Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
irgendeine abenteuerliche Geschichte aufzutischen, dazu wusste er viel zu genau über sie Bescheid. In dieser Situation war keine Antwort unter Umständen besser als eine eindeutig falsche.
„Habe ich dir erlaubt, dieses Zimmer zu betreten?“, wollte er wissen.
Doro schüttelte kaum merklich den Kopf, seine linke Hand hielt immer noch ihr Kinn.
Alexander legte seine Lippen dicht an ihr Ohr. „Warum tust du es dann trotzdem?“, wisperte er. Das Flüstern überzog sie wie ein Schauer aus Eisspitzen und war noch unerträglicher als der frostige Unterton, der seine Worte zuvor untermauert hatte.
Sie sammelte das letzte Bisschen Mut aus allen Winkeln ihres Körpers zusammen, der ihr noch verblieben war. „Ich weiß es nicht“, sagte sie leise.
Alexander ließ ihr Kinn los. Sein Kopf lag immer noch dicht an ihrem Ohr. „Du weißt nicht, warum du verbotene Dinge tust?“, fragte er, dann ergriff er sie mit beiden Armen. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Sein Flüstern schwoll zu einem bedrohlichen Donnern an. „Lüg mich nicht an, kleine Doro“, brüllte er und stieß sie von sich fort.
Sie zuckte unter dem Widerhall seiner Stimme zusammen. Hilflos taumelte sierückwärts, bis sie gegen den Schreibtisch prallte. In einem schützenden Reflex wickelte sie den Bademantel enger um ihren Körper. Sie zitterte am ganzen Leib, denn Alexanders Benehmen machte ihr angst. In dieser Sekunde wollte sie einfach nur seiner Nähe entkommen, doch da war etwas, was sie an Ort und Stelle festhielt und ihr ein Davonlaufen unmöglich machte.
Alexander kam langsam auf sie zu. Sein hochgewachsener, aufrechter Körper, zeichnete sich trotz des wenigen Lichts irrwitzig scharf vom Rest des Raumes ab. Seine Mundwinkel bogen sich zu einem spöttischen Lächeln nach oben, das seinem Gesicht etwas Geisterhaftes gab. Ungefähr einen Meter vor ihr, blieb er stehen.
„Warum hast du mich nicht um Erlaubnis gefragt?“ Seine Stimme glich jetzt mehr einem Zischen als einem menschlichen Flüstern.
Verwirrt starrte Doro ihn an und hob verlegen die Schultern. Eigentlich lag die Antwort auf der Hand, denn Alexander hätte ihrem Wunsch nie entsprochen.
„Du hast mein Vertrauen missbraucht, Dorothea. Habe ich dir irgendeinen Grund dazu gegeben?“, wollte er wissen.
„Nein“, entgegnete sie tonlos.
Er machte Anstalten, sie wieder an den Oberarmen zu packen, hielt jedoch inne. „Warum hast du es trotzdem getan?“, fragte er. Der bedrohliche Unterton war weitgehend aus seiner Stimme verschwunden. Großzügig interpretiert klang er sogar eine Spur neugierig.
Doro räusperte sich. „Wie ich schon gesagt habe. Ich kann es dir nicht sagen. Irgendetwas hat mich vorangetrieben und mich schließlich zu dieser Dummheit veranlasst. Alex, bitte glaub mir, ich wollte dich weder verletzten noch wollte ich dein Vertrauen missbrauchen.“
„Du meinst also, du könntest mich verletzten?“ Alexander lächelte überheblich, „Ich denke, du überschätzt dich.“ Er wurde wieder ernst. „Bist du auf Heyders Befehl hier eingedrungen?“
„Nein. Und ich werde es ihm auch nicht erzählen.“
„Na schön. Was hast du gesucht?“
„Antworten.“
„Auf welche Fragen?“
Sie hob in einer resignierenden Geste die Hände. Er hatte sie bereits mit dem Rücken an der Wand. Was zum Teufel wollte er denn noch? „Herrgott, Alex“, rief sie lauter, als beabsichtigt. In der nächtlichen Stille kam ihr schriller Ausruf einem verzweifelten Hilfeschrei gleich. „Kannst du dir nicht denken, dass ich jede Menge Fragen habe?“
„Wegen deiner Recherche für ihn ?“
„Nein, wegen uns.“
Alexander hatte zwischenzeitlich auf seinem Schreibtischstuhl Platz genommen. Er wirkte entspannt und seine ursprüngliche Attraktivität war in sein Gesicht zurückgekehrt.
„Jetzt machst du mich ehrlich neugierig“, sagte er grinsend.
„Ich meine das ziemlich ernst. Ich habe keine Ahnung, wer du eigentlich bist und womit du deinen Lebensunterhalt verdienst.“
Er grinste immer noch. „Liebes, ich bin Historiker und ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit dem Begutachten und Beschaffen antiker Bücher. Vornehmlich Bücher, die sich mit Dämonen beschäftigen. Und das weißt du.“
Sie machte eine Handbewegung in Richtung der klimatisierten Glasvitrinen. „Sind das alles Beschwörungsbücher?“
„Nein. Nur etwa achtzig, fünfundachtzig Prozent haben mit den Wesen der Schattenwelt zu tun.“
„Ich nehme an, die meisten sind
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