Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
wie Heyder hatten immer genügend Macht und Einfluss, um die Dinge in ihrem Sinn zu regeln…
Doros Blick war starr auf die Holztür gerichtet. Sie spürte die Erleichterung, als sich nach einer halben Ewigkeit die Türklinge mit einem leisen Quietschen nach unten bewegte. In wenigen Sekunden konnte sie Alexander endlich wieder in die Arme schließen. Sie sprang von dem Sofa auf und erstarrte.
Da stand nicht Alexander vor ihr, sondern ein fast drei Meter hohes Wesen. Es besaß zwar einen menschlich wirkenden Leib, doch anstelle eines Männergesichtes befand sich auf seinem Hals ein gewaltiger Widderkopf mit mächtigen Hörnern und stechend gelben Augen. Sein Haupt war vollständig mit seidig glänzendem, weißem Fell bedeckt, ebenso Hüfte, Gesäß und Beine. An Hals und Rückgrat zog sich eine buschige Mähne entlang. Die bläulich schimmernde Haut seines Oberkörpers und seiner Arme war mit unzähligen Blutspritzern übersät, ebenso sein sanft anmutendes Maul, das sich in diesem Augenblick zu einem bösen Grinsen verzog und eine Reihe messerscharfer, spitzer, raubtierartiger Zähne entblößte.
Gelal!
Er trat Doro entgegen. Seine Haltung war leicht nach vorne gebeugt. Die niedrige Deckenhöhe der Hütte gestattete es ihm nicht, sich zu voller Größe aufzurichten. Einen halben Meter vor ihr blieb er stehen. Seine glühend goldenen Augen waren direkt auf sie gerichtet, als wollte er sie durchbohren.
ihr wich zurück, doch das Sofa versperrte ihr den Weg.
„Das ist seltsam“, sagte er mit diesem eigenartigen Zischen in der Stimme.
„Was?“, flüsterte sie erstickt.
„Dass du dich fürchtest. Hast du mich nicht höchst persönlich um Hilfe gebeten, meine Braut?“
Sie wollte sich rühren, doch die Bewegung steckte plötzlich in ihren zitternden Gliedern fest.
„Also, warum hast du dann Angst vor mir? Vielleicht, weil du doch etwas zu verbergen hast?“, fragte Gelal. Er kam noch näher an sie heran.
Sie schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich verberge nichts vor dir.“
„Bist du dir da ganz sicher?“
„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
Gelals klauenartige Finger packten sie und stemmten sie hoch bis ihre Gesichter auf einer Höhe waren. Sie zitterte immer noch am ganzen Leib vor Furcht, trotzdem verbot ihrer Kehle einen erschrockenen Aufschrei.
„Sag, warum haben sie dich verschont?“, knurrte Gelal.
Er war ihr jetzt so nahe, dass sie das Blut auf seinem Fell riechen konnte.
„Ich weiß es nicht“, schrie sie. Ihre Angst drohte in Panik umgeschlagen. Sie wollte einfach nur weg. Weg von dieser Kreatur, die vor wenigen Minuten noch in dem Körper eines attraktiven Mannes gewohnt hatte. Und raus aus diesem nicht mehr enden wollenden Albtraum, der sie gerade an ihre ganz persönlichen Grenzen brachte.
„Dann will ich es dir sagen.“ Gelal ließ Doro fallen. Ihr Rücken prallte in die hervortretenden Sprungfedern des Sofas und schnitt ihr den Atem ab. Sie hustete und rang nach Luft, doch ihr Zustand schien ihn nicht zu kümmern, denn er zog sie ungeachtet mitsamt der Couch in die Mitte des Raumes und postierte sich hinter die Rückenlehne. Sekunden später wurde sie von einer kraftvollen Pranke an der Schulter gepackt und wieder aufgerichtet. Gelals Haupt lag jetzt dicht neben ihrem eigenen. Eine Hand hielt ihre Haare im Nacken umklammert und fixierte ihren Kopf.
„Wo ist Alexander?“, wisperte sie hilflos.
Gelal stieß ein heiseres Lachen aus. „Glaubst du, er wäre gnädiger zu dir? Meinst du, deine weiblichen Reize könnten ihn wirklich mehr locken als mich?“ Er wirbelte um das Sofa herum, bevor er direkt vor ihr in die Hocke ging. „Spaß beiseite, Süße. Du weißt, wer ich bin und du weißt, was ich von dir verlange. Dasselbe hatte ich eigentlich von dir erwartet. Ich hatte mich der trügerischen Illusion hingegeben, dass wir für die gleiche Sache kämpfen. Nun muss ich erkennen, dass du mich verraten hast.“ Er machte eine Pause und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände.
Ihre Finger umschlossen protestierend seine muskulösen Handgelenke. Sie wollte nicht von ihm berührt werden.
Gelal verzog die Lippen zu einem hämischen Grinsen. „Auch wenn die Gefühle deiner dämonischen Freunde überwiegend aus Angst bestanden, eine Emotion, die uns Incubi eigentlich gar nicht mundet, so hatte ihr Tod auf eine gewisse Weise doch etwas Berauschendes. Das liegt daran, dass jeder einzelne von ihnen einmal ein Mensch war. Und wie Menschen haben sie reagiert. Sie haben
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