Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
lindern. Bei jeder Berührung hatte er dafür gesorgt, dass ihre körperlichen Gebrechen ein klein wenig schwächer wurden. Die Besserung kam nicht laut und plötzlich, sondern leise und schleichend. Vielleicht hatte sie die Veränderungen, die in ihr vorgingen, nicht einmal richtig bemerkt. Er durfte nichts unversucht lassen, um sich ihre absolute Loyalität zu sichern. Nur so konnte sie ein echtes Bindeglied und sowohl ein Teil der einen wie auch der anderen Welt werden. Stetig ermahnte er sich zur Vorsicht. Noch konnte er ihr nicht trauen. Sie hatte bereits etwas sehr Dummes getan, als sie unerlaubter Weise in das geheime Arbeitszimmer vorgedrungen war. Es war ein Moment seiner Unachtsamkeit gewesen, den sie geschickt für sich genutzt hatte. Sein Eingreifen zu ihren Gunsten hatte ihn geschwächt und so war er gezwungen, auch etwas von ihrer Lebenskraft zu fordern. Nicht viel, nur ein bisschen für den reinen Selbsterhalt. Als seine Kräfte trotzdem weiter schwanden, blieb ihm keine andere Wahl. Er musste sie und die Mühle verlassen, um Nahrung zu finden. Er brauchte Gefühle, die ihn stärkten. Kein leichtes Unterfangen in einem Dorf, in dem Frustration und Angst die Vormachtsstellung hielten. Er schüttelte sich bei dem Gedanken an den Seelenmüll, der ihm wochenlang als einzige Nahrungsquelle gedient hatte. Gelal schnaubte wütend bei dem Gedanken, welchen Schaden ihr unerlaubter Besuch in dem Zimmer hätte anrichten können. Er war gerade noch rechtzeitig zur Mühle zurückgekehrt, um sie vor sich selbst zu schützen. Sie war noch lange nicht so weit, um das, was sich in diesem Raum befand zu beherrschen. Und selbst, wenn sie es meisterte, so konnte er sich nicht sicher sein, dass ihre Macht in die falschen Hände gelangte. Noch war sie in jeder Hinsicht menschlich, schwach, von Selbstzweifeln geplagt und viel zu leicht zu beeinflussen. Noch war sie nicht in der Lage, die Bürden zu tragen, die ihre Bestimmung ihr auferlegte. Vielleicht würde sie es nie schaffen. Vielleicht würde sie auch irgendwann versuchen, ihn zu verraten. Die Vorstellung brachte ihn in Rage. Kein Mensch, nicht einmal sie hatte das Recht dazu, ihn zu hintergehen. Immer heftiger forderte er nun sein wehrloses Opfer heraus. Er wusste genau, was in der Dunkelhaarigen vorging. Die schönen Träume begannen sich zu wandeln. Aus ihren geheimsten Wünschen wurde Besessenheit, die langsam aber sicher ihren Verstand auffüllte wie ein hohles Gefäß. Die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit verschwammen im dichten Nebel der Umnachtung. Schon bald war sie nicht mehr Herr ihrer Sinne. Dann konnte sie nicht mehr unterscheiden, was sie tatsächlich durchlebte und was ins Reich der Träume gehörte. Die Gier nach Zuneigung, die sie ihm in diesem Moment offenbarte, war pure Lebenskraft und er wollte keinen Tropfen ihrer deliziösen Emotionen vergeuden. Ein Gefühl der Sättigung floss durch seine Adern und überflutete seinen Körper mit Wärme. Sie wand sich unter ihm, als er tief in ihr Bewusstsein vordrang, aber sie leistete keinen Widerstand. Er spürte wie ihre Gefühlsregungen durch seinen Körper ebbten, wie sie alles mit ihm teilte, was sie in diesen Sekunden bewegte. Die Intensität ihrer Empfindungen nahm zu. Die anfängliche Wärme steigerte sich zu gleißender Hitze, die sich wie ein Strom aus glühender Lava durch seinen Leib wälzte. Es waren für ihn Augenblicke höchsten Genusses, denn Lust war das emotionale Filetstück, das eine Menschenfrau in seinen Augen zu bieten hatte. Gierig sog er die Köstlichkeiten ihrer Seele auf. In den vergangenen Wochen konnte er sich an keine Vereinigung erinnern, die ihn derart kräftigte und belebte. Lange würde sie seinem Tun nicht mehr Stand halten, ohne dass ihr Verstand Schaden nahm. Die unerträgliche Hitze, die von ihr ausging, war ein sicheres Zeichen dafür. Ihre körperlichen Systeme standen kurz vor dem Zusammenbruch. Es war Zeit, von ihr abzulassen, doch er zögerte einen Wimpernschlag zu lange…
Gelal fühlte, wie sich der heiße Strom in seinen Adern zu Eis verwandelte. Dem betörenden Geschmack, an dem er sich gerade noch gelabt hatte, haftete ein widerlicher Beigeschmack an, als hätte er an einer faulenden Wunde geleckt. Er löste seinen Geist von seinem Opfer und blickte auf sie herab. Ihr Körper war unnatürlich verdreht, ihr Gesicht leichenblass und entstellt, als hätte sie dem Teufel persönlich ins Antlitz geblickt. Ihr Brustkorb hatte aufgehört, sich unter ihren
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