Daemonenbraut
Begrüßung umarmte. »Ich backe Kuchen«, erklärte sie. »Maggies Schule veranstaltet einen Kuchenverkauf, dessen ganzer Erlös an ein Waisenhaus geht.«
»Schade, dann kann ich ja gar nicht naschen«, beklagte ich mich.
Sie grinste mich an. »Du bist genauso eine Naschkatze wie meine Kleine, deswegen backe ich immer mehr.« Wir gingen in die Küche, und ich nahm auf einem Hocker Platz, während Anna sich wieder ihrem Teig widmete. Nach einer kleinen Weile hob sie misstrauisch den Kopf. »Du bist so ruhig, was ist los?«
»Julius ist krank und ... nicht zu Hause.« Ich zog mit dem Finger unsichere Kreise auf der grau melierten Arbeitsfläche.
»Aha!«
Dieses Aha ließ mich den Blick heben. Meine Freundin zog die Brauen zusammen. »Laut deinen eigenen Worten seid ihr nicht zusammen, also ist er dir keine Rechenschaft schuldig, so wenig, wie du ihm.«
Das saß! »Ähm ... na ja, wir haben ja am Samstag das Date und ...«
»Bis dahin sind es noch etliche Tage«, unterbrach Anna mich und grinste frech. »Es sei denn, du kannst es nicht ertragen, ihn ein paar Tage nicht zu sehen. Dann würde ich annehmen, du bist ihm verfallen.«
Seufzend lehnte ich mich nach vorne, bis mein Kinn auf meinen verschränkten Armen ruhte. »Ich weiß nicht, Anna. Letzte Nacht habe ich erst von Samuel geträumt, und jetzt renne ich Julius hinterher. Was ist das nur für ein Chaos in meinem Leben?«
Anna sah mich milde an. »Süße, hierbei kann dir keiner helfen.«
Ich nickte. Was war nur mit mir los? Früher wusste ich, wen und was ich wollte. Hatte ich vielleicht Angst, mich wieder an jemanden zu binden, der mich verlassen könnte? Pendelte ich deshalb von einem zum anderen, weil ich mich nicht entscheiden wollte?
»Es ist vielleicht gar nicht mal so schlecht, wenn du Julius ein paar Tage nicht siehst«, sagte Anna sanft. »Finde heraus, wie sehr er dir fehlt, Sophie.«
»Vielleicht hast du recht«, stimmte ich ihr seufzend zu. Dann beschloss ich, mich mit einer Bitte an sie zu wenden. »Weißt du eigentlich Näheres über den Hexenrat?« »Nur das, was jeder weiß. Wenn du Insiderwissen haben willst, weißt du ja, an wen du dich wenden musst.«
»Oh nein!« Ganz gleich, was kam, ich konnte nicht zu Samuel gehen. Nicht, wenn ich ernsthaft etwas von Julius wollte.
»Es gibt Gerüchte, dass er demnächst Hazura im Rat ablösen soll«, sagte Anna und goss den Teig in einer Form. »Tut mir schrecklich leid, Liebes, aber wenn du mehr wissen willst, musst du dich wirklich an Samuel wenden, und das kostet dich bestimmt mehr, als ein läppisches Abendessen!«
»Und du hast deinen Spaß dabei!«, rief ich empört.
Anna grinste. »Also, nichts gegen deinen Partner, der ist schon ein Leckerbissen, aber ich gehöre eher zur Samuel-Fraktion.«
Samuel... was? »Ich bitte dich! Der Typ will mich schwängern!«
»Wollte! Jetzt hat er seinen Erben, was jedoch nicht heißen soll, dass er es nicht trotzdem weiter mit dir üben würde«, sagte sie schelmisch.
Ich schnaufte, weil erneut alles in mir kribbelte, und das nur, weil ich mich erinnerte, wie Samuels Küsse sich angefühlt hatten. »Du bist eine böse Hexe! Jetzt werde ich bestimmt wieder so einen perversen Traum haben«, sagte ich schmollend und stand auf. »Es ist besser, wenn ich gehe, sonst...«
»Erzählst du mir morgen von deinem perversen Traum?«, fragte Anna grinsend.
Ich schaute sie beleidigt an, während ich zur Tür ging. »Vergiss es, du bist nicht in der unparteiischen Fraktion!«
7
Zu Hause setzte ich mich ins Wohnzimmer und starrte an die Decke. Nikodemus lag faul im Sessel und schnarchte vor sich hin. Ich hatte den Auftrag, einen Mörder zu finden, der zufällig ein Hexenmeister war, folglich war es nur logisch, wenn ich meine Bekanntschaft zu Samuel nutzte. Aber ich musste unbedingt verhindern, dem Hexenlord alleine zu begegnen. Anna konnte ich nicht fragen, und Julius war nicht da. Wo war der Kerl überhaupt?
Seufzend kramte ich mein Handy heraus. Kein Anruf, keine SMS.
Entnervt legte ich das Telefon wieder weg. Julius war ohne sein Handy nur ein halber Mensch, er trug es immer bei sich und hatte bestimmt längst gesehen, dass ich versucht hatte, ihn zu erreichen. Seltsam war es trotzdem, dass er einfach so wegfuhr.
Das Klingeln des Handys weckte mich am nächsten Morgen. Vollkommen verwirrt fuhr ich hoch. Es dauerte eine Weile, bis ich herausfand, warum ich im Wohnzimmer war. Mein schmerzender Nacken konnte nur das Ergebnis einer Couch-Nacht sein.
Immer
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