Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
Erwachen.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Angst, sondern nur eine Frage.“
„Welche?“
„Hilfst du mir?“
Alexander lächelte geisterhaft. „Du schlägst mir einen Handel vor?“
„Ich bitte dich um einen Gefallen.“
„Dämonen lassen sich von Sterblichen nicht bitten.“
„Ich bin kein gewöhnlicher Mensch.“
„Sondern?“
„Ich bin deine Braut.“
„Also doch ein Handel.“
„Nein, Schicksal.“
Doro schloss die Augen. Sekunden später spürte sie auf ihrem Mund die Wärme, die von seinen Lippen ausging. Sein Kuss war sinnlich, lang und süß und er weckte das Verlangen nach Leidenschaft in ihr. Sie fühlte seine innige Umarmung und seine Fingerspitzen, die mit sanften Berührungen ihren Nacken eroberten.
Das unsichtbare Band zwischen ihnen zog sich schleichend enger. Es hielt sie fest zusammen, doch es schnürte sie nicht ein.
Kapitel 24 – Bedrohungen
Gelal saß schwer atmend auf der Bettkante; er senkte sein mächtiges Haupt. Die Veränderungen, die in ihm vorgingen, ließen sich nicht länger ignorieren und ihm war bewusst, was sie bedeuteten. Es erschöpfte ihn zunehmend, Alexander Maars Körper zu verlassen. Und das Gefühl würde sich von Mal zu Mal steigern, so lange er diese menschliche Hülle benutzte. Alexanders Einfluss wuchs, ohne dass er auch nur das Geringste dagegen unternehmen konnte. Ein gefährlicher Umstand. Die menschlichen Seelenregungen, die er durch Alexander wahrnahm, schwächten ihn, verschleierten seinen dämonischen Verstand und machten ihn für Kreaturen wie Angarath zu einem leichten Opfer. Während die Stärke seines Gegners anwuchs, nahm seine eigene Kraft stetig ab. Die Erkenntnis entlockte ihm ein freudloses Lächeln. Der Rat der Obersten hatte ihn davor gewarnt. Bael persönlich hatte ihn zu sich gerufen.
Er spürte immer noch das weiche Fell, als der mächtigste der Zweiundsiebzig ihm in der Gestalt eines riesigen Luchses um seinen Leib gestrichen war. Baels Gesten mochten schmeichelnd sein, seine Worte waren es nicht.
„Wenn du sie nicht besitzen kannst, dann töte sie“, befahl Bael mit brüchig krächzender Stimme, die nichts von seiner wahren Macht ahnen ließ. „Aber vergiss ihre Seele nicht“, fügte er mit einem dünnen Lachen hinzu. Bael war ein Meister der Täuschung.
Gelal nickte, während er das rechte Knie zu Boden beugte und sein Haupt neigte. „Wie du befiehlst, mein König“, flüsterte er. Er wusste, dass er weder Baels Wünschen noch seinen Befehlen etwas entgegenzusetzen hatte.
Bael stand an der Spitze der Zweiundsiebzig . Er war ihr Hauptgeist. Als König des Ostens herrschte er über sechsundsechzighöllische Legionen und obwohl es Geister gab, die mehr verpfändete Seelen befehligten, war Bael ihr unangefochtener Anführer. Kein Rang niedrigerer Dämon wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen und erst recht kein Incubus. Unter den Seinen mochte Gelal ein mächtiger und freier Incubifürst sein, dem man Respekt zollte. Hier im Kreis der Zweiundsiebzig war er nichts weiter als ein Untertan, dem es auferlegt war, seine Pflicht in der zwischenweltlichen Hierarchie zu erfüllen.
Gelal hob seinen Blick. Vor ihm erhob sich ein anderthalb Meter hohes Podest, auf dem sich drei thronartige Sessel befanden. Von hier aus herrschten die ersten drei Geister über ihr dämonisches Reich. Baels Platz in der Mitte war leer. Nur die Plätze rechts und links von ihm waren besetzt. Agares, die Nummer zwei der Rangfolge, saß rechts von Bael. Jetzt erhob er sich von seinem Sitz. Er trug die Gestalt eines schönen, würdevollen alten Mannes. Sein weißes, volles Haar wurde von einem dunklen Samtband im Nacken zusammengehalten. Auf der linken Faust balancierte ein Hühnerhabicht die geschmeidigen Bewegungen seines Herrn aus, bevor der Vogel mit einem spitzen Schrei aufflog und auf der Lehne des opulent geschnitzten Throns Platz nahm. Agares hielt auf Gelal zu. Sein Aussehen entsprach seinem Alter, doch seine Haltung war aufrecht und stolz wie die eines jungen Kriegers. Einen Schritt vor Gelal blieb er stehen. Er lächelte milde.
„Du kennst mich, Gelal“, sagte er.
Gelal senkte erneut in einer demütigen Geste das Haupt. „Ja, mein Herzog.“
„Nenn mir meine Aufgaben.“
„Du bringst in Gang, was stillsteht. Verschwommenes kehrt unter deiner Obhut zurück. Du hast die Fähigkeit alle Sprachen zu lehren und kennst die wahre Bedeutung der Worte. Du besitzt die Macht sowohl zeitliche als auch geistige Werte zu
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