Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
seiner Beute. Das fahle Mondlicht genügte, um zu erkennen, dass er sich am seelischen Schmerz und der ekstatischen Angst seines Opfers labte. Angarath konnte nicht sagen, wie oft sich die Szene wiederholte, denn er hatte sich das Mitzählen verweigert.
„Spar dir deine Kräfte“, knurrte Gelal nach einer Weile, „du wirst sie noch brauchen.“
„Wenn ich dir alles erzähle, lässt du mich dann gehen?“ In Susannes Stimme schwang neben panischer Angst auch ein leiser Unterton der Zuversicht mit.
„Du bietest mir also einen Handel an“, antwortete Gelal. Auf seinem Gesicht waren die Züge eines gemeinen Lächelns zu erkennen.
„Doro, Dorothea Bergmann, steckt hinter allem. Sie ist auf Heyders Seite. Wenn das alles hier vorbei ist, wird sie ihn heiraten.“
Gelal stand über ihr. Seine Klauen schlugen sich in den Stoff ihrer Jacke. Erbarmungslos zog er sie auf die Beine. Susanne schrie vor Schmerz auf, als ihre Füße den Boden berührten.
„Du lügst“, zischte er. Eine Hand löste sich von ihrer Jacke und packte dafür ihre Haare. Sein Opfer baumelte jetzt wie eine Marionette über dem Boden.
Susanne legte flehend die Hände aneinander. „Nein. Das ist die Wahrheit. Sie hat Alexander Maar nie geliebt, sie hat ihn die ganze Zeit über nur benützt, wegen Heyder. Sie will von ihm nichts, außer der Information, wo sich das Arcanum befindet. Und sobald sie es haben, wollen sie dich und die all anderen freien Incubi töten.“
Er schüttelte Susanne hin und her. Sein Opfer begann auf eine eigenwillige, unrhythmische Art in der Luft zu tanzen.
„Wer wird mich töten?“, fragte er leise und in einem vertraulichen Plauderton, der selbst Angarath einen Schauer über den Rücken jagte.
„Eric Tanner und Dorothea. Die beiden haben bereits alles dafür vorbereitet und Dorothea war es auch, die den Überfall im Wald inszeniert hat. Glaub mir doch, sie steht nicht auf deiner Seite. Sie hat nur alles perfekt eingefädelt, um dein Vertrauen zurückzugewinnen. Das war Teil ihres Plans.“
Angarath presste die Lippen aufeinander, um nicht laut aufzuschreien. Er konnte nicht fassen, wie leichtfertig dieses unwürdige Geschöpf log und Doro damit in höchste Gefahr brachte.
Gelals Zorn kannte keine Grenzen mehr. Er schleuderte Sannes Körper wie eine Puppe in die Höhe, fing sie auf und umgriff ihren Hals mit beiden Klauen. Es war ein schneller, kraftvoller Ruck, der Sannes Kopf von ihrem Rumpf trennte. Gelal ließ beide Teile achtlos fallen. Er ging in die Hocke, um seine Hände auf dem grasigen Untergrund vom Blut zu befreien. Seine Augen leuchteten und blickten in die Richtung, in der Angarath sich verborgen hielt. Angarath kauerte sich tiefer in das schützende Gebüsch. Er wollte um jeden Preis verhindern, dass sein Feind ihn entdeckte.
Gelal richtete sich auf. Sein muskulöser Körper glänzte seidig im Licht des Vollmondes. Die Lebenskraft der getöteten Dämonen hatte ihm zusätzliche Stärke verliehen. Er hob den Kopf, seine Nüstern weiteten sich. Minutenlang witterte er regungslos in die Nachtluft, bevor er sich wegdrehte und in der Hütte verschwand.
Angarath vergrub sein Gesicht zwischen den Händen. So sehr der menschliche Teil in ihm ihn auch drängte, Gelal herauszufordern, um das Leben seiner Tochter zu schützen, so wenig konnte er sich gegen Heyders Bann wehren, der ihm jegliches Eingreifen verbot, solange sich das Arcanum noch in Alexander Maars Besitz befand. Er erhob sich aus seinem Versteck und sah zu der verlassen wirkenden Hütte hinüber. Er musste Doro schutzlos ihrem weiteren Schicksal überlassen. Allein der Bannkreis, der die Hütte umzog, bot für ihn ein kaum zu überwindendes Hindernis. Denn kein Dämon, der von einem menschlichen Geist ins Leben gerufen wurde, war in der Lage, eine Sperre zu überwinden, die von einem Fürsten der Zwischenwelt und einer Magischen errichtet worden war. Angarath wandte seinen Blick ab, denn gegen Gelal war er machtlos. Ihm blieb nichts weiter übrig, als die Seelen der Toten freizusprechen, sobald sein Gegner den Schauplatz verlassen hatte. Für die Zweiundsiebzig und ihre Höllische Brut waren diese Seelen ohnehin wertlos, weil sie nicht verpfändet waren. Irgendwann würden sie einen neuen Menschen finden und dann drehte sich für Seelenrad des Schicksals von Neuem.
Was die Beseitigung der Leichen betraf, so war es Heyders Aufgabe, dieses Chaos aus der Welt zu schaffen. Und mit Sicherheit würde ihm die passende Lösung einfallen. Menschen
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