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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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schlang. Sie fröstelte, doch das lag weniger an der Temperatur in der Hütte, als an ihrem gegenwärtigen Gesprächsthema.
    „Heyders Dämonen sind einfachster Natur. Für mich lässt das nur einen Schluss zu: Er bedient sich der Geister, die jeder Mensch in Form von unerfüllten Träumen und Wünschen in sich trägt. Durch seine Beschwörungen facht er diese Gefühle an und erweckt sie zum Leben. Wenn seine Opfer völlig von ihren Emotionen beseelt sind, verspricht erihnen Erfüllung. Wahrscheinlich könnte er auf diese Weise sogar einen beachtlichen Teil der Bevölkerung für seine Zwecke manipulieren.“
    „Meine Güte, das klingt erschreckend einfach“, murmelte Doro.
    „Das ist es auch.“
    Sie stand auf und ging zu dem alten, weiß lackierten Küchenbuffet, das neben dem Holzofen stand. Die Vorstellung, dass Heyder in der Lage war, Menschen zu treuergeben Wesen umzugestalten, ließ das Blut in ihren Adern gefrieren. Sie kniete nieder und öffnete die Türen des unteren Schrankteils.
    „Was suchst du?“, fragte Alexander.
    „Jod und Verbandszeug für deinen Arm“, entgegnete sie und begann die Töpfe und das Geschirr bei Seite zu schieben. Einen Augenblick später hielt sie ein grünes Metallkästchen mit einem weißen Kreuz darauf in der Hand. Sie kam zurück und setzte sich neben ihn.
    „Zieh bitte die Jacke aus“, sagte sie.
    „Die Mühe kannst du dir sparen. Das ist nur ein Kratzer“, erwiderte Alexander.
    Doro öffnete das abgegriffene Kästchen und nahm eine Mullbinde und das Jodfläschchen zur Hand. „Kann ich das bitte selbst entscheiden. Die Wunde gehört desinfiziert und ordentlich versorgt. Unter normalen Umständen würde ich dich zum Arzt bringen, damit der sie näht.“
    „Aber das hier sind keine normalen Umstände“, er hielt ihre Hand fest, „Und du weißt selbst, du wirst keine Wunde mehr finden.“
    Sie richtete ihren Oberkörper zu voller Größe auf und musterte ihn wachsam. Um seine Pupille bildete sich ein leuchtend goldener Kranz, der sich langsam über seine ganze Iris ausweitete. Ein schonungsloses Gefühl meldete sich zurück. Gelal und Alexander waren ein und dieselbe Person, was bedeutete: Sie befand sich allein mit einem Dämon in Menschengestalt in einer kleinen Hütte irgendwo im Wald, dessen vorrangiges Ziel lediglich darin bestand, sie für seine Seite zu gewinnen. Möglichst unauffällig versuchte sie den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern.
    „Du willst etwa weglaufen?“, fragte er, während er sanft ihre Schultern umfasste. Seine Augen ruhten abwartend auf ihr. Seine Gesichtszüge verrieten, dass er über ihre Überlegungen Bescheid wusste.
    Sie schüttelte in einer halbherzigen Geste den Kopf. „Die Wahrheit zu vermuten ist eine Sache, sie zu kennen eine ganz andere“, antwortete sie halblaut, dann hob sie lauschend den Kopf, „Hörst du das auch?“
    Alexander nickte. „Sie kommen.“
    Doro stand auf, um hinauszublicken. Das anfängliche Gemurmel hatte sich zu lautem Stimmengewirr erhoben. Sanne und Andress kehrten mit Verstärkung zurück. Nicht mehr lange und Heyders Dämonen hatten ihren Zufluchtsort erreicht.
    Alexander stand hinter ihr, seine Hände umfassten ihre Oberarme, seine Lippen lagen an ihrem Hals. Zuerst dachte sie, er würde sie küssen oder irgendetwas anderes Absurdes tun, stattdessen legte er sein Gesicht nahe an ihres und flüsterte: „Ganz gleich, was in den nächsten Minuten geschieht. Du wirst diese Hütte nicht verlassen, du wirst dich vom Fenster fernhalten und du wirst vor allem nicht hinausschauen.“ Er blickte ihr ins Gesicht. Seine goldenen Augen funkelten ihr wie zwei helle flammende Punkte entgegen. „Du musst mir vertrauen, Doro, so wie ich dir vertrauen muss. Hast du mich verstanden?“
    „Ja“, erwiderte sie leise.
    Alexander ging in Richtung Tür. Im Rahmen blieb er noch einmal stehen. In einer unmenschlich geschmeidigen Drehung wandte er sich zu ihr um. „Enttäusch´ mich bitte nicht“, sagte er. Das herausfordernde Funkeln in seinen Augen unterstrich den mahnenden Ton seiner Worte.
    Sie schüttelte den Kopf und Alexander schenkte ihr das geheimnisvolle Lächeln eines Mannes, der in eine Schlacht mit ungewissem Ausgang zog.
     
    Sie setzte sich wieder auf die Couch und wickelte die verschlissene Decke um ihren Körper. Alexander war da draußen und er war allein. Ihm gegenüber stand eine Übermacht an aufgebrachten Besessenen, die nur ein Ziel verfolgten: Ihn zu töten.
    Ein weißblaues, blitzartiges

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