Daemonenbraut
einmal hat er uns vor Schaden bewahrt. Kurz nach Allaires Tod kam er zu uns und bot uns alle Hilfe an. Er wollte ihn sogar rächen, aber ich ...« Seufzend zuckte sie mit den Schultern. »Ich mache mir nichts aus Rache, sie bringt mir meinen Mann nicht zurück.«
Sanft strich ich Anna über die Wange und erwiderte ihr trauriges Lächeln. Gegen Mittag fuhr ich ins Büro. Die Spurensicherung hatte nichts am Tatort gefunden, keine DNA, nichts, was auf den Täter hindeutete. Der einzige Hinweis war das Zeichen eines Hexenlords, das ich während des Angriffs gesehen hatte. Die Leiche von Michelle Hopkins erzählte hingegen eine andere Geschichte. In ihrer klaffenden Wunde wurde DNA gefunden, und diese war auch an der verbrannten Schwester der Drillinge zu finden. Leider spuckte die Datenbank zu der sichergestellten Probe keinen Namen raus. Da dieser Mörder ein Hexenmeister zu sein schien, wies Karl mich an, das Einzige zu tun, was man jetzt noch machen konnte. Ich musste eine Möglichkeit finden, an den Hexenrat heranzutreten, um eine Spur zu finden.
Ich saß an meinem Schreibtisch und sah gedankenverloren zu Julius“ leerem Platz, anstatt mich um ein Treffen zu bemühen. »Wo bleibt er denn?«
»Julius hat sich krankgemeldet«, sagte mein Boss abwesend, als er zu mir trat.
»Krank? Aber gestern sagte er doch ...« Der Schlag! Vielleicht war er doch zu hart gewesen. Schuldgefühle nagten an mir. Hatte er womöglich eine Gehirnerschütterung? Und ich dumme Gans hatte ihm einen Korb gegeben. Was, wenn er geahnt hatte, dass es ihm nicht gut gehen würde und er deshalb um meine Gesellschaft gebeten hatte? Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her, dann stand ich auf. »Ich glaube, ich sehe schnell nach ihm, bevor ...«
»Du erledigst deinen Auftrag«, unterbrach Karl mich barsch. »Was du in deiner Freizeit treibst, ist mir egal, aber jetzt machst du deinen Job!«
Verwirrt sah ich meinen Boss an. Warum war er so hartnäckig? Sonst hätte er mir auch erlaubt, schnell nach meinem Partner zu sehen. »Karl?«
»Als Julius angerufen hat, klang er normal und wollte sich nur noch mal hinlegen«, sagte er und verschwand in sein Büro.
Nach Karls Worten war ich etwas beruhigter und schrieb meinen Bericht, dann rief ich in der Zentrale des Hexenrates an und vereinbarte dort einen Termin für den nächsten Tag, bevor ich mich weiteren Recherchen über den Rat widmete. Zurzeit bestand er aus einem Triumvirat, aus zwei Männern und einer Frau, alle sehr alt und von erlesenstem Hexenblut. Viel war nicht über sie bekannt, nur, dass sie schon seit fünfzig Jahren herrschten und ein Ende nicht in Sicht sei, da ihre Anhänger mit ihrer Führung zufrieden waren.
In der Mittagspause versuchte ich, Julius anzurufen, doch er ging weder an sein Handy noch an sein Festnetztelefon, was mich wieder beunruhigte. Den Rest des Tages konnte ich mich kaum konzentrieren, und so war ich mehr als erleichtert, als ich nach Hause durfte.
Mein Weg führte mich sofort zu dem hohen Gebäude, in dem mein Partner wohnte.
»Guten Abend«, begrüßte ich den Pförtner freundlich und zeigte ihm meinen Ausweis. »Ich bin Julius Kessedys Partnerin und wollte mal nach ihm sehen.
»Oh, tut mir leid, Miss Bernd. Mister Kessedy ist außer Haus«, teilte mir der Pförtner freundlich mit.
»Außer Haus? Aber es ging ihm doch nicht so gut«, murmelte ich mehr zu mir selbst.
»Mister Kessedy wurde von einem überaus teuren Wagen abgeholt, schon am Mittag«, erzählte der kleine Mann weiter.
Scheiße! »Nun gut, haben Sie vielen Dank. Richten Sie ihm bitte aus, wenn er zurückkommt, dass Sophie Bernd ihn gesucht hat.«
»In Ordnung, Miss. Eine gute Nacht wünsche ich.«
Nachdenklich ging ich zu meinem Wagen zurück und setzte mich hinters Steuer. Von dort aus rief ich erneut auf Julius' Handy an, musste jedoch mit der Mailbox vorlieb nehmen. »Hey, ich bin ganz schön besorgt, weil du nicht zur Arbeit gekommen bist, und deswegen ... nun, ich stehe vor deiner Tür, aber du bist nicht da. Geht es ... ich meine, geht's dir gut? Ist es wegen gestern? Scheiße, tut mir echt leid, ich hätte das verhindern sollen ... ich ... Ach, melde dich bitte, wenn du zurück bist. Bye.«
Es war wirklich meine Schuld gewesen, und ich fühlte mich schlecht deswegen. Seufzend verstaute ich das Handy in meiner Tasche und fuhr nach Hause.
Bei Anna brannte noch Licht, sodass ich an ihrer Tür klopfte.
»Sophie, Liebes.« Sie roch nach Erdbeeren, als sie mich zur
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