, die festen Seile zerrten und rissen an ihrer Haut. Ihre Augen weiteten sich panisch, als Agnes sie erreichte und die Klinge an ihr Bein setzte. Ein furchtbarer Schrei löste sich beim ersten Schnitt aus ihrem Mund.
Kichernd zog Agnes den Dolch seitlich über ihren Unterschenkel nach oben, der eine heftig blutende Wunde hinterließ. Beinahe spielerisch durchtrennte die Klinge Haut und Fleisch.
Keuchend schloss ich die Augen; ich wollte nicht sehen, was diese Teufelin mit Sarah anstellte. John jedoch packte mein Gesicht unsanft und sagte: »Ich habe keine Skrupel, Sophie! Du wirst Zusehen, oder ich werde testen, was Samuel empfindet, wenn er dich besteigt.«
Übelkeit rumorte in meinem Magen. Ohne meine Kräfte fühlte ich mich vollkommen hilflos und elend. Gegen einen Gegner wie John kam ich nicht einmal mit meinen körperlichen Kampftechniken an, außerdem waren meine Verletzungen noch lange nicht wieder verheilt und ich war alles andere als fit.
Johns Finger, die sich in meine Wangen bohrten, zwangen mich, die Augen aufzureißen. Agnes, die nur darauf gewartet hatte, setzte ihr grausames Spiel fort. In den nächsten Minuten wurde das Gewölbe von Sarahs Schreien heimgesucht, ein unerträglicher Laut vermischt mit dem grausamen Gesang, der sich durch diese Hölle zog. Mir war speiübel, doch ich drängte die Übelkeit zurück und zwang mich dazu, standhaft zu bleiben, obwohl ich mich am liebsten vor Verzweiflung irgendwohin geflüchtet hätte. Meine größte Sorge war, dass Gweny von dem gellenden Geschrei erwachte und mit ansehen musste, was um sie herum geschah, doch sie blieb weiterhin regungslos, sodass mir die Angst um sie zusätzlich die Kehle zuschnürte.
Als Agnes blutverschmiert auf Samuels Tochter zuging, schrie ich auf. »Lass sie in Ruhe, du Miststück!«
Doch sie hielt nicht einmal kurz inne auf dem Weg zu Gweny. Ich tobte in Johns Griff und schrie ihr hinterher: »Wenn du sie anfasst, bist du tot!«
Als sie den Altar erreicht hatte, berührte sie die blasse Wange des Mädchens mit einem ihrer blutigen Finger. »Du meinst, so anfassen? Und, tötest du mich jetzt?«, fragte sie in meine Richtung und grinste hämisch.
Knurrend wandte ich den Kopf ab und biss in Johns Arm. Der Hüne fluchte und stieß mich zu Boden, wo ich mit der Stirn aufschlug. Benommen schüttelte ich den Kopf, und mir wurde schwindelig. Vor mir tauchte Agnes' verschwommenes Gesicht auf, das sich auf groteske
Weise verzogen hatte. Blinzelnd versuchte ich noch, den Schleier vor meinen Augen wegzubekommen, als sich eine Klinge durch die Brust des Miststücks bohrte.
Sie schrie und versuchte, mit ihrem Dolch nach hinten ausholen, da bekam sie einen Schlag und taumelte nach vorne.
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