Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
Originale.“
Alexander blickte sie irritiert an. „Es sind ausnahmslos Originale. Worauf willst du hinaus?“
Für einen kurzen Moment gab sich Doro der Illusion hin, die Oberhand über das Gespräch gewinnen zu können. „Dann bist du wohl so etwas wie ein passionierter Sammler?“
„Wenn du es so nennen willst.“
„Ich kenne Menschen, die sammeln alles Mögliche, aber eines haben sie alle gemeinsam. Sie sind stolz auf das, was sie zusammengetragen haben und wollen ihre Schätze zeigen. Du bist in dieser Hinsicht völlig anders.“
Alexander faltete die Hände in seinem Schoß. „Ja. Die Erklärung ist simpel. Denn im Vergleich zu manch einem Buch in dieser Sammlung, kann eine harmlose Briefmarkenkollektion keinen irreparablen Schaden anrichten.“ Er winkte sie zu sich her und bat sie mit einer Geste, sich auf seinem Schoß niederzulassen. Zögernd folgte sie seiner Aufforderung. Er legte einen Arm um ihre Hüfte und zog sie sanft an sich heran.
„In diesen Schränken“, sagte er eindringlich, „befinden sich Schriftstücke, die in der Lage sind, die Welt, wie du sie kennst, aus den Angeln zu heben. Wenn man sie zu nützen weiß.“
„Ist jeder Mensch dazu fähig, diese Bücher… zu benützen?“
Alexander schüttelte den Kopf. „In vollem Umfang können das nur sehr wenige und sehr außergewöhnliche Menschen.“
„Menschen wie Heyder?“
Er lächelte verneinend. „Thomas Heyder ist nicht außergewöhnlich. Trotzdem stellt er eine Gefahr dar, weil er mächtig ist.“
Doro sah ihn erstaunt an. „Wieso?“
„Weil er über genügend Macht verfügt, dass er sich genau diese außergewöhnlichen Menschen kaufen kann. Und auch, wenn diese Menschen über besondere Fähigkeiten verfügen, sind sie für die Verlockungen, die Heyder ihnen bieten kann, genauso empfänglich wie jeder andere auch.“
„Und welche Rolle fällt dir in dieser Angelegenheit zu?“, fragte sie.
„Sagen wir mal, ich setze mich dafür ein, dass die Bücher nicht in die falschen Hände fallen. Das ist auch der Grund, warum ich keiner Menschenseele gestatte, mein Arbeitszimmer zu betreten. Die Verlockung, die sich hier drin befindet ist verdammt groß.“
„Und was ist mit dir? Bist du gegen diese Verlockung etwa immun?“
Er nickte ohne zu zögern. „Ja. Denn es ist nicht meine Bestimmung, die Welt zu verändern oder zu beherrschen.“
„Was dann? Alte Bücher vor irgendwelchen übernatürlichen Erdenbürgern zu beschützen?“
„Ich würde es eher so formulieren, dass es meine Aufgabe ist, die Menschheit vor der Macht dieser Bücher zu schützen.“
Doro stand von seinem Schoß auf. „Mag sein, dass du den tieferen Sinn deiner geheimnisvollen Sammelleidenschaft verstehst. Ich tue es jedenfalls nicht. Wenn du mich fragst, ist das hier alles nur eines: Befremdlich .“
Alexanders Gesichtszüge verfinsterten sich erneut und seine Stimme bekam wieder diesen eisigen Unterton. „Es steht dir jederzeit frei zu gehen. Ich werde dich nicht aufhalten.“
Sie machte ein paar zaghafte Schritte in Richtung Tür, dann sie stehen blieb. Hilfesuchend drehte sie sich zu Alexander um. Sein Mienenspiel zeigte keine Regung. Er saß weiterhin in abwartend lässiger Haltung da und beobachtete sie in ihrer ganzen Unentschlossenheit. Nach einer Weile fragte er leise: „Warum zögerst du noch?“
Sie konnte nicht gehen, selbst, wenn sie sich dazu zwang. Etwas befahl ihr zu bleiben. Etwas, das stark war und das keinen Widerspruch duldete. Etwas, das danach strebte, durch sie noch mächtiger zu werden. Doro rang sich ein mühevolles Lächeln ab. Ohne es zu wollen, geriet sie immer tiefer in ein perfides Spiel bei dem Gut und Böse so dicht beieinander lagen, dass es nahezu unmöglich war, das eine von dem anderen zu trennen. Falls die Grenzen nicht sowieso fließend waren. Das hatte Alexander zumindest bei ihrem ersten Interview behauptet und allmählich neigte sie dazu, seine Meinung zu teilen. Wer besaß das alleinige Recht zu entscheiden, was erlaubt war und was unterbleiben musste? Nüchtern gesehen war Gut oder Böse lediglich eine Sache des Betrachtungswinkels und variierte je nach dem, auf welcher Seite man stand. Das galt auch für sie, bloß hatte sie ihre genaue Position noch nicht gefunden.
Kapitel 13 – Jäger und Beute
Gelal blickte auf die dunkelhaarige Frau mittleren Alters, die sich bei der Erinnerung an seine Berührungen wohlig räkelte. Die Vereinigung mit ihr war nahrhaft gewesen. Nach allen
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