Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
bösem Handeln verführen, sind in dieser Theorie Nachkömmlinge aus einer Verbindung Satans mit Adams erster Frau Lilith. Sie weigerte sich Adams Willen zu unterwerfen, deshalb musste sie das Paradies verlassen und hat sich dem Teufel zugewandt. Mit Luzifer konnte sie ihre Schlechtigkeit ausleben und mit ihm all die Schattenwesen, böse Geister, Dämonen, Vampire, Werwölfe und Gestaltwandler zeugen, die die Welt der Märchen und Sagen zu bieten hat.“
„Und die zweite Variante.“
„Die ist wesentlich komplexer. Der Grundstein für die Erschaffung dieser Welt waren die Dämonen in den Menschen selbst. Und das sind sie auch heute noch. Kannst du mir folgen?“
„Nicht ganz.“
„Jeder Mensch trägt Hoffnungen und Ängste in sich. Ist er, aus menschlicher Sicht, von positiven Gefühlen beseelt, wie Zufriedenheit, Glück, Verliebtheit ist er in der Lage, sich sein ureigenes Paradies zu schaffen. Während er sich seine ganz persönliche Hölle schafft, wenn er sich von schlechten Gefühlen wie Hochmut, Neid, Zorn, Trägheit, Habgier, Maßlosigkeit und Wollust leiten lässt.“
„Du hast gerade die sieben Todsünden aufgezählt.“
„Richtig.“
„Aber die sind auch biblischen Ursprungs.“
Alexander lächelte und zog sie von der Lehne auf seinen Schoß hinab. „Filtere aus dem sogenannten Wort Gottes alles Bigottische heraus und übrigbleibt ein beachtenswertes zeitgeschichtliches Dokument, das uns Aufschluss über das Leben vor vielen tausend Jahren gibt. Schon damals hatten die Menschen mit den gleichen Ängsten und Nöten zu kämpfen wie wirheute. Die Bibel ist im weitesten Sinn eine Anleitung, die den Menschen Anregungen für ein zufriedenes Leben geben soll.“
„Was hat das mit den Todsünden zu tun?“
Er schenkte ihr ein verschmitztes Lächeln, das sie erwiderte. Die alte Vertrautheit zwischen ihnen kehrte allmählich zurück.
„Die Todsünden stehen für die Art von Emotionen, die sich als der Ursprung allen Übels bezeichnen lassen. Nehmen wir den Hochmut. Der Mensch neigt dazu, sich selbst zu überschätzen und sich über andere Geschöpfe zu erheben. Er zettelt aus undefinierbaren Gründen Kriege gegen die eigene Rasse an und vernichtet langsam aber sicher seine Art. Neid ist eine äußerst lähmende Seelenregung. Er führt zu Missgunst und Zwietracht. Irgendwann gönnst du deinem Nächsten nicht einmal mehr die sprichwörtliche Butter auf dem Brot, nur weil du nicht mehr in der Lage bist, dein eigenes Glück zu erkennen.“
Die nächste Erklärung übernahm Doro. „Zorn macht uns blind und unberechenbar. Im Zorn tun wir Dinge, deren Konsequenzen wir nicht abschätzen können.“
„Trägheit schwächt den Willen des Menschen. Sie macht ihn faul und enthebt ihn davon, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Der Mensch sucht sein Heil lieber in der Flucht und in Ausreden, anstatt die Initiative zu ergreifen.“
Trägheit. Das Wort hallte wie ein Echo durch ihren Kopf. Wenn sie in den letzten Jahren eine Todsünde begannen hatte, dann war es Trägheit. Auch sie hatte sich nach ihrem Unfall geweigert, ihr Leben neu zu ordnen. Und in der Situation, in der sie sich augenblicklich befand, war ihr zunächst auch die Flucht als einzig möglicher und vor allem einfacher Ausweg erschienen. Aber einfache Lösungen gab es nicht, das wurde ihr in diesen Sekunden bewusst, denn Heyder zu stoppen, war die Aufgabe, die ihr das Schicksal zugeteilt hatte. Plötzlich lagen auch die weiteren Erklärungen auf der Hand. „Habgier oder Geiz“, begann sie, „bedeuten wahrscheinlich, dass du alles für dich behalten willst. Deine materiellen Werte, aber auch dein Wissen. Es ist ein Gefühl, das dich auf Dauer sehr einsam macht. Maßlosigkeit stünde demzufolge auch für Gleichgültigkeit. Wer immer alles im Übermaß genießt, verliert den Blick für das Wesentliche im Leben“, sie machte eine Pause, „Aber warum lässt sich der Mensch so leicht von derart niedrigen Gefühlen leiten, wenn er weiß, wie schädlich sie sind?“
„Keine andere Spezies ist anfälliger für derartige Verlockungen als der Mensch und genau das macht ihn verführbar. Auf diese Weise schafft er sich durch seine eigenen Gefühle auch seine eigenen Dämonen. Die Intensität der Gefühle und die Persönlichkeit eines jeden Menschen, bestimmen welche Macht diese Dämonen auf den weiteren Verlauf seines Lebens haben. Und hier schließt sich der Kreis zur zweiten Theorie. Einige dieser so erschaffenen „Geister“ waren
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